Julia Extra Band 0354
KAPITEL
Blaises Apartment spiegelte perfekt seinen Bewohner wider: sachlich, kühl, mit einigen weichen Linien, aber ohne jeden Hinweis auf eine persönliche Geschichte.
Es gab weder Familienfotos noch Erinnerungsstücke. Nur einige moderne Gemälde hingen an den Wänden, von denen Ella sicher war, dass ein Innenarchitekt sie für Blaise ausgewählt hatte. Was sie hier sah, drückte aus, was er der Welt zeigen wollte, doch es gab nichts von dem wieder, was Ella inzwischen über ihn wusste. Blaise war ein tiefgründiger Mensch, der vielen Menschen nur die harte Seite von sich zeigte.
„Ein fantastischer Ausblick“, bemerkte sie und deutete auf die Fensterfront, von der aus man die Skyline von Paris mit dem glitzernden Eiffelturm sehen konnte.
Blaise zuckte die Schultern. „Ehrlich gesagt, nehme ich ihn kaum wahr.“
„Aber dafür bezahlst du doch mit Sicherheit ein Vermögen!“, wandte sie ungläubig ein. „Warum tust du das, wenn du die fantastische Lage nicht einmal zu schätzen weißt?“
„Ich schätze sie durchaus. Dieses Penthouse war eine Topinvestition. Insbesondere wegen des Ausblicks.“
Darauf konnte sie nur verständnislos den Kopf schütteln.
„Du bist eine Künstlerin, Ella“, hielt er ihr vor Augen. Ich dagegen bin durch und durch Finanzmann. Du siehst die Schönheit eines Objekts und ich den pekuniären Wert.“
„Also ist Geld deine Leidenschaft.“
Er warf seinen Mantel lässig aufs Sofa und lockerte seine Fliege. „Nicht so sehr das Geld an sich, sondern eher der Nervenkitzel, es zu machen.“
„Dann bist du ein Spieler?“
„Kaum. Meine Risiken sind alle sorgfältig kalkuliert. Ich tue nie etwas aufs Geratewohl.“
Statt einer Antwort ließ Ella erneut den Blick umherschweifen. Alles war penibel aufgeräumt und geradezu klinisch sauber.
„Ich verbringe nicht sehr viel Zeit hier“, teilte Blaise ihr mit, als hätte er ihre Gedanken gelesen.
„Verstehe.“
Er kam auf sie zu, den Blick intensiv auf sie gerichtet, und der Eindruck von Leblosigkeit und Sterilität verblasste. Als ihre Lippen sich trafen, sprang der zündende Funke sofort über und ließ ihrer beider Körper in hellen Flammen stehen.
„Mein Schlafzimmer ist oben“, murmelte Blaise heiser. Es drängte ihn mit aller Macht dorthin. Dort befand er sich auf sicherem Territorium. Dort würde er ihr alles geben, was er zu bieten hatte: sein Verlangen und jede Form von körperlicher Befriedigung, die sie sich nur wünschte.
Mit einem verruchten Lächeln löste Ella sich aus seiner Umarmung und ging ihm voran die geschwungene Treppe hoch. Hilflos folgte Blaises Blick dem erregenden Schwung ihrer Hüften.
Das Schlafzimmer bot denselben atemberaubenden Blick auf das nächtliche Paris wie das Wohnzimmer, aber für Blaise bedeutete er nichts außer die Erinnerung an gebrochene Versprechen. Von seiner Seite aus, aber auch von Maries. Er hatte die Wohnung auf ihren Wunsch hin gekauft.
Nachdem sie ihn verlassen und mit der neuen Liebe ihres Lebens in die Provence verschwunden war, hatte er einen Innenarchitekten angeheuert und ihn angewiesen, jede feminine Note zu eliminieren, die seine Ex hinterlassen hatte. Jedoch war er nicht bereit gewesen, zu einem ungünstigen Zeitpunkt eine wertvolle Immobilie zu veräußern, nur weil die angebliche Liebe seines Lebens ihm vermeintlich das Herz gebrochen hatte.
Stattdessen war er geblieben und hatte drei Jahre lang den Ausblick ignoriert. Aber nun stand Ella vor dem Fenster, und die funkelnden Lichter der Stadt umstrahlten ihre Silhouette wie ein dramatischer Glorienschein.
In ihrem Blick lag tiefes, unverhülltes Verlangen. Nichts von der affektierten Schamhaftigkeit, die einige seiner Gespielinnen wohl für verführerisch gehalten hätten. Ella wollte ihn und tat nichts, um es vor ihm zu verbergen. Ihre Ehrlichkeit war entwaffnend, was Blaise erneut daran erinnerte, dass er sie im Grunde gar nicht verdient hatte. Und doch wollte er sie. Die ganze Ella, mit Haut und Haar! Als sie einen raschen Blick über die Schulter warf, versicherte er ihr, dass die Scheiben aus einem Spezialglas bestünden, sodass niemand sie würde sehen können.
Ella nickte langsam. „Das ist gut, denn heute Nacht möchte ich, dass das Licht eingeschaltet bleibt.“
Er registrierte ihre Nervosität, sah das leichte Zittern ihrer Hände, als sie sich aus ihrem engen Kleid herausschälte. Es war das erste Mal, dass sie bei voller Beleuchtung ihren Körper seinen Blicken preisgab, und der Anblick
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