Julia Extra Band 0347
genießen, bevor jeder von uns in sein einsames Bett geht.“
12. KAPITEL
In den nächsten Tagen achtete Roberto darauf, dass Katherine so viel wie möglich über die Welt der Gauchos erfuhr. Sie ritten täglich zusammen aus, was Katherine in ihrer neuen Gaucho-Kleidung noch mehr Spaß machte. Sie gingen auf Grillpartys, besuchten eine traditionelle Tanzvorführung und verbrachten einen ganzen Tag auf einem Rodeo.
„Ein Rodeo geht über mehrere Tage“, erklärte Roberto auf der Heimfahrt vom Rodeo. „Als Luis und ich jünger waren, haben wir auch daran teilgenommen. Schade, dass du morgen abreist, sonst könnten wir das ganze Rodeo sehen. Zum Glück haben wir in Porto Alegre noch etwas Zeit für uns.“
Um nicht an ihre Heimreise denken zu müssen, wechselte Katherine rasch das Thema. „Deine Mutter hat mir im Vertrauen erzählt, dass ihr Porto Alegre fast genauso gut gefällt wie Lissabon.“
Er lachte. „Das ist für Teresa Rocha Lima die höchste Auszeichnung!“
Das Dinner war an Katherines letztem Abend besonders köstlich, da Teresa alle möglichen landestypischen Spezialitäten auftischen ließ.
„Was wollen Sie in Porto Alegre einkaufen, cara? “, fragte Teresa während des Essens.
„Ach, einfach ein paar nette Mitbringsel.“
Teresa seufzte. „Zu schade, dass Sie schon wieder abreisen. Roberto, du musst Katherine überreden, bald wiederzukommen.“
Roberto lächelte. „Ich werde mich bemühen.“
„Und jetzt“, sagte Antonio und hob sein Glas, „trinken wir auf unseren Gast. Boa viagem, Katherine.“
„Danke.“ Tief bewegt hob Katherine ihr Glas und setzte ebenfalls zu einem Trinkspruch an. „Auf die Familie de Sousa, die mich so herzlich bei sich aufgenommen hat. Es war ein unvergessliches Weihnachtsfest.“
Der nächste Tag stand ganz im Zeichen des Abschieds. Zuerst ging Katherine in die Küche, um sich von Maria und Dirce zu verabschieden, und spazierte dann mit Roberto zu den Koppeln, wo sie erst den Männern und anschließend Garoto Adieu sagte, der ihr sanft in die Hand blies. Geraldo brachte ihr Gepäck zu einem Kleinflugzeug, an dem bereits Teresa und Antonio warteten. Nach tränenreichen Umarmungen stieg Katherine ins Flugzeug und setzte sich neben Roberto, der das Flugzeug lenkte. Als die Maschine abhob, blickte Katherine durch einen Tränenschleier hindurch auf die beiden winkenden Gestalten, die immer kleiner wurden.
Am Flughafen nahmen sie ein Taxi zum São Rafael Hotel. Sobald das Taxi anfuhr, presste Roberto Katherine an sich und küsste sie stürmisch.
„Das habe ich gebraucht“, sagte er rau. „Ich liebe meine Eltern, aber ich bin froh, dich endlich für mich allein zu haben.“
„Deine Eltern waren sehr freundlich zu mir.“
„Meine Mutter war vor deiner Ankunft etwas nervös“, sagte Roberto.
„Warum?“
„Weil du eine Doutora Historiadora bist. Ich glaube, sie hat mit einer unnahbaren Intellektuellen gerechnet. Obwohl …“ Neckend sah er sie an. „Wenn du deine strenge Kleidung und die Brille getragen hättest, wäre sie sicher eingeschüchtert gewesen.“
„Unsinn! Ich kenne deine Mutter noch nicht lange, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie sich von irgendjemandem einschüchtern lässt.“
„Stimmt“, erwiderte Roberto lachend.
„Dein Vater betet sie an und sie ihn. Die beiden sind ein herzerwärmender Anblick.“
„Herzerwärmend“, wiederholte er leise. „Das Wort gefällt mir.“ Er ergriff Katherines Hand. „Bald sind wir im Hotel. Du willst dich vor dem Mittagessen sicher etwas ausruhen.“
„Ich will vor allem duschen. Während des Flugs habe ich nämlich ziemlich geschwitzt.“
Er grinste. „Hast du mir etwa nicht zugetraut, dass ich dich heil wieder herunterbringe?“
„Nun ja, mir ist plötzlich eingefallen, dass der Rennfahrer Roberto Rocha am Steuer sitzt!“
Inzwischen waren sie am Hotel angekommen. „Ich steige immer hier ab, wenn ich in Porto bin“, erläuterte Roberto. „Es ist nicht so groß wie die modernen Hotels, aber es hat Atmosphäre, eine exzellente Küche und in den oberen Stockwerken gibt es Suiten mit Blick auf die Lagune.“
Die Eingangshalle mit dem blank polierten Parkett war mit gemütlichen Ledersitzecken ausgestattet. Nach dem Einchecken fuhren sie mit dem Lift zu ihrer Suite. Durch einen kleinen Vorraum gelangte man in ein großzügiges Wohnzimmer. Die Tür zum Schlafzimmer war nur angelehnt und gab den Blick auf ein Doppelbett frei.
„Das Gepäck wird gleich kommen, aber
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