Julia Extra Band 0354
sich sehr wohl in diesen Breitengraden. Besonders Burquat hatte es ihr angetan. Die Stadt mit ihren geheimnisvollen Souks , diesen typisch arabischen Marktvierteln, und den verwinkelten Gassen erstreckte sich hoch oben auf einer Anhöhe. Die Luft hier war ähnlich, und die Hitze …
Ein Geräusch schreckte Julia auf. Sie wandte sich um und entdeckte Kaden, der an der Balkontür stand. Sofort begann ihr Herz, aufgeregt zu pochen. Kaden trug alte Jeans, ein verschwitztes Polohemd und Reitstiefel. Eine Locke war ihm in die Stirn gefallen. Hingerissen beobachtete sie, wie er sich des Hemdes entledigte, und bemerkte nicht einmal, dass ihr das Croissant aus der Hand geglitten war. Unglaublich, aber sie sehnte sich schon wieder nach Kaden!
Schon fand sie sich an seiner Brust wieder. Heiß küsste er Julia auf den Hals. Der Geruch von Schweiß, Moschus und Leidenschaft stieg ihr in die Nase.
Julia seufzte auf und sagte halb verzweifelt: „Kaden …“
Er schob ihr den Bademantel von den Schultern und küsste die noch etwas feuchte Haut. „Hier ist noch Duschgel“, behauptete er. „Das müssen wir unbedingt abspülen.“ Schon hatte er sie hochgehoben, trug sie ins Badezimmer und stand binnen weniger Minuten nackt mit ihr unter der Dusche …
Viel später, der Abend dämmerte bereits herauf, erwachte Julia aus unruhigem Schlaf. Ihr war schwindlig, und im ersten Moment wusste sie nicht, wo sie war. Dann erinnerte sie sich an die pompöse Hochzeitszeremonie in der prunkvollen Festhalle. Samia so jung und sehr blass, ihr Bräutigam groß, dunkel, herb – fast wie Kaden.
Kaden … Nachdem sie sich kurz bei der Zeremonie gezeigt hatten, war Kaden schnell wieder mit ihr in der Suite verschwunden, wo die Leidenschaft erneut alles andere in den Hintergrund rücken ließ.
Ein Geräusch erregte ihre Aufmerksamkeit. Am anderen Ende des imposanten Zimmers saß Kaden am Tisch und arbeitete am Laptop. Eine dunkle Locke fiel ihm vorwitzig in die Stirn, als er sich vorbeugte, um nach einer Kaffeetasse zu greifen.
Angesichts der friedlichen Zweisamkeit, die sie an ein vertrautes Ehepaar erinnerte, kamen Julia fast die Tränen. In diesem Moment wurde ihr klar, dass sie dieses Mal den ersten Schritt machen und Kaden verlassen musste. Sie könnte es kein zweites Mal ertragen, von ihm fortgeschickt zu werden.
Kaden schaute zu ihr herüber, als hätte er ihre Gedanken erraten. Er hatte sich bereits dem festlichen Anlass angemessen gekleidet und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Das Abschlussbankett findet in einer halben Stunde statt.“
„Wieso hast du mich nicht geweckt? Das schaffe ich nie!“ Verärgert sprang sie aus dem Bett, lief ins Badezimmer und schloss sich ein.
Kaden lehnte sich zurück und runzelte erstaunt die Stirn. Er hatte sich so wohl und entspannt gefühlt – mit Julia nur wenige Schritte von ihm entfernt friedlich im Bett schlafend –, dass er die Zeit völlig vergessen hatte. Seltsam, das passierte ihm nur mit ihr. Selbst während seiner Ehe hatte er auf getrennten Schlafzimmern bestanden. Wäre er mit Julia verheiratet gewesen, wäre ihm das ganz sicher nicht in den Sinn gekommen.
Wenn ich Julia geheiratet hätte …
Dieser Gedanke verstörte ihn so sehr, dass er hastig zum Telefon griff und barsch Anweisungen erteilte.
Als Julia kurz darauf das Badezimmer verließ, wurde sie von einem ganz in Weiß gekleideten jungen Mädchen erwartet. „Ich bin Nita und möchte Ihnen beim Ankleiden helfen“, sagte es scheu.
Julia, die sich über Kadens Verschwinden wunderte, nickte nur und ließ sich zur Hand gehen. Innerhalb einer knappen halben Stunde war sie bereit für das Bankett. Kaden, der genau in diesem Moment zurückkehrte und wieder eine weiße Smokingjacke trug, ließ bewundernd den Blick über Julia gleiten, bevor er ihr höflich den Arm reichte.
Sie trug ein violettes, mit winzigen Kristallsteinen besetztes, schulterfreies Seidenkleid mit hautenger gerüschter Korsage und bodenlangem Rock. Bei jedem Schritt funkelten die Kristalle wie Brillanten. Wäre sie nicht hundertprozentig entschlossen gewesen, das Intermezzo mit Kaden noch an diesem Abend zu beenden – bevor er es tun konnte –, sie hätte sich wie eine Märchenprinzessin gefühlt.
Einige Stunden später, als die Menge begeistert zugeschaut hatte, wie Sultan Sadiq seine Ehefrau aus dem festlichen Ballsaal führte, war Julia so erschöpft, dass sie froh war, als Kaden dem Beispiel seines Schwagers folgte und mit ihr den Ballsaal
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