Julia Extra Band 0347
beschloss, diese Bemerkung zu ignorieren. „Ich gehe eine Runde schwimmen. Kommen Sie mit?“
„Gern.“ Er stand auf und streifte Hemd und Jeans ab.
Katherine rannte schon einmal voraus und tauchte mit einem Kopfsprung ins Wasser. Als sie sich am Ende des Beckens umdrehte, stand Roberto am Rand und lachte ihr zu. Verstohlen musterte sie ihn. Beim Anblick dieses straffen, gebräunten Körpers würde sich keine Frau der Welt an seiner Gesichtsnarbe stören. „Kommen Sie rein!“, rief sie. „Es ist wunderschön.“
So wie du, sereia linda, dachte Roberto, während er in den Pool hechtete. Nach wenigen kraftvollen Zügen war er bei Katherine angekommen, die ihn mit blitzenden Augen anlächelte. Es bedurfte all seiner Beherrschung, um Katherine nicht an der Taille zu packen und an sich zu ziehen. Deus, es war lange her, seit er eine Frau in den Armen gehalten hatte.
„Für ein Wettschwimmen bin ich zu sehr aus der Übung“, sagte sie bedauernd. „Aber ich kann ja versuchen, eine Weile mit Ihnen mitzuhalten.“
Nach zwei Bahnen legte Katherine an Tempo zu und schwamm mit triumphierender Miene an ihm vorbei. Lachend legte er sich ins Zeug, holte auf und ließ Katherine hinter sich zurück.
„Puh, ich kann nicht mehr“, keuchte sie, als er sie zur Treppe zog.
„Sie sind eine gute Schwimmerin, Dr. Lister.“
„Mir fehlt es an Kondition. Sie sind ja noch nicht einmal außer Atem!“
„Stimmt, an Kondition mangelt es mir nicht.“ Er warf seine nassen Locken zurück. „Für mein Trainingsprogramm muss ich noch ein paar Bahnen schwimmen. Ich schlage vor, wir treffen uns in einer halben Stunde auf der Veranda zum Kaffee.“
„Gut.“ Katherine wrang das Wasser aus ihrem Zopf, wickelte sich in ein Badetuch und ging ins Haus. Sie duschte rasch und zog sich dann eine Jeans und ein leuchtend rotes T-Shirt über. Ein Gefühl der Wehmut ergriff sie, als sie daran dachte, dass diese wunderschöne, intensive Zeit auf der Quinta bald ein Ende haben würde. Katherine beschloss, jeden verbleibenden Moment auszukosten.
Als sie auf die Veranda kam, lehnte Roberto an einer Säule und blickte in den Park hinaus.
„Das ging ja schnell“, sagte er und wandte sich ihr zu. Er führte sie zum Tisch, wo der Kaffee bereitstand. „Lidia hat mir erzählt, dass Sie kaum etwas gefrühstückt haben. Ich bestehe darauf, dass Sie Lidas Törtchen probieren!“
„Oh, gern. Nach dem Schwimmen bin ich immer völlig ausgehungert. Sie müssen ja keine Diät mehr machen, um in ein Rennauto zu passen.“
„Das ist ein Vorteil“, stimmte er zu.
„Warum sind Sie eigentlich von dem Gedanken besessen, Ihre Narbe verwandle Sie in ein Monster?“, fragte Katherine.
„Finden Sie die Narbe nicht hässlich, Katherine?“
„Nein. Ich finde vielmehr …“
„Vielmehr was?“, hakte er interessiert nach.
„Als ich Sie vorhin in der Badehose sah, habe ich mir im Stillen gedacht, dass sich die Frauen bei diesem Anblick einen Teufel um Ihre Narbe scheren würden.“
Er brach in schallendes Gelächter aus. „Vielen Dank für das Kompliment, Dr. Lister. Oh, Sie erröten schon wieder! Mache ich Sie so verlegen, Katherine? Verzeihen Sie, das ist nicht meine Absicht – obwohl Sie mit diesen rot angehauchten Wangen sehr schön aussehen.“
„Sie übertreiben, Senhor Sousa!“
„Roberto, por favor! Und ich übertreibe nicht. Sie sind nicht nur schön, Sie sind auch intelligent. Eine faszinierende Mischung.“ Er trank einen Schluck Kaffee. „Ich habe über Ihre gestrigen Worte nachgedacht. Sie haben recht, Katherine. Ich habe die Estancia und diese wunderschöne Quinta. Und anders als mein geliebter Bruder bin ich noch am Leben. Ich sollte Gott dafür danken, statt wegen meiner Narbe und meines Beins zu jammern. Ach, übrigens, heute Nachmittag kommt ein Kurier, um das Bild abzuholen.“
„Ich kann Ihnen beim Verpacken helfen“, bot Katherine spontan an.
„Gern.“ Vorsichtig streckte er sein Bein aus. „Wissen Sie, Katherine, ich habe ein wenig Angst, dass Sie sich hier langweilen und es bedauern, nicht nach Viana do Castelo gefahren zu sein.“
„Langweilen? Hier?“ Sie deutete auf die sonnenbeschienene Landschaft. „Welcher Ort könnte da mithalten?“
„Nun, in Viana hätten Sie Cafés und Geschäfte.“ Seufzend fügte er hinzu: „Frauen lieben Shoppen.“
„Also ich kann auch ohne Shoppen leben“, bemerkte Katherine lapidar. „Mich würde es viel mehr reizen, die Minho-Region kennenzulernen.“
„Soll Jorge
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