Julia Extra Band 0354
verließ. Heißes Verlangen durchflutete ihren Körper, als sie sich der Suite näherten. Doch es gelang Julia, diese verräterische Erregung in die Schranken zu weisen.
In der Suite entzog sie Kaden die Hand und entfernte sich einige Schritte von ihm. Er musterte sie misstrauisch, und wieder einmal wurde ihr bewusst, wie wenig sie an diesem Wochenende miteinander gesprochen hatten. Geschickt hatte Kaden jedwede Intimität, die nicht rein körperlicher Natur war, vermieden. Diese Erkenntnis bestätigte Julia in ihrem Entschluss.
Energisch hob sie das Kinn. „Ich habe mich vorhin mit einem Ehepaar aus England unterhalten, das noch heute Nacht zurückfliegt. Sie haben mir einen Platz in ihrem Privatjet angeboten. Der Flug geht in einer Stunde.“
„Kannst du nicht warten, bis ich dich morgen Vormittag nach Hause bringe?“, fragte er angespannt.
Verneinend schüttelte sie den Kopf und war froh, dass Kaden keine Anstalten machte, näher zu kommen. „Nein, eine anstrengende Woche liegt vor mir. Je eher ich wieder in London bin, desto besser. Wir wollen uns hier und jetzt trennen, Kaden. Es hat doch keinen Sinn, den Abschied unnötig in die Länge zu ziehen.“
Kaden wusste überhaupt nicht, wie ihm geschah. Noch nie zuvor hatte eine Frau ihn verlassen! Was war nur plötzlich in Julia gefahren? Noch vor wenigen Stunden hatte sie ihm die Fingernägel in den Rücken gekrallt und um Erlösung gefleht, und nun war sie eiskalt?
Auf unsicheren Beinen ging Julia zur Kommode und nahm ein Schmuckkästchen heraus. Sie packte tatsächlich ihre Sachen! Kaden geriet in Panik und machte einen Schritt auf Julia zu, die sofort nervös zurückwich. Dabei fiel etwas aus dem Schmuckkästchen zu Boden.
Starr vor Entsetzen musste Julia zusehen, wie Kaden sich bückte und die Halskette mit dem Liebesknoten aufhob.
„Du hast sie noch“, sagte er leise und blickte wie gebannt auf das Schmuckstück, das er ihr vor zwölf Jahren geschenkt hatte.
Julia räusperte sich. „Ja.“
Mit unergründlicher Miene schaute er sie nun an. „Du tastest ständig nach etwas an deinem Hals.“ Behutsam berührte er die Stelle.
Julia schluckte und hielt ganz still, als Kaden den Verschluss löste und ihr die geliebte Goldkette um den Hals legte.
Schwer lag der Anhänger in ihrer Halskuhle. Kaden zog die Hände weg, wich aber nicht zurück. Julia wagte nicht, ihm in die Augen zu sehen. Sie fühlte sich ertappt und bloßgestellt.
Nach einem langen Blick auf den Liebesknoten trat Kaden einen Schritt zurück. Nun sah Julia doch auf. Seine Augen waren dunkler denn je. Sein schönes Gesicht wirkte wie versteinert. „Wenn du jetzt wirklich los willst, rufe ich Nita. Sie soll dir beim Packen helfen.“
Seltsam, dachte Julia benommen. Eben noch hatte sie den Eindruck gehabt, Kaden wollte sie mit Sex zum Bleiben bewegen. Doch nun machte er einen angewiderten Eindruck. Offensichtlich war er entsetzt darüber, dass sie noch im Besitz der Halskette war, und fragte sich, was das zu bedeuten hatte.
Die Furcht vor erneuter Zurückweisung brachte Julias Entschlossenheit zurück. „Nicht nötig. Ich schaffe das schon alleine.“
Kaden sah, wie sich ihre Lippen bewegten, nahm jedoch nicht wahr, was Julia sagte, weil es in seinem Kopf ohrenbetäubend dröhnte. Jetzt hatte er wieder die Halskette vor Augen. Er spürte noch den Abdruck auf seiner Hand und bekam keine Luft mehr.
Ich muss hier raus, dachte er verzweifelt und wich zurück. Er hatte das Gefühl, immer schneller in einen Abgrund zu rutschen.
Unsicher betrachtete Julia sein Mienenspiel. Am liebsten wäre sie zu ihm gelaufen und hätte ihn geschüttelt. Warum sagte er nichts? Aber was erwartete sie denn von einem so gefühllosen Mann?
Mühsam riss sie sich zusammen. „Ich … es war …“
„Ja“, stimmte er ihr mürrisch zu. „Genau. Auf Wiedersehen, Julia.“
Eine Sekunde später fiel die Tür hinter ihm ins Schloss, und mit Julias Selbstbeherrschung war es vorbei. Jetzt hatte er sie doch tatsächlich wieder zurückgestoßen!
Innerhalb einer Stunde befand Kaden sich auf dem Flug nach Burquat. Die Besprechung mit Sultan Sadiqs Ölexperten hatte er verschoben. Er wollte B’harani so schnell wie möglich hinter sich lassen. Noch immer zitterten seine Hände. Die Hände, mit denen er die Kette aufgehoben und Julia um den Hals gelegt hatte.
Danach hatte sie ständig getastet! Der Anhänger war wohl so etwas wie ein Talisman für sie. Deshalb hatte sie so schuldbewusst ausgesehen, als er ihr
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