Julia Extra Band 0347
Rocha schon als kommender Weltmeister gehandelt wurde, stieg er noch vor dem Höhepunkt seiner vielversprechenden Karriere aus dem Rennsport aus und kehrte in seine Heimat Brasilien zurück.
Noch lange betrachtete sie das unbeschwert lachende Gesicht, ehe sie den Laptop abschaltete und wieder ins Bett ging. Warum hat Roberto den Sport aufgegeben und ist wieder auf die Ranch zurückgekehrt, überlegte Katherine. Wieso? Auch sein Interesse an Malerei passte so gar nicht zu seiner früheren Karriere. Kurz bevor sie einschlief, nahm sich Katherine vor, Roberto gleich morgen nach seinen Beweggründen zu fragen.
Als Pascoa mit dem Frühstück kam, hatte Katherine bereits ihren jadegrünen Badeanzug übergestreift und darüber Shorts und T-Shirt. Sie konnte es kaum erwarten, endlich schwimmen zu gehen. Hastig schlang sie ein halbes Brötchen hinunter und trank eine Tasse Tee, schnappte sich dann ihr Handtuch und eilte nach draußen. An den Liegen rund um den Pool waren bereits Sonnenschirme aufgespannt. Rasch zog sich Katherine bis auf den Badeanzug aus, legte ihre Kleidung auf die schmiedeeiserne Bank und hob ihr Gesicht einen Moment der warmen Sonne entgegen, ehe sie ins Wasser hechtete. Nachdem sie zwei Bahnen geschwommen war, tauchte Roberto mit einem Stapel Handtücher auf. Katherine kletterte aus dem Pool und lächelte ihm zu.
„Guten Morgen.“
In seinem Blick glomm etwas auf, das Katherine verlegen machte. Unwillkürlich nestelte sie am Träger ihres Badeanzugs.
„Bom dia, sereia linda!“
„Hm, bom dia heißt guten Morgen.“ Katherine wrang ihren nassen Zopf aus. „Und das andere?“
„Schöne Meerjungfrau. Und, Katherine, wie geht es Ihnen heute?“
„Wunderbar, vor allem jetzt, nach dem Schwimmen.“
Er reichte ihr zwei Handtücher. „Setzen wir uns eine Weile in die Sonne.“
Auf dem Weg zum Liegestuhl schlang sich Katherine das große Handtuch wie einen Sarong um die Mitte und trocknete sich mit dem kleineren Handtuch das Gesicht ab. „Was für ein himmlischer Morgen!“
Roberto legte sich neben sie in den Liegestuhl. „Haben Sie gut geschlafen?“
„Nicht besonders.“ Sie schlang die Arme um sich. „Ich muss Ihnen ein Geständnis machen, Roberto. Ich habe Sie gestern gegoogelt.“
Gleichmütig zuckte er die Achseln. „Gewisse Informationen sind nun mal allgemein zugänglich.“
„Eine sehr glamouröse Vergangenheit.“
„Es gab auch Schattenseiten. Um im Rennsport Erfolg zu haben, muss man Opfer bringen. Ich musste schon in jungen Jahren meine Familie verlassen, um mich dem Sport zu widmen.“
„Das war bestimmt sehr hart.“
„Ja. Ich hatte großes Heimweh.“ In Erinnerungen versunken starrte er vor sich hin. „Doch jedes Mal, wenn ich vor einem Rennen im Auto saß und den Helm aufsetzte, wusste ich, dass ich nirgendwo anders sein wollte.“
„Trotzdem haben Sie auf dem Gipfel Ihres Erfolgs alles hingeschmissen.“
„Mir blieb keine andere Wahl, Katherine. Mein älterer Bruder Luis war auf der Estancia die rechte Hand meines Vaters. Er wurde von einem Pferd totgetrampelt. Ich kehrte sofort nach Hause zurück, um meinen Eltern in ihrem Schmerz beizustehen. Eigentlich wollte ich nur eine Weile bleiben und danach wieder auf die Rennbahn zurück. Natürlich wusste ich, dass meine Eltern Angst um mich hatten und immer fürchteten, ich könnte wie Senna verunglücken. Doch in all den Jahren als Rennfahrer hatte ich niemals einen Unfall.“ Bitter lachte er auf. „Die einzige lebensgefährliche Situation erlebte ich dann auf der Heimfahrt von einem Restaurant.“
„Weil Ihre Freundin Elena am Steuer saß“, wandte Katherine ein.
„ E verdade. Aber sie war keine Freundin. Sie bot mir an, mit mir ins Bett zu gehen, wenn ich ihr eine größere Summe Geld geben würde, die sie angeblich dringend benötigte. Als ich ablehnte, riss sie mir den Autoschlüssel aus der Hand, rannte zum Wagen und schrie, wenn ich den Wagen zurückhaben wolle, müsse ich ihr das Geld geben.“ Mehr wollte er zu dem Thema offensichtlich nicht erzählen – vor allem nicht den Unfallhergang schildern. Er zuckte mit den Schultern. „Mit der Rennfahrerkarriere ist es jetzt jedenfalls vorbei.“
„Weil Sie sich vor der Welt verstecken“, konterte Katherine. „Herrgott, Roberto! Sie haben eine Narbe und Sie hinken, und? Sie haben überlebt, also reißen Sie sich …“ Errötend hielt sie inne, da Roberto zu lachen begann.
„Zum Glück sind Sie nicht Krankenschwester geworden!“
Katherine
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