Julia Extra Band 0354
wäre. Wahrscheinlich wird den ganzen Abend lang nur über Geschäfte geredet.“
„Und wenn ich zu so einer Veranstaltung eingeladen wäre?“, forderte Ella ihn heraus. „Würdest du erwarten, dass ich dich dorthin mitnehme?“
„Ja“, antwortete er, ohne zu zögern.
„Aha. Und das findest du also richtig.“
„Das behauptest du “, entgegnete Blaise leicht gereizt. „Ich sagte nur, dass ich es erwarten würde.“
„Was meine Behauptung nur bestätigt“, konterte sie bissig. „Denn du findest ja alles richtig, was du tust.“
„Stimmt.“
Entnervt stieß Ella die Luft aus. „Hör zu, ich weiß, dass das mit uns nichts Dauerhaftes ist. Und mir ist ebenfalls klar, dass unsere Beziehung zu neunundneunzig Prozent auf Sex beruht. Das ist okay, aber ich erwarte von dir, dass du mich zumindest respektierst. Falls da also noch andere Frauen …“
„Es ist nicht mein Stil, gleichzeitig mit mehreren Frauen herumzumachen“, fiel er ihr brüsk ins Wort. „Wenn ich eine Frau will, bin ich mit ihr zusammen, und zwar nur mit ihr. Wenn ich sie nicht mehr will, mache ich Schluss.“
Jetzt klang er wieder wie der Blaise ihrer ersten Begegnung, und Ella wusste genau, warum. Sie hatte ihn beleidigt, indem sie ihn mehr oder weniger der Vielweiberei bezichtigt hatte, wozu er ihr keinerlei Grund geliefert hatte.
„Tut mir leid“, murmelte sie zerknirscht. „Aber du musst zugeben, dass es auf mich seltsam wirken muss, wenn du mir von so etwas nichts erzählst.“
„Es war nicht meine Absicht, undurchsichtig zu erscheinen. Aber ich vermische meine geschäftlichen Angelegenheiten grundsätzlich nicht mit meinem Privatleben.“
„Es sei denn, es handelt sich um mein Geschäft.“
„Was zwischen uns geschehen ist, war unvermeidbar und die absolute Ausnahme. Normalerweise würde ich nie mit einer Geschäftspartnerin schlafen.“
„Na, da wird mir doch ganz warm ums Herz.“
Sie hörte deutlich, wie er langsam ein- und wieder ausatmete. „Hast du die Absicht, einen Streit vom Zaun zu brechen, Ella?“
„Nein, natürlich nicht. Entschuldige.“
„Und wie kann ich dich jetzt zufriedenstellen?“, erkundigte er sich mit einem frustrierten Unterton in der Stimme.
Sie lachte, ohne dabei im Mindesten fröhlich zu klingen. „Es geht mir nicht darum, auf Gedeih und Verderb meinen Willen durchzusetzen, Blaise. Du kannst gern allein auf die Party gehen, wenn du das möchtest. Ich fühlte mich nur ausgeschlossen. Wenn es dir nur darum ging, für ein oder zwei Nächte das Bett mit mir zu teilen, dann sag es, und der Fall ist erledigt. Ich bin nur davon ausgegangen, dass wir noch weitermachen.“
Am anderen Ende der Leitung trat ein längeres Schweigen ein.
„Ich betrachte dich nicht als One-Night-Stand“, sagte er schließlich.
Ellas Gedanken wanderten zurück zu der Nacht, als er mit der Rose ihren Rücken erkundet hatte, um zu lernen, wie er ihr möglichst viel Vergnügen bereiten konnte. Nein, für Blaise war es ebenfalls mehr als ein Strohfeuer, dessen war sie sich ziemlich sicher. Sie wusste nur nicht, ob ihm das auch gefiel.
„Und es liegt bestimmt nicht daran, dass du dich meiner schämst?“
„ Mon dieu! Nein, Ella, ich schäme mich deiner nicht!“ Ihre Frage schien ihn ernsthaft beleidigt zu haben.
„Tut mir leid“, entschuldigte sie sich nun schon zum dritten Mal. „Ich frage nur, weil meine Familie es getan hat. Wenn wir in den Country Club gefahren sind, durfte ich beim Schwimmen nie einen normalen Badeanzug tragen. Sie hatten mir eins von diesen Ganzkörpermodellen besorgt, wie sie die olympischen Schwimmer tragen.“
Erneut trat eine beklemmende Gesprächspause ein. Verflixt, sie hatte schon wieder zu viel gesagt. Ihm Dinge erzählt, die sie bisher noch niemandem anvertraut hatte. Aber inzwischen sehnte sie sich danach, alles auszusprechen. Sich davon zu reinigen, um ein für alle Mal mit diesem leidigen Kapitel abzuschließen.
„Ella, ich weiß nicht, was genau du von mir willst“, sagte er langsam.
„Ehrlichkeit“, erwiderte sie heiser.
„Dann wirst du sie auch von mir bekommen.“
„Danke.“
„Wir reden später, okay?“
Ella nickte, obwohl er sie nicht sehen konnte, und legte auf.
Blaise fluchte laut in die Stille seines leeren Büros hinein, aber es trug nichts dazu bei, dass er sich besser fühlte.
Es hatte ihn ehrlich schockiert, dass Ella allen Ernstes geglaubt hatte, er würde sich ihrer schämen. Und der Grund dafür war noch bestürzender. Unfassbar, mit
Weitere Kostenlose Bücher