Julia Extra Band 0349
passieren?“, fragte er Ignacio heiser. „Wie konnte der Transporter meinen Hof mit dem falschen Pferd verlassen?“
„Vermutlich war der Transporter leer“, erwiderte der Gaucho trocken. „Amanda hat darauf bestanden, Mistys Abtransport persönlich zu überwachen.“
„Natürlich hat sie das.“ Ein kleines Lächeln huschte über sein Gesicht.
„Nein! Unmöglich! Das kann ich nicht tun.“ Amanda schüttelte den Kopf.
„Aber du musst!“, beharrte Agnes Dillon.
Amandas Stellvertreterin hatte bereits für ihren Vater gearbeitet, und sie kannte keinen Spaß, wenn es um Pferde ging. „Der Prinz hat persönlich nach dir gefragt. Um Himmels willen, Amanda! Du wirst die königlichen Stallungen betreuen! Bedeutet dir das denn gar nichts?“
Für das Match zwischen England und Argentinien? O ja, das bedeutete ihr allerdings etwas. Doch sie konnte dabei nur an Nero denken – den Mann, der ihr diese rätselhafte Nachricht geschickt hatte:
„Amanda, was hast du getan?“
„Vielleicht sollte ich mich für einen Tag krankmelden“, überlegte sie laut.
Agnes schüttelte den Kopf, dass ihre grauen Locken tanzten. „Du bist niemals krank!“
„Dann nehme ich mir Urlaub.“
„Am Tag des wichtigsten Spiels?“
„Also gut, dann nicht“, gab Amanda schließlich nach. „Aber ich arbeite nur im Hintergrund!“
„Die Leute wollen dich sehen, Amanda. Dein Platz ist bei den pony lines . Was ist nur los mit dir?“, fragte Agnes. „Seit deiner Rückkehr bist du kaum wiederzuerkennen.“
Agnes hatte recht. Sie war rastlos, besorgt und ärgerlich gewesen, weil Nero keine Nachrichten von Misty geschickt hatte. Sie hatte es nicht über sich gebracht, ihn anzurufen, aber Ignacio hatte ihr versichert, dass das kleine Pony in bester Verfassung war und jeden Tag von Nero selbst trainiert wurde. Bei allen kommenden Spielen würde es seine erste Wahl sein.
Nur wäre es schön gewesen, das von Nero selbst zu hören, dachte sie.
Agnes beobachtete sie scharf. „Ist in Argentinien etwas passiert?“
Amanda wandte den Blick ab. „Nein, nichts“, antwortete sie abwehrend und ging zu den Ställen. Wenn Agnes wüsste!
Wie sollte sie Nero nur gegenübertreten? Seitdem sie Argentinien verlassen hatte, dachte sie fast ununterbrochen an ihn.
Ich werde ganz neutral mit ihm umgehen, sagte sich Amanda schließlich, straffte die Schultern und stieg auf ihr Pony.
Die argentinische Mannschaft zog wie eine siegreiche Armee in die Stadt ein. Allradfahrzeuge mit dunkel getönten Scheiben, Busse, LKW und teure Sportwagen mit exotischen Namen, schwere Motorräder und eine scheinbar endlose Zahl von Pferdetransportern rollten durch die Straßen. In den königlichen Stallungen lag so viel Testosteron in der Luft, dass Amanda Mühe hatte, ihre jungen Pferdepflegerinnen unter Kontrolle zu halten.
Je weniger sie an Nero dachte, umso besser, versicherte sich Amanda, doch ihr Herz klopfte aufgeregt.
Alles klappte gut, bis eine tiefe Stimme sie aufschreckte. Sie schnellte herum und sah ihn sofort. Nero stand bei einem der Transporter und half mit, ein besonders widerspenstiges Pony die Rampe herunterzuführen.
Für einen Moment konnte sie nur wie versteinert dastehen. Dieser Mann bedeutete ihr weit mehr, als sie es je für möglich gehalten hatte, erkannte sie plötzlich.
Doch wenn ein Pferd kurz davor stand, außer Kontrolle zu geraten, ging es zuerst um die Sicherheit. Amanda ließ ihre Unterlagen fallen und rannte zum Transporter.
Alle anderen wichen zurück, als sie ankam. Vor Anstrengung, das Pferd zu halten, zeichneten sich Neros Armmuskeln wie Taue ab. Das Pferd wieherte seine Wut und Hilflosigkeit laut heraus und versuchte, sich mit den Vorderbeinen aufzurichten, doch plötzlich wurde es wieder ruhiger. Mit wild rollenden Augen und angelegten Ohren hielt es inne, während Nero sanft auf das Tier einsprach. Der Klang seiner tiefen Stimme berührte nicht nur das Pony, sondern auch Amanda in ihrem tiefsten Inneren.
Sie liebte diesen Mann – und das mit jeder Minute mehr.
Schließlich war das Pferd ruhig genug, um weggeführt zu werden. Amanda beeilte sich, ihm die Stalltür zu öffnen.
Nur ihre Professionalität erlaubte es ihr, die Gefühle beiseitezuschieben und ihre Arbeit zu verrichten. Sie war auf einen Zwischenfall wie diesen vorbereitet. Bei einem Transport gab es immer mindestens ein Pferd, das besonders nervös von der Reise und der neuen Umgebung war. Im Stall war es ruhig und schattig. Amanda hatte vor, das Pony
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