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Julia Extra Band 0350

Julia Extra Band 0350

Titel: Julia Extra Band 0350 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Jordan
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„Weil ich davon überzeugt bin … und dabei geht es nicht nur um die Sache mit Alyona, sondern um … alles. Als ich Varya im Krankenhaus gesehen und wieder einmal begriffen habe, dass sie sich nie ändern wird …“
    „Du bist nicht Varya.“
    „Trotzdem.“ Er schaute sie traurig an. „Ich bin ihr ähnlicher, als du denkst.“
    „Was soll das denn heißen?“
    „Es heißt, dass ich Dinge gesehen und getan habe, die dich mit Entsetzen und Abscheu erfüllen würden“, entgegnete er scharf. „Ich bin nicht der Mann, für den du mich hältst.“
    „Du bist auch nicht der Mann, für den du dich selbst hältst“, sagte sie unbeirrt.
    „Und ich dachte, du hättest deinen Optimismus aufgegeben“, flüchtete er sich in seinen alten Zynismus.
    Doch sie ließ sich nicht ins Boxhorn jagen. „Ich bin nicht mehr naiv, wenn du das meinst, sondern sehe die Dinge sehr realistisch und klar. Du hast einfach Angst, Sergej. Angst, dass unsere Beziehung scheitern könnte. Ich bin bestimmt kein Experte in diesen Dingen, aber ich bin bereit, es zu riskieren und uns eine Chance zu geben. Bist du es auch?“
    „Ich weiß, dass diese Beziehung nicht funktionieren wird“, erwiderte er.
    „Warum? Weil du meinst, du wärst nicht fähig, jemanden zu lieben? Ich könnte das sogar glauben, wenn ich nicht gesehen hätte, wie du dich um Varya kümmerst. Oder auch um Grigori. Du hast sehr viel Liebe zu geben, Sergej. Das ist also nicht der Grund, warum du mich wieder wegstößt.“
    „Hannah hör auf …“
    „Es muss etwas anderes sein“, fuhr sie hartnäckig fort. „Vielleicht hast du ja Angst, dass ich dich nicht liebe.“
    „Und?“, fragte er angespannt. „Tust du es?“
    „Tue ich was?“
    „Liebst du mich?“, fragte er rau. Ehe sie jedoch antworten konnte, fügte er hinzu: „Liebst du den Mann, der mit sechzehn das Waisenhaus verließ, um Touristen wie dich auf der Straße zu bestehlen?“
    Ihr dämmerte es. „Deshalb wusstest du so genau, was die Jungs im Schilde führten!“
    „Und ich habe es nicht bei Taschendiebstahl belassen, Hannah. Ich war groß und stark, was mich für andere nützlich machte. Ich schloss mich einer Straßengang an, die mit allem handelte, was Profit einbrachte: Alkohol, Zigaretten …“
    „Du musstest überleben“, wandte sie verständnisvoll ein, doch Sergej war nicht mehr aufzuhalten.
    „Und weil ich so groß und stark war, wurde es meine Aufgabe, mich um jeden zu kümmern, der eine kleine Zurechtweisung brauchte … mit meinen Fäusten natürlich. Ich weiß nicht, wie viele es waren, meist kannte ich nicht einmal die Namen. Nur die Gesichter sehe ich noch immer vor mir. So viele Gesichter.“
    Hannahs Herz krampfte sich zusammen. Sie dachte daran, was Grigori im Krankenhaus gesagt hatte : Sergej hat immer dafür gesorgt, dass wir etwas zu essen hatten und einen Unterschlupf. Und sie glaubte zu begreifen, warum Sergej das alles getan hatte. Nicht für sich, sondern für seine schwächeren Freunde.
    „Mit neunzehn kam der Einschnitt. Wegen der Teilnahme an einem Raubüberfall wurde ich zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt.“ Er deutete auf seine Brust, auf die Stelle, wo das Kreuz tätowiert war. „Das sind Knast-Tattoos. Das Kreuz bedeutet, dass ich wegen Raubes saß, und die Türme hinten auf meiner Schulter zeigen an, wie viele Jahre ich gesessen habe.“
    Drei Türme, wie Hannah wusste. Drei Jahre im Gefängnis. „Das muss schrecklich gewesen sein“, sagte sie heiser.
    Er lachte hart. „Schrecklich? Es war die Hölle! Im Gefängnis stirbt alle Hoffnung. Glücklicherweise wurde ich nach drei Jahren wegen guter Führung vorzeitig entlassen, fest entschlossen, nie wieder dorthin zurückzukehren. So gesehen muss ich dem Gefängnis sogar dankbar sein. Deshalb tat ich alles, um nicht wieder auf der Straße leben zu müssen. Erst einmal ergatterte ich einen Job in einer Elektronikfirma, denn im Gefängnis hatte ich Elektronikteile am Fließband zusammengebaut. Dann habe ich mich Schritt für Schritt hochgearbeitet, immer Augen und Ohren offen gehalten und abends gelernt: Englisch, Betriebswirtschaft, alles, was ich in die Finger bekam. Eines Tages hörte ich dann, wie zwei leitende Angestellte sich über eine Störung in dem neuesten Handymodell stritten. Ich machte einen konstruktiven Vorschlag, der das Problem löste, und sorgte dafür, dass der Erfolg auch mir zugeschrieben wurde.“
    „Hast du dafür wieder deine Muskeln spielen lassen?“, warf Hannah ein.
    Ein kleines

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