Julia Extra Band 0354
zurückgreifen.“
Endlich zeigte sich so etwas wie ein Lächeln auf seinem Gesicht. „Das liegt leider in meinem Bankschließfach.“
„Was bei dem bestimmt sehr brisanten Inhalt nur vernünftig ist“, witzelte Ella. Dann wurde sie plötzlich ernst. „Sei jetzt bitte ganz ehrlich, Blaise. Du hast das doch nicht heimlich arrangiert, oder?“
„Nein, Ella. Und ich habe Statham auch nicht aufgefordert, dich anzurufen.“
Sie sah ihm an, dass er die Wahrheit sagte, und gestattete es sich endlich, ihrer überschäumenden Freude freien Lauf zu lassen. Sie schätzte Blaises Unterstützung ungemein, aber eines Tages würde sie ohne ihn auskommen müssen, sowohl beruflich wie auch privat. Es war zwar nicht das, was sie sich wünschte, aber die Gewissheit, dass sie auch allein ihren Weg machen würde, war beruhigend.
Seltsam. Noch vor Kurzem hatte sie von dem Tag geträumt, an dem sie Blaise auszahlen und für immer aus ihrem Leben verabschieden würde. Jetzt wollte sie ihn nicht verlieren. Es würde wehtun, aber es war eine Tatsache, dass er sie nicht liebte. Was also sollte ihn halten, wenn die sexuelle Faszination, die sie anscheinend auf ihn ausübte, verflogen war?
Sie selbst dagegen würde nie aufhören, ihn zu begehren. Selbst jetzt verzehrte sich ihr Körper nach ihm. Und noch viel mehr ihr Herz.
„Ich wollte es dir nur schnell mitteilen“, sagte sie. Und ich will dich umarmen. Dich küssen. Dir sagen, wie sehr ich dich liebe …
„Ich bin stolz auf dich, Ella.“
„Danke“, erwiderte sie leise. Sie konnte sich niemanden vorstellen, von dem ihr diese Worte mehr bedeutet hätten. „Aber jetzt muss ich wieder gehen. Ich habe noch einige wichtige Anrufe zu erledigen.“
Blaise stand von seinem Schreibtisch auf und kam auf sie zu. Als er Ella küsste, fühlten sich seine warmen Lippen auf ihren vertraut und zugleich schrecklich fremd an.
„Wir sehen uns heute Abend, einverstanden?“
Ella nickte. Es mochte emotionaler Selbstmord sein, aber sie war fest entschlossen, ihre Chance wahrzunehmen, mochte sie auch noch so klein sein. Einige Dinge waren es wert, bis zum Letzten dafür zu kämpfen, und Blaise Chevalier gehörte dazu.
Der Rest der Woche verging wie im Fluge. Ella arbeitete tagsüber, und in den Nächten leistete ihr Blaise Gesellschaft. Die Leidenschaft zwischen ihnen nahm dabei jedoch nicht ab, sondern steigerte sich mit jeder Begegnung allmählich zu einem Feuer, das sie beide zu verschlingen drohte.
Und Ellas Gefühle für Blaise wurden immer tiefer.
Als der große Abend endlich gekommen war, herrschte im Backstagebereich das reine Chaos. Über das laute Stimmengewirr hinweg schrie der Bühnenmeister den Technikern Anweisungen zu, während die halb nackten Models wie nervöse, aufgescheuchte Hühner herumliefen. Ella liebte es! Sie war ganz in ihrem Element, und an diesem Abend war ihr Selbstvertrauen keine Show. Es war, als wäre die Frau, die sie immer hatte sein wollen, nun endlich mit der verschmolzen, die sie wirklich war.
Okay, sie war sicher nicht ganz das schockierende enfant terrible , als das sie sich so gern dargestellt hatte, aber ihr Make-up war keine Maske mehr und ihre Kleidung keine Rüstung. Sie war einfach nur Ella, der es rundum gut ging. Es quälten sie keine Zweifel mehr, und sie lebte nicht länger in einer Tragödie, die sich vor elf Jahren zugetragen hatte.
Über den Monitor verfolgte sie das Geschehen auf der Bühne. Sie sah, wie ihre Mädchen hinaustraten und ihre Kollektion präsentierten. Sie hörte den Applaus. Dann war es Zeit fürs große Finale. Als sie die Hand des Models nahm, das die letzte ihrer Kreationen trug, und mit ihm den Laufsteg betrat, kam es ihr vor, als würde sie auf Engelsflügeln schweben.
Bei ihrer Rückkehr hinter die Bühne herrschte noch größeres Chaos als zuvor, denn in zehn Minuten war der nächste Designer an der Reihe.
Zu ihrer freudigen Überraschung entdeckte Ella Sarah Chadwick, die Chefeinkäuferin von Statham’s , die sich durch das Gewühl hindurch den Weg zu ihr bahnte. „Das war einfach fabelhaft, Ella!“, rief sie ihr begeistert zu.
„Danke.“ Ella erwiderte ihr Lächeln. „Ich freue mich wirklich sehr, dass Sie kommen konnten.“
„Und ich ebenfalls. Sie machen nämlich genau die Art von Mode, die wir haben wollen. Tragbar, aber mit einem Touch, den ich einfach liebe.“
„Dann wollen Sie mein Label also haben?“ Ella registrierte, dass sie etwas atemlos klang, aber das war bei all der Aufregung
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