Julia Extra Band 0354
erwidern konnte, hatte sie die Küche verlassen.
Erst himmelhoch jauchzend, dann zu Tode betrübt, dachte Helena. Keine Worte konnten ihre Gefühle besser beschreiben. Hatte sie seit der Massage auf Wolken geschwebt, war sie jetzt in ein tiefes Loch gefallen.
Sie wusste nicht, woran sie war, wusste nichts über Oscar und sein jetziges Leben. Und daran würde sich höchstwahrscheinlich auch nie etwas ändern.
Erst gegen Mitternacht ging auch Oscar nach oben, er wollte ins Bett – doch eigentlich jedoch wollte er nur eins: Helena endlich in den Armen halten und sie bis zur Erschöpfung lieben. Und das am liebsten sofort. Es war mehr als sexuelles Verlangen, das ihn trieb, er wollte Helena umsorgen, verwöhnen und beschützen.
Am Nachmittag auf der Bank hatte sie so verletzlich, so einsam und hilfsbedürftig gewirkt. So unbeschreiblich begehrenswert. Und später, als er ihre Zehen getrocknet hatte, war in ihren Augen zu lesen gewesen, was er wissen wollte.
Er ging an seinem Zimmer vorbei zu Helenas Tür. Einen Moment lang blieb er unschlüssig stehen und horchte. Nichts war zu hören. Vorsichtig drückte er die Klinke hinunter und sah in den Raum.
Helena lag auf dem Rücken, ein Bein über die Bettkante geschoben, die Arme über dem Kopf. Ihr offenes Haar breitete sich wie ein Fächer auf dem Kissen aus. Sie trug nur Unterwäsche, die restliche Kleidung lag verstreut auf dem Teppich.
Unfähig, der Versuchung zu widerstehen, schlich sich Oscar lautlos an ihr Bett. Helena schlief friedlich, die Lippen leicht geöffnet, die Augen mit den dichten schwarzen Wimpern fest geschlossen. Im Mondlicht wirkte ihre Haut unbeschreiblich hell und zart, ihre Brüste, von der zarten Spitze ihres BHs kaum bedeckt, hoben und senkten sich gleichmäßig.
Oscar hörte, wie ihm das Blut in den Ohren rauschte, und er kämpfte mit sich. Doch er gab seinem Verlangen nicht nach. Er beugte sich über das Bett, zog Helena die Decke über die Schultern und steckte sie an der Seite fest.
„Träume süß, Geliebte“, flüsterte er, drehte sich um und ging.
7. KAPITEL
Am Montag in aller Frühe kam das neue Auto. Obwohl Helena es für ein übertriebenes und eigentlich unnötiges Geschenk hielt, probierte sie es sofort aus und machte stolz eine kleine Spritztour.
Nüchtern betrachtet brauchte sie den Wagen ja wirklich. Wie sollte sie sonst nach Dorchester kommen? Selbst wenn sie nicht sofort einen Job bekam, musste sie doch zum Einkaufen fahren.
Wenige Tage später stellte Helena erstaunt fest, wie schnell sie sich in Mulberry Court eingelebt hatte. Louise kam täglich, um die anfallenden Hausarbeiten zu erledigen, wie sie es auch bei Isobel getan hatte. Helena half ihr manchmal dabei, um anschließend bei einer Tasse Tee über vergangene Zeiten zu plaudern.
Helenas eigentliche Beschäftigung war es jedoch, ein genaues Verzeichnis des gesamten Inventars von Mulberry Court anzufertigen. Je tiefer sie allerdings in die Materie eindrang, desto deprimierter wurde sie. Unvorstellbar, dass das alles aufgeteilt und verkauft werden sollte. Das Haus, all die Möbelstücke, die vielen wertvollen Teppiche und die liebevoll ausgewählten Kunstwerke gehörten einfach zusammen. Jedes Stück gehörte genau dorthin, wo es stand. Alles auseinanderzureißen, schien ihr schlimmer als Vandalismus.
Doch sie musste realistisch bleiben, es gab einfach keine andere Möglichkeit. Immerhin blieben ihr die beiden geliebten Porzellanfiguren, und auch von Isobels Büchern würde sie einen Großteil mit in ihr neues Heim nehmen, wo immer sich das auch befinden mochte.
Nachdenklich blickte sie aus dem Fenster. Wahrscheinlich würde sie zurück nach London gehen und sich dort ein Haus oder eine Wohnung kaufen. Zuerst jedoch musste sie wieder einen Job finden. Auch würde sie erst nach dem Verkauf von Mulberry Court wissen, was ihr an Geld zur Verfügung stand.
Doch daran wollte sie jetzt nicht denken, noch musste sie nicht handeln. Sie war so glücklich hier in Mulberry Court, das schon immer ihr zweites Zuhause gewesen war. Sie verspürte weder Langeweile noch Angst, wie Oscar es vermutet hatte.
Erstaunlicherweise rief Oscar oft an. Wahrscheinlich traute er ihr nicht zu, alles allein in den Griff zu bekommen, und wollte sich versichern, ob sie nicht doch seine Hilfe benötigte. Was immer seine Motive sein mochten, sie freute sich über seine Anrufe, freute sich, seine Stimme zu hören. Und in wenigen Tagen würde er zu Besuch kommen!
Sie konnte seine Ankunft
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