Julia Extra Band 0347
sagte Roberto. „Es wäre für sie eine große Freude, wenn du Weihnachten mit uns verbringen würdest.“
„In Brasilien?“
„Ja, natürlich“, erwiderte er. „Besuch mich, dann kannst du sehen, wie wir Gauchos leben. Bitte, Katherine, sag Ja.“
Es war eine verlockende Vorstellung, aber selbstverständlich völlig ausgeschlossen. „Danke für die nette Einladung, Roberto, aber ich kann mir keinen Urlaub nehmen.“
„Aber wenn du Urlaub hättest, würdest du kommen.“
„Vielleicht“, sagte sie zögernd.
„Willst du mich denn nicht wiedersehen?“, fragte er. „War ich für dich nur eine … Affäre?“
„Ich habe keine Affären“, entgegnete sie schroff.
„Dann komm. Denk darüber nach. Ich rufe morgen wieder an.“
Katherine dachte darüber nach, kam dann aber zu dem Schluss, dass sie Roberto eigentlich kaum kannte.
Dass sie damit nicht ganz unrecht hatte, zeigte sich am nächsten Morgen, als James sie in sein Büro bat. Er erzählte ihr, Roberto de Sousa habe angerufen und ihn gebeten, Katherine über Weihnachten zwei Wochen freizugeben, da er sie nach Brasilien einladen wolle.
Irritiert blinzelte Katherine. „Was hast du ihm geantwortet?“
James grinste. „Was wohl? Du wärst verrückt, wenn du einen kostenlosen Urlaub in Brasilien ausschlagen würdest.“
Dasselbe sagte auch Rachel, als Katherine sie in der Mittagspause anrief. „Mach es, Katherine. Du willst es doch auch!“
Eigentlich hatte Rachel recht. Katherine fand es zwar nicht in Ordnung, dass Roberto sich in ihr Leben einmischte, beschloss aber, nicht zickig zu sein und sein Angebot anzunehmen.
Am Abend, als Roberto anrief, sagte sie also: „Ja, Roberto, ich komme gern. Ich freue mich darauf, Weihnachten mit dir und deiner Familie auf der Estancia zu verbringen.“
Einen Moment herrschte Schweigen. „Gracas a Deus“, sagte er schließlich rau. „Ich werde die Tage bis zu deiner Ankunft zählen. Gib mir morgen die Daten durch, damit ich mich um das Flugticket kümmern kann.“
9. KAPITEL
An einem kalten Dezemberabend war es schließlich so weit. Rachel und Alastair begleiteten Katherine zum Heathrow Airport. Von hier aus würde Katherine erst nach São Paulo fliegen und dann weiter nach Porto Alegre.
Nachdem sich Katherine von ihren Freunden verabschiedet hatte, machte sie sich auf den Weg in die Abflughalle. Sie war noch nie erster Klasse geflogen und war gespannt, was sie dort erwartete. Wie sich herausstellte, befanden sich außer ihr nur vierzehn andere Passagiere in der ersten Klasse. Demnach würde der Flug bequemer werden, als sie angenommen hatte. Seufzend lehnte sie sich zurück, ließ sich das hervorragende Essen schmecken, das ihr die freundliche Stewardess servierte, und schaute sich anschließend einen Film an.
Sie schlief nicht viel im Flugzeug, was aber nicht an der Bequemlichkeit, sondern vielmehr an ihrer Aufregung lag.
Der Weiterflug nach Porto Alegre verlief ruhig und angenehm. Als das Flugzeug weich am Salgado Filho Flughafen aufsetzte, atmete Katherine erleichtert auf. Geschafft! Mit klopfendem Herzen stieg sie aus, holte ihr Gepäck vom Laufband und strebte dem Ausgang zu. Erwartungsvoll spähte sie in die Menge der Wartenden, doch von Roberto war nichts zu sehen. Eine tiefe Enttäuschung machte sich in ihr breit, die einem Gefühl von Déjà-vu wich, als sie in der Menge einen Fremden entdeckte, der ein Schild mit ihrem Namen hochhielt. Doch diesmal war der fremde Mann, der sie abholte, bei ihrem Anblick nicht verwundert. Vielmehr hieß er sie lächelnd willkommen, stellte sich als Geraldo Braga von der Estancia Grande vor und zeigte ihr zum Beweis seinen Personalausweis. Er nahm ihr das Gepäck ab und reichte ihr einen Brief. „Das wird alles erklären, Doutora. “
Rasch überflog Katherine die Zeilen.
Mein Sohn bittet um Verzeihung, weil er Sie nicht persönlich abholen kann. Er wurde bei der Arbeit mit der Rinderherde aufgehalten. Doch Sie können sich vertrauensvoll in die Obhut von Geraldo Braga begeben, der Sie zur Estancia Grande fliegen wird. Mein Gatte und ich können es kaum erwarten, Sie endlich kennenzulernen.
Mit herzlichen Grüßen
Teresa Rocha Lima de Sousa.
Katherine steckte den Brief in den Umschlag zurück und versuchte, ihre Enttäuschung mit einem Lächeln zu überspielen. Dennoch hatte die Nachricht auch etwas Gutes: Offensichtlich ging es Robertos Bein wieder besser, da er sich um die Rinder kümmern konnte. „ Obrigada, Senhor Geraldo“, sagte
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