Julia Extra Band 0354
meinte er nur.
Er legte ihr den Arm um die Taille, um sie zu stützen, und gemeinsam machten sie sich auf den beschwerlichen Heimweg. Wenn Helena auf einen spitzen Stein oder in Brennnesseln trat, verzog sie schmerzlich das Gesicht, sonst hielt sie sich jedoch tapfer.
„Hauptsache, Rosie ist nichts passiert“, meinte sie. „Ich wusste sofort, dass sie zu den Kaninchenbauen und nicht Richtung Straße gelaufen ist. Einen Retriever zieht diese Stelle magisch an.“ Sie lächelte. „Der arme Benjamin hat seinen Hund schon unterm Auto gesehen.“
Oscar, dessen Sorge allein Helena galt, nickte nur und war froh, als sie endlich wieder im Haus waren. Gleich im Flur setzte er Helena auf einen Stuhl, hängte die nasse Regenkleidung im Abstellraum auf und kehrte mit einer Fußbadewanne, Seife und Handtuch zurück.
„So kannst du nicht in dein Zimmer gehen, sonst musst du hinterher die Treppe wischen“, meinte er, kniete sich vor sie hin und setzte ihre Füße in das warme Wasser, wobei er kurz aufblickte und sie anlächelte.
Trotz der eher peinlichen als romantischen Situation lief Helena ein Schauer über den Rücken. Es knisterte vor Erotik. Sie wusste, ihr Haar war wie angeklatscht, und bestimmt hatte sie Dreckspritzer auf der Nase. Doch die Art, wie Oscar sie anschaute, ließ sie das alles vergessen. Sie fühlte sich unbeschreiblich weiblich und begehrenswert. Als ihr das bewusst wurde, schoss ihr das Blut in die Wangen.
Zuerst nahm Oscar ihren rechten Fuß zwischen die Hände und seifte ihn ein, langsam und zärtlich, Zeh für Zeh. Dann massierte er mit dem Seifenschaum ihre Waden, in kleinen Kreisen bewegte er die Hände aufwärts bis in die Kniekehle und wieder zurück zur Ferse. Helena schloss die Augen, legte den Kopf zurück und seufzte vor Wohlgefühl.
Noch nie hatte ein Mann sie so verwöhnt! Obwohl es vernünftiger gewesen wäre zu protestieren und sich selbst den Schlamm abzuwaschen, genoss sie sein sinnliches Streicheln in vollen Zügen.
„Das … fühlt sich so … gut an“, flüsterte sie hingerissen.
Als sie schließlich die Lider wieder öffnete, sah sie direkt in Oscars Augen. Sie las Bewunderung und Begehren darin, und ihr Puls raste. Oscars Benehmen entsprach in keiner Weise dem eines barmherzigen Samariters. So verwerflich das auch sein mochte, sie hoffte, er würde nicht aufhören.
Als hätte er ihren geheimen Wunsch erraten, nahm er ihre Beine aus dem Wasser und trocknete sie aufreizend langsam ab. Ausgiebig frottierte er Zehen, Spann und Wade, strich mit der Hand sanft über die Haut, um zu prüfen, ob wirklich keine Feuchtigkeit mehr zu spüren war. Er tat es mit aller Hingabe und hielt den Kopf dabei gesenkt.
Noch nie hatte Oscar auf diese ungewöhnliche Weise und unter so unromantischen Umständen um eine Frau geworben, noch nie hatte er eine alltägliche und banale Tätigkeit als so erotisch empfunden. Doch das war gar nicht so erstaunlich, denn noch nie hatte ihn eine Frau so fasziniert wie Helena – und Helena war offensichtlich auch fasziniert von ihm. Er wusste, wenn er es darauf anlegte, würden seine Zärtlichkeiten schnell zu mehr führen.
Auch Helena war bewusst, dass sie im Begriff waren, einen schmalen Grat zu überschreiten. Hastig stand sie auf und versuchte, wieder Normalität einkehren zu lassen. „Danke, Oscar, vielen Dank! Das war eine gute Idee“, meinte sie und nickte ihm zu. „Ich ziehe mich jetzt um und mach uns dann etwas zu essen.“ Sie drehte sich um und lief die Treppe hinauf.
Eine Stunde später hatten sie gegessen und gingen gemeinsam in den Wintergarten, um dort ihren Espresso zu trinken.
„Ich habe dir heute Morgen ein Auto gekauft“, meinte Oscar und griff zum Zucker.
Helena verschluckte sich fast. „Wie bitte?“
„Ich habe dir ein Auto gekauft“, wiederholte er geduldig. „Solange du hier so abgeschieden auf dem Land lebst, brauchst du einen zuverlässigen Wagen. Einer der Händler in Dorchester hatte zufällig genau das Richtige, da habe ich natürlich gleich zugegriffen.“ Er trank einen Schluck. „Es handelt sich übrigens um das neueste Modell deines bisherigen Autos. Der Wagen wird auf deinen Namen zugelassen und Montag früh gebracht.“
Helena traute ihren Ohren nicht. Wie kam Oscar dazu, ihr ein derartig wertvolles Geschenk zu machen? Und dazu, sich selbst ein neues Auto zu kaufen, war sie im Moment nicht in der Lage – nächstes Jahr vielleicht, vorher bestimmt nicht.
„Oscar, ich kann mir kein neues Auto
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