Julia Extra Band 0354
automatisch die Hand aus und begegnete Kadens Blick, dem sie gern ausgewichen wäre. Gleichzeitig fesselte sie sein Anblick: Kaden trug einen dunklen Anzug und ein blütenweißes Hemd mit offenem Kragen und hob sich dadurch von den anderen formeller gekleideten Gästen ab. Er sah unwiderstehlich aus, aber auch geheimnisvoller und gefährlicher als jeder andere Mann im Club.
Seine jugendliche Erscheinung hatte er sich bewahrt, und er strahlte unbändige Vitalität und erotische Anziehungskraft aus, die noch anziehender und kraftvoller waren als damals. Julia wurde schwindlig. Sein Gesicht wirkte markanter und hatte alles Weiche verloren. Der Nasenrücken war seit einem Bruch leicht gekrümmt, was Kaden erst recht gefährlich erscheinen ließ. Julia erinnerte sich schaudernd, wie er bei der Ausübung des Nationalsports von Burquat zu der Verletzung gekommen war.
Bei genauerem Hinsehen entdeckte sie auch die Linien, die seine Gesichtszüge harscher erscheinen ließen. Wann mochten die entstanden sein? Unwillkürlich ließ sie den Blick weiter nach unten gleiten. Sein Mund war unverändert – sinnlich und vollkommen mit der volleren Unterlippe und der wunderschön geschwungenen Oberlippe. Hingerissen hatte sie deren Konturen immer wieder mit dem Finger nachgezogen. Heißes Verlangen flammte in ihrem Bauch auf. Und mit der Zunge. Beim Anblick dieses sinnlichen Mundes wurde auch die zynischste Frau schwach und sehnte sich danach, diesen Mann zu erobern.
Bestürzt stellte Julia fest, wie stark dieser Wunsch sie beherrschte. War es denn möglich, dass sie diesen Mann auch nach all den Jahren wieder begehrte?
Noch immer schwebte ihre Hand in der Luft, während Kaden sie genauso unbeweglich ansah wie sie ihn. Kein höfliches Aufblitzen zum Zeichen des Wiedererkennens, stattdessen eine unglaublich angespannte Atmosphäre. Er hatte sie erkannt, freute sich aber nicht über das Wiedersehen. Diese Erkenntnis durchzuckte Julia, als Kaden schließlich ihre schmale Hand in seine große nahm. Bei der Berührung explodierte ein wahres Gefühlsfeuerwerk in ihrem Körper.
Seine gute Erziehung verbot es ihm, Julias ausgestreckte Hand zu ignorieren, auch wenn ihm das lieber gewesen wäre. Also umschloss er sie und biss die Zähne zusammen, um sich gegen den Körperkontakt zu wappnen. Natürlich funktionierte das nicht! Sowie er ihre zarte Hand in seiner spürte, wollte er impulsiv den Daumen zwischen ihren Daumen und Zeigefinger schieben, einer sinnlichen Liebkosung gleich. Er sehnte sich danach, jeden Millimeter ihrer Handfläche mit seinen Fingern zu erforschen.
Mit allen Sinnen wollte er diese Frau aufs Neue kennenlernen. Durch den Körperkontakt geriet Kaden in einen sinnlichen Strudel biblischen Ausmaßes. Verblüfft überlegte er, wann ein einfacher Händedruck je ein so überwältigendes Verlangen in ihm entfesselt hatte.
Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten: vor zwölf Jahren an einem glutheißen Nachmittag auf einer staubigen Ausgrabungsstätte, als dieselbe Frau schüchtern gelächelt und ihm die Hand gereicht hatte! Zu Kadens großem Verdruss löste sich in diesem Moment sein Vorsatz in Wohlgefallen auf, diese Frau einfach zu ignorieren, denn über ihm schlug eine Welle unbezwingbarer Lust zusammen.
2. KAPITEL
Julia hatte das Gefühl, der Boden schwanke unter ihren Füßen. Kaden machte keine Anstalten, ihre Hand freizugeben, und sie selbst brachte nicht die Energie auf, sie ihm zu entziehen. Sein zweideutiger Blick weckte heißes Verlangen in ihr. Verzweifelt versuchte sie, die schmerzliche Sehnsucht zurückzudrängen. Doch die Tatsache, dass sie Kaden gegenüberstand, überforderte sie völlig und machte sie praktisch willenlos.
Der intensive Ausdruck in Kadens dunklen Augen verschwand so schnell, wie sie ihn entdeckt hatte. Seine Aufmerksamkeit richtete sich jetzt auf die Gesellschaft, in der sie sich befanden. Julia hatte alles um sie beide herum völlig vergessen und erschrak, als Kaden ihre Hand so plötzlich losließ, als hätte er sich verbrannt. Sie fröstelte und widerstand dem Impuls, ihren Körper schützend mit den Armen zu umfassen.
Nigel übernahm nervös die Vorstellung. „Seine Königliche Hoheit, der Emir von Burquat.“ Erwartete er etwa einen Hofknicks von ihr? Julia unterdrückte ein hysterisches Kichern und fing Kadens Blick auf, der nun wieder auf ihr lag.
„Dr. Somerton.“
Seine Stimme klang so vertraut, aber seltsam kühl.
Erst jetzt bemerkte Julia den kleinen rotgesichtigen
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