Julia Extra Band 0354
Mann, der neben Kaden stand. Es handelte sich um den Geschäftsführer des Clubs. Wie von weit her vernahm sie seine Stimme.
„Kennen Sie sich schon, Dr. Somerton? Sie haben sich doch zu Studienzwecken in Burquat aufgehalten.“
Ein heftiger Schmerz durchzuckte Julia bei der Erinnerung. Hilfe suchend schaute sie Kaden an.
Der rang sich ein vages Lächeln ab. „Ich bin mir nicht sicher. Wann genau waren Sie in Burquat?“
Diese Abfuhr verletzte sie zutiefst. Genauso hatte sie sich gefühlt, als sie vor zwölf Jahren aus Burquat abgereist war. Dass dieser Mann mit einem Satz all die schmerzlichen Erinnerungen von damals wecken konnte, war verheerend. Aber vielleicht spürte er, wie unerträglich die Situation für Julia war. Immerhin hatte sie sich ihm damals an den Hals geworfen! Möglicherweise wollte er sie jetzt nicht in Verlegenheit bringen.
Julia zwang ein höfliches Lächeln auf ihre Lippen. „So genau weiß ich das jetzt selbst nicht mehr. Es ist ja schon so lange her“, behauptete sie und wandte sich den anderen beiden Männern zu. „Wenn Sie mich dann bitte entschuldigen würden, meine Herren. Ich bin erst heute Nachmittag aus New York zurückgekehrt und leide unter Jetlag.“
„Ihr Mann erwartet Sie sicher bereits zu Hause. Oder ist er auch hier?“
Kadens Unverfrorenheit schockierte Julia. Was fällt ihm eigentlich ein? überlegte sie wütend. Erst gibt er vor, mich nicht zu kennen, und nun stellt er mir eine so persönliche Frage? Abweisend stieß sie hervor: „Nur zu Ihrer Information, Hoheit : Ich bin geschieden.“
Die knappe Antwort stürzte Kaden in ein neues Gefühlschaos. Er hatte sich vorgestellt, wie sie im trauten Heim von einem gesichtslosen Ehemann begrüßt wurde. Bei der Vorstellung war ihm schwarz vor Augen geworden. In seiner Verzweiflung hatte er daher schnell die Frage gestellt. Und schon folgte – wie aus der Pistole geschossen – die nächste: „Und wieso tragen Sie noch den Namen Ihres Exmannes?“
Julias Gesichtszüge verhärteten sich. „Weil es sehr aufwendig ist, den Namen zu ändern. Irgendwann werde ich aber wieder meinen Mädchennamen annehmen.“
Es hatte den Anschein, als existierten nur Kaden und sie. Die anderen Männer waren unbeachtet in den Hintergrund gerückt. Schließlich wurde es Nigel zu bunt. Er drängte sich näher an sie und umfasste besitzergreifend ihren Ellbogen.
Wenige Augenblicke zuvor hätte Julia diese stützende Geste begrüßt, doch jetzt machte sie schnell einen Schritt zur Seite, um Nigels Hand abzuschütteln. Das wird er mir sicher übel nehmen, dachte Julia. Ihr Kopf schmerzte. Der Geschäftsführer neben Kaden wirkte perplex, weil er sich die angespannte Atmosphäre nicht erklären konnte.
Julia wusste, dass sie Kaden nur aus Höflichkeit vorgestellt worden war. Ihr Chef erwartete nicht von ihr, neue Spender zu gewinnen. Ihre Aufgabe bestand darin, Spendengelder bestmöglich einzusetzen. Hätte sie geahnt, dass Kaden der Veranstaltung beiwohnen würde, wäre sie länger in New York geblieben, um ihm nicht begegnen zu müssen.
Ich muss hier raus! dachte sie verzweifelt und entfernte sich noch einen Schritt von dem Trio. „Entschuldigen Sie mich jetzt bitte, meine Herren!“
Sie spürte Nigels und Kadens verärgerte Blicke im Rücken, als sie sich auf unsicheren Beinen zum Ausgang begab. Es schien eine halbe Ewigkeit zu dauern, bis sie sich einen Weg durch die Menschenmenge gebahnt hatte. Schließlich hatte sie es fast geschafft, als jemand sie am Arm festhielt. Widerstrebend wandte sie sich um. Nigel! Sein ebenmäßiges Gesicht war gerötet.
„Kannst du mir mal verraten, was das eben zu bedeuten hatte?“
Erneut schüttelte sie seine Hand ab und ging weiter. „Gar nichts, Nigel. Ich bin müde und möchte nach Hause. Das ist alles.“
Hoffentlich überhörte er die Panik in ihrer Stimme! Julia wusste nicht, was passieren würde, wenn sie noch eine Minute länger in diesem Club bliebe. Mit bebender Hand reichte sie der Garderobiere die Abholmarke und wartete ungeduldig auf ihre Jacke.
„Ihr kennt euch also von früher, oder? Bei der spannungsgeladenen Atmosphäre hätte das sogar ein Blinder bemerkt.“
Julia seufzte ergeben. „Das ist eine halbe Ewigkeit her.“ Sie griff nach der Jacke und fügte behutsam hinzu: „Nicht, dass dich das etwas anginge, Nigel.“
Die Zornesröte stieg ihm ins Gesicht. „Und ob es mich etwas angeht, wenn der potenziell aussichtsreichste Spender des Abends abgeschreckt wird, weil er
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