Julia Extra Band 0347
aussichtslos war, zügelte er seine aufflammende Begierde und genoss die Schönheit des Augenblicks. Es war einige Zeit her, seit er eine Frau so nah neben sich gespürt hatte. Und außer seiner Mutter und seiner jungen Gattin, waren die Frauen, mit denen er in der Vergangenheit zu tun gehabt hatte, nie weiter gelaufen als von seinem Wagen zu irgendeinem teuren Restaurant.
„Warum schmunzeln Sie?“, fragte Katherine und musterte sein Profil, das sich scharf im Mondlicht abzeichnete.
„Es ist nicht sehr höflich, in Gegenwart einer schönen Frau über andere Frauen zu sprechen. Aber von den Frauen, die mir bisher begegnet sind, wäre keine zu einem Spaziergang bei Nacht bereit gewesen – oder auch bei Tag.“
„Waren es viele?“
„Genügend.“ Er zuckte die Achseln. „Ich hatte Geld. Und bis zu dem Unfall habe ich nicht gerade schlecht ausgesehen.“
Das ist ja wohl leicht untertrieben, dachte Katherine, während sie gegen das jähe Verlangen ankämpfte, sich enger an ihn zu schmiegen. „Waren das auch alles Schauspielerinnen wie die Frau, die Ihren Wagen zu Schrott gefahren hat?“
„Es waren auch ein paar Models dabei.“
Klar, was sonst? „Und wie haben Sie die Frauen kennengelernt, wenn Ihre Ranch so abgeschieden ist?“
„Ich habe viele Jahre im Ausland gearbeitet, bevor ich auf die Ranch zurückgekehrt bin.“
„Das hört sich ja recht geheimnisvoll an“, bemerkte Katherine.
„Es war nichts Kriminelles“, versicherte Roberto mit ironischem Unterton.
Als sie den Pool erreichten, rief Katherine entzückt: „Im Mondlicht sieht der Pool wie verzaubert aus.“ Am hinteren Ende erspähte sie eine schmiedeeiserne Bank. „Wollen wir uns eine Weile setzen, um den Anblick zu genießen?“
„Sie sind sehr taktvoll. In Wahrheit glauben Sie, dass ich mich ausruhen muss, nicht wahr?“, sagte er, als sie Platz nahmen.
„Nein, das war purer Egoismus. Meine hohen Absätze sind nicht gerade zum Wandern geeignet.“ Mit einem wohligen Seufzen lehnte sie sich zurück. Als sie nach kurzer Zeit wieder aufstand, stolperte sie. Sofort sprang Roberto auf, um sie festzuhalten, doch sein Bein rutschte weg, und sie fielen ineinander verschlungen auf die Bank zurück. Sie spürte, wie seine Arme sich anspannten. „Ich muss Sie leider loslassen“, flüsterte er. „Sonst laufen Sie morgen davon.“
4. KAPITEL
Wenn ich noch einen Rest an Vernunft habe, sollte ich wirklich weglaufen, dachte Katherine, sagte jedoch laut: „Stimmt. Gehen wir zurück.“
Auf dem Rückweg durch den Park wünschte Katherine, sie könnte diesem drängenden Verlangen nachgeben, sich in Robertos Arme zu schmiegen und ihn zu küssen. Doch ein Kuss würde unweigerlich zu mehr führen, und in dieser verzauberten Landschaft, mit diesem Mann war es um ihren Widerstand nicht zum Besten gestellt. Er hatte recht. Es bedurfte nur einen Moments, um sich zu – verlieben? Oder war es Begehren? Wie auch immer, in diesem Mondlicht fühlte es sich sehr gefährlich an.
In der Halle verabschiedete sich Roberto mit einem formvollendeten Handkuss. „ Boa noite, Katherine. Dorme bem. “
„Gute Nacht, Roberto. Bis morgen.“
„Ich freue mich schon sehr auf unseren gemeinsamen Tag.“
„Kein Training?“
„Das mache ich gleich nach dem Aufstehen. Mit dem Schwimmen warte ich dann auf Sie. Natürlich nur, wenn Sie möchten.“
„Wer könnte diesem herrlichen Pool widerstehen?“
Ohne sich noch einmal umzusehen, ging sie auf ihr Zimmer. Doch sie war viel zu aufgewühlt, um schlafen zu können. Durch die Ritzen der Rollläden sickerte das Mondlicht herein und malte ein schimmerndes Muster auf den Boden. Als sie Roberto nach seiner Vergangenheit gefragt hatte, war er ihr ausgewichen. Sie warf einen Blick auf ihren Laptop, der neben ihr auf dem Nachtkästchen stand. Die Versuchung war einfach zu groß. Sie musste mehr über Roberto herausfinden. Leise glitt sie aus dem Bett, schaltete den Laptop an, gab Robertos Namen ein und saß dann gebannt vor dem Bildschirm, als nach einer Weile das Foto eines jüngeren, narbenlosen Robertos erschien. Es fiel ihr schwer, sich von dem attraktiven, lachenden Gesicht loszureißen, um den darunter stehenden Text zu lesen.
Roberto Rocha Lima Tavares de Sousa, der als Rennfahrer unter dem Namen Roberto Rocha bekannt ist, wurde zu Beginn seiner Karriere oft mit seinem Landsmann Ayrton Senna verglichen, der vor wenigen Jahren so tragisch auf der Imola-Rennstrecke in Italien umgekommen ist. Obwohl Roberto
Weitere Kostenlose Bücher