Julia Extra Band 0354
er hatte verliebt geantwortet: „Am liebsten würde ich dich nie wieder loslassen.“
In diesem Moment hatte sie auf den Auslöser gedrückt und sich dann zu ihm umgedreht und …
„Entschuldige, ich habe mich wirklich beeilt.“
Kaden umklammerte die Tasse so fest, dass er Angst hatte, sie würde zerspringen. Schnell lockerte er den Griff und drehte sich erst zu Julia um, als er sicher war, dass seine Gefühle hinter einer unbeweglichen Maske verborgen waren.
Julia trug ein dunkelgraues Seidenkleid mit großzügigem Dekolleté und einem die Knie umspielenden Faltenrock. Die nackten Füße steckten in modischen Sandaletten mit hohem Keilabsatz. Langsam ließ er den Blick wieder nach oben gleiten und sah Julia in die Augen. Mit dem zum Pferdeschwanz gebundenen Haar sah sie unglaublich jung und unschuldig aus.
Ohne sich wieder abzuwenden, sagte er: „Der Rahmen passt ausgezeichnet zu der Aufnahme. Übrigens finde ich die sehr gelungen.“
Es passte ihr gar nicht, dass er das Foto entdeckt hatte, das zu ihren liebsten Schätzen gehörte. Ihr Exmann John hatte sofort eine Aversion gegen das Bild entwickelt, als hätte er intuitiv gespürt, dass Julia an diesem Ort ihr Herz verloren hatte. Also hatte sie das Foto versteckt und erst nach der Scheidung wieder aufgehängt.
„Ja, sie ist mir wirklich gut geglückt.“ Julia verscheuchte die Erinnerungen und zauberte ein strahlendes Lächeln auf ihr Gesicht. „Wollen wir los?“
Kaden musterte sie neugierig, dann trank er seinen Kaffee aus, verschwand in der Küche, um die Tasse abzuspülen und ging dann zur Haustür, die Julia bereits aufhielt.
Unterwegs fragte sie: „Wohin fahren wir heute?“
„Ich dachte, wir lassen uns heute kulinarisch von meinem Koch aus Burquat verwöhnen. Sozusagen als Erinnerung an deinen Aufenthalt in meinem Land.“
Julia hätte es fast die Sprache verschlagen. „Klingt gut“, brachte sie schließlich heiser hervor.
Ein wahres Festmahl erwartete sie. Julia liebte die Köstlichkeiten aus Kadens Heimat – Reisbälle mit saftigem Lammfleisch und Fisch, zarte gegrillte Hähnchenbrust, die zuvor würzig mariniert worden war, frisches Gemüse, das in köstlichem Speiseöl aus Burquat ausgebacken wurde, gefolgt von süßem in Sirup getauchtem Gebäck, zu dem schwarzer Kaffee gereicht wurde.
„Du isst noch immer mit Appetit“, stellte Kaden lächelnd fest.
„Ja, das stimmt. Um mir das leisten zu können, laufe ich aber auch dreimal die Woche sechs Meilen.“
„Früher warst du etwas rundlicher“, meinte er und ließ begehrlich den Blick über sie gleiten.
Julia wurde es heiß. „Ja, der Babyspeck ist jetzt weg.“ Nervös stand sie auf, nahm ihr Weinglas und stellte sich an die Balkontür. Kadens verlangende Blicke und die spannungsgeladene knisternde Atmosphäre im Raum beengten sie plötzlich. Sie brauchte frische Luft und etwas Abstand.
Doch schon gesellte Kaden sich zu ihr. Betont ungerührt trank sie einen Schluck Wein und wünschte sich, Kaden würde sie an sich ziehen und lieben, damit sie die belastende Vergangenheit wenigstens für einige Stunden vergessen konnte. Eine letzte Nacht mit ihm, dann wollte sie ein für alle Mal einen Schlussstrich ziehen.
„Ich möchte, dass du mich nach Al-Omar zu Samias Hochzeit begleitest.“
„Wie bitte?“ Völlig perplex drehte sie sich zu ihm um.
„Ich möchte, dass du mitkommst, Julia. Bis Sonntag.“
Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. „Warum?“, fragte sie schließlich.
Kaden presste die Lippen zusammen. Gute Frage! Wahrscheinlich, weil er hoffte, dass sein Verlangen dann endlich gestillt wäre und die Erinnerungen an früher verblassten. Er hatte es satt, ständig darüber zu grübeln, ob er vor zwölf Jahren nicht doch den größten Fehler seines Lebens gemacht hatte. Das konnte er Julia natürlich nicht verraten. Daher zuckte er lässig die Schultern und erklärte: „Ich dachte, du würdest Samia gern wiedersehen.“
Julia glaubte ihm kein Wort. Ihm ging es wohl eher darum, noch einige Nächte mit ihr im Bett zu verbringen. Dagegen war eigentlich nichts einzuwenden. Im Gegenteil! Gleichzeitig machte ihr die Vorstellung aber auch Angst. Wie lange hatte sie damals gehofft, er würde ihr nachreisen, sich für sein Verhalten entschuldigen und ihr seine Liebe gestehen? Das war nicht geschehen. Jetzt wollte er mehr Zeit mit ihr verbringen. Vielleicht könnte sie ihn dann endlich vergessen?
Unsicher betrachtete sie den Rotwein in ihrem Glas, als erwarte
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