Julia Extra Band 0349
leiden. Amanda würde alle Hilfe brauchen können, um die Ponys ruhig zu halten.
Es war eine Sache, sich aus Amandas Privatleben herauszuhalten, aber wenn es um ihre Sicherheit ging, konnte er nicht einfach zuschauen.
In der letzten Woche hatte er sie immer nur kurz bei der Arbeit gesehen, und sobald die Spannung zwischen ihnen zu groß geworden war, hatte sie sich unter irgendeinem Vorwand entschuldigt und war davongeeilt.
Es war an der Zeit, dies ein für alle Mal zu ändern!
Amanda freute sich über jede Minute, die sie mit Ignacio verbrachte. Ohne jede Scheu fragte sie den alten Gaucho über Neros wilde Jugend aus, allerdings vermied sie es, seinen Vater zu erwähnen. Doch Ignacio nannte ihr von sich aus einen Grund für Neros Schwierigkeiten, über seine Gefühle zu reden.
„So sind wir Gauchos nun mal“, erklärte er ihr.
Aber Amanda wusste, dass es noch andere Gründe für Neros einsames Leben gab. Anstatt in seiner Kindheit Liebe und Schutz zu erfahren, hatte er Grausamkeit und Unsicherheit erlebt. Aber wenn sie es geschafft hatte, die Vergangenheit hinter sich zu lassen, dann …
„Sind alle Ponys fertig für das Spiel?“
Beim Klang von Neros Stimme fuhr sie erschrocken herum. „Alle Ponys auf dieser Hofseite sind schon vom Tierarzt untersucht worden.“
Wortlos nahm Ignacio seinen Striegel und ließ sie allein.
„Wie schätzt du die Situation ein, Amanda?“, hakte Nero nach.
„Ich denke, die Wetterbedingungen sind tückisch und werden vermutlich noch schlechter. Die Ponys sind in einer großartigen Verfassung, aber du musst aufpassen. Der Boden wird glitschig sein, und deine Ponys mögen kein nasses Wetter. Unsere englischen Pferde dagegen sind dieses feuchte Wetter gewohnt.“ Ihr Herz klopfte voller Sorge und Sehnsucht.
„Sind eure englischen Ponys denn auch Blitz und Donner gewohnt?“, fragte Nero und schaute skeptisch zum Himmel.
„Wir können nur hoffen, dass das Unwetter sich noch ein bisschen Zeit lässt.“
„Na, egal, was passiert – Hauptsache, du spielst nicht wieder die Heldin!“, teilte Nero ihr mit. Er sah ihr fest in die Augen. „Hast du mich verstanden?“
„Ich dachte, wir hätten das geklärt.“
„Das haben wir, aber ich habe es nicht vergessen.“
Amanda seufzte tief, als sie davonging. Würde es jemals wieder leicht und entspannt zwischen ihnen sein? Seit Neros Rückkehr fühlte sie sich, als würde er ihr Leben in Besitz nehmen. Und selbst wenn sie kaum miteinander sprachen, fürchtete sie sich schon jetzt vor der Verzweiflung und der unerträglichen Sehnsucht, wenn er sie wieder verlassen würde.
Sie lehnte ihr Gesicht gegen den warmen Nacken des Pferdes und schwor sich, keinen weiteren Gedanken mehr an Nero zu verschwenden. Die Zeit raste ihr davon, und schon bald würde er wieder auf dem Weg nach Argentinien sein.
Die Gewitterwolken lauerten während des Spiels noch immer drohend am Himmel, und nach einer Rutschpartie auf dem glitschigen Boden lahmten bereits einige Ponys. Nero ritt sein Pferd zur pony line . Es hatte gerade ein Hufeisen verloren und musste ausgewechselt werden.
„Wo ist Amanda?“, fragte er, sobald er einritt.
„Sie ist bei den Pferdepflegern und wärmt die Ponys auf“, erklärte Agnes, als er aus dem Sattel sprang.
„Sie sollte aber hier sein, das ist ihr Job!“ Er sah sich suchend nach ihr um. Als das Horn das Ende der ersten Halbzeit verkündete, zog er seinen Helm vom Kopf. Erst jetzt bemerkte er, dass die sonst so gelassene Frau ganz aufgelöst wirkte. „Was ist los, Agnes?“
„Wir haben nicht genug Pferde, sonst hätte ich Ihnen schon längst ein anderes gebracht.“
„Keine Sorge, das ist nicht Ihr Fehler. Das Wetter ist schuld. Man hätte das Match absagen sollen.“
„So ein wichtiges Match?“, fragte Agnes scheinbar fassungslos.
„Warum nicht?“, erwiderte Nero. „Polo ist nur ein Spiel.“ Er hätte nie gedacht, dass er diese Worte zweimal in seinem Leben sagen würde.
Er drehte sich um und sah, dass Amanda Misty zu ihm führte. „Was machst du?“, fragte er misstrauisch. „Soll das etwa ein Witz sein? Bei diesem Wetter werde ich ganz bestimmt nicht Misty reiten. Ich habe sie nach England gebracht, weil sie hierhergehört – zu dir. Nicht um ihr Leben zu gefährden“, stieß er heiser hervor. Er konnte nicht fassen, was Amanda für ihn tat. Sie bot ihm ihr Pony an. Misty stand für alles, was ihr wichtig war. „Ich werde sie nicht reiten!“
„Sie ist allem gewachsen.“
„Auch der
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