Julia Extra Band 0347
Krankenhaus genügt mir völlig“, gab er mit grimmigem Lächeln zurück. „Ich habe in der Vergangenheit vielen Gefahren ins Auge gesehen, aber jetzt, da ich wie ein Monster aussehe, fehlt mir sogar der Mut, in ein Restaurant zu gehen.“
„Sie sehen nicht wie ein Monster aus“, erwiderte sie sachlich. „Aber ich kann Sie verstehen.“
Er sah ihr in die Augen. „Dann bleiben Sie hier, Katherine.“
Ergeben seufzte Katherine auf. „Na gut. Obwohl das ein Fehler ist. Es wird mir danach noch schwerer fallen, mich wieder an den Alltag zu gewöhnen.“
„Aber Sie haben doch einen Geliebten.“
„Andrew ist nicht mein Geliebter!“, fauchte sie. „Und nach dem ganzen Theater, das er veranstaltet hat, bin ich mir nicht einmal sicher, ob ich ihn noch als Freund haben will.“
„Er ist sicher nicht der erste Mann, der Ihr Geliebter sein möchte“, sagte Roberto, während er sich ein Stück Käse abschnitt.
„Nein. Aber ich hatte bisher nur sehr wenige Beziehungen.“
Fragend sah Roberto sie an. „Warum?“
Eigentlich war es nicht ihre Art, über ihr Privatleben zu sprechen, doch Roberto schien aufrichtig interessiert zu sein. Außerdem würde sie ihn nach ihrer Abreise sowieso nie wiedersehen. „Ich muss einen Mann gern haben und respektieren, bevor ich mit ihm schlafe. Als Studentin galt ich als seltsam, weil ich wählerisch war, statt fröhlich in alle möglichen Betten zu springen.“
Seine Augen funkelten vor Vergnügen. „Die Männer, die Sie erwählten, wurden sicher sehr beneidet.“
„So viele waren es nicht! Ich war auch gern mit Freundinnen unterwegs. Eine von ihnen, Rachel Frears, ist inzwischen mit Alaister, meinem Mitbewohner, verlobt.“ Sie seufzte. „Die beiden wollen demnächst zusammenziehen, und dann werde ich mir einen neuen Mieter suchen müssen.“
„Aus finanziellen Gründen?“
Katherine nickte. „Ich liebe meinen Job, aber das Gehalt ist nicht gerade üppig. Um mein Haus zu behalten, brauche ich die Mieteinnahmen aus den Wohnungen.“ Allmählich hatte sie es satt, nur über sich zu sprechen, und so drehte sie kurzerhand den Spieß um. „Hatten Sie ein wildes Studentenleben?“
„Ich war nicht auf dem College.“ Er machte eine Pause. „Wollen Sie nicht wissen, warum?“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich fühle mich geehrt, dass Sie mir von dem Unfall erzählt haben, Roberto, aber Sie müssen mir nicht alles beichten.“
„Endlich haben Sie mich beim Vornamen genannt!“ Er strich über ihre Hand. „Sie fragen sich bestimmt, wie ich, ohne zu arbeiten, in solch einem Luxus leben kann.“
Reglos saß sie da, um ihren Herzschlag zu beruhigen, der durch seine flüchtige Berührung ins Stolpern geraten war. „Wahrscheinlich sind Ihre Eltern reich genug, um Ihnen diesen Lebensstil zu ermöglichen.“
„Das ist richtig. Doch bis zu dem Unfall habe ich auf der Estancia gearbeitet. Dann bin ich zur Hochzeit eines Freundes hierhergekommen und habe Elena kennengelernt, die mich fast umgebracht hätte.“ Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem freudlosen Lächeln. „Das Schicksal ist eine grausame Herrin. Im Moment bin ich für niemanden eine Hilfe. Aber sobald ich wieder bei Kräften bin, werde ich nach Brasilien zurückkehren und meinem Vater die schwere Arbeit abnehmen. Die Estancia Grande ist mein Erbe“, fügte er schlicht hinzu. „Sind Sie müde?“
„Nein.“
„Dann machen Sie mir doch die Freude, mich auf einen Spaziergang im Mondschein zu begleiten.“
„Liebend gern.“ Leichtfüßig sprang Katherine auf und streckte Roberto die Hand entgegen.
Ohne Murren ließ sich Roberto von ihr aufhelfen. An der Säule auf der oberen Verandastufe knipste er einen Schalter an, worauf im ganzen Park Lämpchen angingen.
„Wie hübsch“, sagte Katherine erfreut. „Wenn Sie meinen Arm nehmen, Senhor Sousa, können Sie auf Ihren Stock verzichten.“
„Mit Vergnügen.“ Er bot ihr seinen Arm, damit sie sich unterhaken konnte.
Während sie gemächlich durch den Park spazierten, sagte er: „Wenn ich nachts nicht schlafen kann, komme ich oft hierher. Stört es Sie, so langsam zu gehen?“
Katherine lachte. „Es hat mich gestört, als ich dringend mit meiner Arbeit weitermachen wollte, aber jetzt finde ich es schön, einfach herumzuschlendern. Ich habe es nicht eilig, ins Bett zu kommen.“
Wohingegen Roberto, umweht von Katherines Duft, das plötzliche Verlangen überfiel, sich Katherine zu schnappen und eilends in sein Bett zu befördern. Da dieser Wunsch
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