Julia Extra Band 0350
an“, meinte er gespielt enttäuscht. „Wie süß, dass du noch immer Angst vor mir hast. Das macht es umso reizvoller für mich, wenn ich dich dann in Besitz nehme. Und ich werde dich in Besitz nehmen, Lily, das bist du mir nämlich schuldig.“ Sein boshaftes Lächeln versetzte Lily in Panik. „Suite sechzehn also?“
Vom Restaurant aus beobachtete Marco die Szene im Vorraum mit wachsender Verachtung. Lily und dieser Mann kannten sich offensichtlich sehr gut, so nah, wie sie beieinanderstanden. Der Mann, auffällig modisch angezogen, musste gut zwanzig Jahre älter sein als sie.
„Marco“, beschwerte sich Izzie Febretti an seiner Seite, „du hörst mir gar nicht zu.“
„Ich bin sicher, dein Mann wird dir mit Freuden seine gesamte Aufmerksamkeit schenken, Izzie“, meinte er leicht süffisant. „Entschuldige mich bitte.“ Damit wandte er sich zum Gehen.
Vor langer Zeit waren Izzie und er einmal ein Paar gewesen. So, wie Lily und dieser Mann? Warum versetzte ihm diese Vorstellung einen solch scharfen Stich?
„Anton, komm schon!“, rief einer der anderen Männer aus der Gruppe. Als Anton sich umwandte, nutzte Lily die Gelegenheit zur Flucht.
Erleichterung verschaffte es ihr dennoch nicht, als sie mit weichen Knien durch den Korridor eilte. Anton Gillman hielt sich nicht nur im gleichen Hotel auf, dank ihrer Ungeschicklichkeit kannte er auch noch ihre Zimmernummer. Er hatte es genossen, sie einzuschüchtern und ihr zu drohen. So, wie es ihm schon immer ein krankes Vergnügen bereitet hatte, jungen Mädchen nachzustellen und sie letztendlich zu zerstören.
„Ein alter Freund?“
Marcos Stimme drang durch den dichten Schleier der Angst, der sie umhüllte. Lily fuhr herum. Sie schluckte schwer und musste sich räuspern.
„Wenn Sie mich entschuldigen wollen … ich bin müde.“ Ihre Lippen bebten leicht. „Gute Nacht.“
Ohne auf eine Erwiderung zu warten, lief Lily zu den Aufzügen. Sie wollte nur noch weg, hatte das Gefühl, dass die Luft durch Anton Gillmans Anwesenheit verpestet war. Sein unerwartetes Auftauchen hatte sie überrumpelt, deshalb hatte er dummerweise das Überraschungsmoment auf seiner Seite gehabt. Er hatte sie verängstigen wollen, und es war ihm gelungen. Sie würde sich erst wieder in Sicherheit fühlen, wenn sie die Tür ihrer Suite hinter sich abgeschlossen hatte.
Marco sah ihr nach. Sie schien es ja sehr eilig zu haben, in ihre Suite zu kommen. Warum wohl? Weil sie sich dort mit diesem Mann verabredet hatte? Seine Frage hatte sie jedenfalls nicht beantwortet. Vielleicht war der Mann ja mehr als nur ein Freund?
5. KAPITEL
Seit einer Stunde saß Lily jetzt auf dem Bett, noch immer vollständig angezogen, völlig verspannt, den Blick starr auf die verschlossene Schlafzimmertür gerichtet. Die Tür dahinter, die zu ihrer Suite, war ebenfalls abgeschlossen, dennoch fühlte Lily sich nicht sicher. Solange Anton Gillman sich in diesem Hotel aufhielt, würde sie sich nicht sicher fühlen.
Mit jeder Minute war ihre Angst gewachsen. Dabei hatte Lily sich bemüht, ruhig und rational zu bleiben. Hatte sich immer wieder vorgesagt, dass sie keine vierzehn mehr war, sondern eine erwachsene Frau. Es hatte nichts genutzt. Die Angst hatte sich stetig gesteigert und ließ sich nicht mehr kontrollieren.
Lily sah auf ihre Armbanduhr. Erst kurz nach Mitternacht. Die dunkelsten Stunden der Nacht lagen noch vor ihr. Stunden, die sie allein und verängstigt hinter sich bringen musste. Sie würde es nicht wagen, die Augen zu schließen, denn dann würden die Bilder wieder auf sie einstürzen …
Die Brise vom See rüttelte leise an den Balkontüren. Prompt begann Lilys Puls zu rasen, das Herz hämmerte ihr bis zum Hals. Und dann, wie ein kleiner Hoffnungsfunken, glomm ein Gedanke in ihrem Kopf auf. Sie erinnerte sich an den alten Traum, der ein neues Ende bekommen hatte. Es gab einen Ort, an dem sie sicher sein würde, eine Person, die sie beschützen konnte … Marco. Bei ihm wäre sie in Sicherheit. Wenn sie ihm von Anton erzählte …
Sie nahm sich nicht die Zeit, lange zu überlegen, sondern ließ sich von ihrem Instinkt leiten. Sie sprang vom Bett auf, schloss die Türen auf, griff noch nach ihrer Handtasche und rannte den Korridor entlang zu Marcos Suite, als wäre der Verfolger ihr bereits auf den Fersen.
Marco trat aus der Dusche und stellte fest, welche Erleichterung es war, hier in der Einsamkeit seiner Suite zu sein, weit entfernt von Lily und der Wirkung, die sie auf seine
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