Julia Extra Band 0347
plötzlich ihr Magen knurrte.
„Ich will ja nicht unromantisch sein“, sagte sie, „aber ich sterbe vor Hunger.“
Sie gingen ins Wohnzimmer, wo das Mittagessen auf einem Tisch unter den Fenstern bereitstand. Mit einer schwungvollen Geste hob Roberto den Deckel hoch und enthüllte einen großen bunten Salat mit Riesengarnelen.
„Wow!“
„Tja, wir Gauchos essen nicht nur Fleisch. Greif zu. Du musst neue Kräfte tanken“, bemerkte er grinsend und zog Katherine neben sich auf das Sofa.
Während sie sich das Mittagessen schmecken ließen, gab sich Katherine Mühe, nicht an den nahenden Abschied zu denken. Bald würde sie wieder in ihren normalen Alltag zurückkehren, doch sie hatte herrliche Tage mit Roberto erlebt und ein Land kennengelernt, das sie schon immer interessiert hatte.
„Wenn du wieder auf der Ranch bist, musst du Garoto für mich streicheln und ihm sagen, dass ich ihn vermisse.“
Schweigend räumte Roberto die Teller beiseite und zog Katherine auf seinen Schoß. „Ich will dich spüren“, stieß er hervor und drückte Katherine an sich. „Wenn du solche Dinge sagst, muss ich aufpassen, dass ich nicht weine. Und Weinen ist unmännlich.“
„Legst du viel Wert auf männliches Verhalten – ich glaube, das heißt bei euch Machismo?“
„Welcher Mann tut das nicht!“ Er sah sie mit schiefem Grinsen an. „Als du aus Portugal abgereist bist, hätte ich am liebsten geweint, aber dann hätte ich vor Jorge wie ein Schwächling dagestanden.“
„Ich habe wie ein Schlosshund geheult“, gestand sie, worauf Roberto ihr lachend einen Kuss auf die Nasenspitze gab.
„Du musst dich ausruhen“, sagte er, als Katherine ein Gähnen unterdrückte.
Nach dem hektischen Programm der letzten Tage fand Katherine diesen Vorschlag sehr verlockend. „Was machst du so lange?“
„Ich ruhe mich natürlich mit dir aus“, erwiderte er verwundert, als verstünde er nicht, wie sie das überhaupt fragen konnte. „Später können wir dann zusammen in die Stadt gehen.“
Schläfrig lächelnd lehnte sie sich zurück. „Es ist schön, dass ich vor meiner Heimkehr noch etwas Zeit mit dir allein habe.“
Er legte sich neben sie. „Was hat dein früherer Geliebter zu deiner Brasilienreise gesagt?“
„Ich habe es ihm nicht erzählt. Zwischen Andrew und mir ist es aus.“ Mit wenigen Worten berichtete Katherine über ihre letzte Begegnung mit Andrew.
„Mach jetzt die Augen zu. Dorme bem “, sagte er und gab ihr einen Kuss.
Als Katherine erwachte, drang aus dem Wohnzimmer weiches Lampenlicht herein. Stirnrunzelnd blickte sie auf die Uhr und gab einen erschrockenen Laut von sich.
Roberto kam herein und setzte sich auf die Bettkante. „Gut geschlafen?“
„Ja, aber viel zu lang!“
„ Nao importa, wir essen später in der Stadt. Und morgen frühstücken wir im Bett.“ Liebevoll strich er ihr eine Haarsträhne hinters Ohr. „Ich habe mit meinen Eltern telefoniert. Meine Mutter lässt dir ausrichten, dass du bald zurückkommen sollst.“
„Es war sehr nett von deinen Eltern, eine fremde Person zu sich nach Hause einzuladen. Noch dazu zu Weihnachten.“
Er zog die Brauen hoch. „Du warst keine fremde Person, sondern mein Gast. Außerdem waren meine Eltern sehr neugierig auf die kluge Dr. Lister. Meine Mutter wird dir auf ewig dankbar sein, weil du die Herkunft des jungen Mannes enthüllt hast.“
„Als ich für James Massey einsprang, hätte ich mir nicht träumen lassen, dass mein Kunde ein berühmter Rennfahrer ist und darüber hinaus der attraktivste Mann, dem ich jemals begegnet bin.“
Sprachlos sah Roberto sie an. „Hast du das von Anfang an so gesehen? Obwohl ich gehumpelt bin und eine hässliche Narbe hatte?“
„Ja.“ In Wahrheit hatte sich Dr. Katherine Lister auf den ersten Blick Hals über Kopf in den Kunden verliebt und nicht einen Gedanken an Narben oder Hinkebeine verschwendet. Doch solange sie nicht wusste, ob auch Robertos Gefühle über bloßes Begehren hinausgingen, würde sie das für sich behalten.
Am Abend verwandelte sich Porto Alegre in ein funkelndes Lichtermeer. Auf der Taxifahrt zum Restaurant hielt Katherine Robertos Hand. Je näher der Moment des Abschieds rückte, desto mehr brauchte sie Robertos Nähe. Um Katherine etwas Abwechslung zu bieten, hatte Roberto ein italienisches Restaurant ausgewählt, doch Katherine war egal, wohin er sie ausführte. Hauptsache, sie waren zusammen. Sie trug wieder das grüne Kleid und dazu den Smaragdschmuck. Robertos Blicke
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