Julia Extra Band 0354
Er trug eine weiße Smokingjacke – und wirkte darin unwiderstehlicher denn je!
Und auch er konnte kaum den Blick von Julia wenden. „So unbeschreiblich schön habe ich dich noch nie gesehen.“ Er lächelte bewundernd.
Bei ihrer ersten Begegnung hatte sie staubige Jeans, ein T-Shirt und diesen unsäglichen Tropenhelm getragen. Doch schon damals fand er sie unwiderstehlich. Nur einmal hatte sie für ihn ein Kleid getragen. Er hatte das elfenbeinfarbene, mit Spitzen besetzte Seidenkleid für sie gekauft und darauf bestanden, dass sie es anzog. Schüchtern wie eine junge Braut hatte sie sich schließlich darin präsentiert. An diesem Abend war ihm bewusst geworden, wie tief seine … Energisch verdrängte Kaden diesen Gedanken und sagte etwas barsch: „Komm, wir müssen los. Sonst kommen wir zu spät.“
Julia musterte ihn erstaunt. Was hatte er denn plötzlich? Doch sie wagte nicht zu fragen, sondern ließ sich widerspruchslos zum Festsaal führen.
Das Stimmengewirr der vielen Hundert Gäste drang ihnen schon von Weitem entgegen. Husseins in blütenweiße Livree gekleidete Bedienstete öffneten ihnen beflissen die riesigen Flügeltüren zum Saal.
Die unglaubliche Pracht des enormen Ballsaals, über den sich eine mit kunstvollen Gemälden versehene Kuppel spannte, die von imposanten Säulen getragen wurde und die warme Abendluft hineinließ, verschlug Julia die Sprache. Sie musste sich allerdings schnell wieder fangen, denn der Sultan und seine frisch vermählte Ehefrau erwarteten sie bereits.
Samia strahlte ihrem Bruder entgegen. Sie hatte sich vom scheuen Teenager zu einer selbstbewussten Schönheit entwickelt. Als ihr Blick auf Julia fiel, die ihr freundlich zulächelte, erschien eine Mischung aus Erstaunen und Feindseligkeit auf ihrem Gesicht.
Seltsam, dachte Julia. Sie hätte nicht erwartet, dass Kadens jüngere Schwester sich überhaupt an sie erinnerte. „Was hat sie denn gegen mich?“, fragte sie, als Kaden sie weiterzog – mitten ins Gedränge.
Kaden warf ihr nur einen finsteren Blick zu, dann nahm er zwei Champagnergläser vom Tablett eines herbeigeeilten Kellners, reichte Julia eines davon und prostete ihr zu. „Auf uns.“
Sie wurde das Gefühl nicht los, dass er inzwischen bedauerte, sie zur Hochzeit seiner Schwester mitgenommen zu haben. Am liebsten hätte sie sich sofort unter einem Vorwand entschuldigt. Doch das hätte unweigerlich für einen Eklat gesorgt. Also biss sie die Zähne zusammen und lächelte höflich, während andere Gäste sich zu ihnen gesellten und Kaden zu seinem Entschluss beglückwünschten, das Ölvorkommen seines Landes zu erschließen. Schließlich wurden die Gäste zum Dinner in einen angrenzenden Bankettsaal gebeten. Auf dem Weg unterhielt Kaden sich angeregt mit einem anderen Mann auf Französisch.
Während des schier endlos erscheinenden Essens begegnete Julia immer wieder Samias vorwurfsvollen Blicken, auf die sie sich keinen Reim machen konnte. Kaden hatte sich resolut abgewandt und unterhielt sich mit seinem Tischnachbarn, während Julia versuchte, ein Gespräch mit dem Mann zu ihrer Linken in Gang zu halten. Das gestaltete sich äußerst schwierig, denn er sprach kein Englisch und war mehr an ihrem Dekolleté als an einer Unterhaltung interessiert.
Kaden war sich ihrer Nähe nur zu bewusst. Es juckte ihn in den Fingern, ihren Oberschenkel zu streicheln und die Hand weiter nach oben gleiten zu lassen, wo er die brennende Hitze spüren konnte.
Er fühlte sich schrecklich beengt, und zwar seit er beobachtet hatte, wie Samia auf Julia reagiert hatte. Samia war seine Schwachstelle. Nur seine Schwester wusste, wie sehr er damals gelitten hatte, als Julia aus Burquat abgereist war. Diese Erinnerung stieg wieder in ihm auf und verdarb ihm den Abend. Immer wieder redete er sich ein, schon damals hätte ihm lediglich der Sex mit Julia gefehlt – so wie jetzt. Es kostete ihn äußerste Selbstbeherrschung, die Finger von ihr zu lassen. Das gelang ihm nur, indem er Julia mit Nichtachtung strafte. Natürlich war er sich durchaus darüber im Klaren, wie unhöflich dieses Verhalten war. Doch er hatte einfach Angst, sie könnte ihm ansehen, dass Samias Reaktion alte Wunden in ihm aufgerissen hatte.
Schließlich glaubte er sich wieder einigermaßen in der Gewalt zu haben und wandte sich nun doch Julia zu. Als er bemerkte, wie angespannt sie war, begann er unwillkürlich, ihren Nacken zu massieren. Tatsächlich entspannte sie sich daraufhin. Kaden verkniff sich ein
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