Julia Extra Band 0354
ungeduldig in dem großen Ballsaal auf und ab. Mit ihm warteten die Adjutanten und der Standesbeamte. Am Horizont schimmerte die Morgenröte.
Wo bleibt sie nur? fragte er sich zum wiederholten Mal. In diesem Moment ertönte ein Geräusch vom anderen Ende des Saals. Hastig wandte Kaden sich um – und sah seiner wunderschönen Braut entgegen, deren Gesicht hinter einem langen Schleier verborgen lag. Unwillkürlich ließ Kaden den Blick weiter nach unten gleiten. Dort wölbte sich ganz leicht der Grund für diese Eheschließung.
Ein so überwältigendes ursprüngliches Gefühl erfasste ihn, dass er die Hände zu Fäusten ballen musste, um sich seine Ergriffenheit nicht anmerken zu lassen, als Julia direkt vor ihm stehen blieb. Am liebsten hätte er alle Leute hinausgeschickt, um mit ihr allein zu sein, den Schleier zu lüften und sie zu küssen. Stattdessen begrüßte er sie mit einem Handkuss und gab dem Standesbeamten ein Zeichen, mit der Zeremonie zu beginnen.
Eine halbe Ewigkeit später, so jedenfalls erschien es Julia, saß sie neben Kaden an einer Tafel mit über fünfhundert Gästen. Geistesabwesend ließ er den Blick über die Menschen gleiten.
„Kaden?“
Sofort wandte er sich ihr zu – völlig ausdruckslos. Erschrocken hielt sie den Atem an. Doch als sie einen Sekundenbruchteil später heißes Verlangen in Kadens dunklen Augen aufblitzen sah, war es erst recht um ihre Fassung geschehen. Er griff nach ihrer Hand und küsste sie auf die Innenfläche. Diese erotische Geste entfesselte lodernde Leidenschaft in Julia. Verwirrt versuchte sie, ihm die Hand zu entziehen, und hatte völlig vergessen, was sie ihn fragen wollte.
„Ja, habiba ?“
„Warum siehst du mich so an?“, erkundigte sie sich mit bebender Stimme.
Kaden zog eine Augenbraue hoch. „Sollte ein Mann seine Ehefrau denn nicht so ansehen?“
Er spielte den Gästen den verliebten Ehemann vor! Das hätte sie sich ja denken können. Verletzt zog sie die Hand weg, stand auf und behauptete, sie müsse sich kurz frisch machen.
Kaden schaute ihr nach. Sie erinnerte ihn an eine schimmernde Perle. Vor vielen Jahren, als er noch jung und romantisch verklärt gewesen war, hatte er davon geträumt, Julia zu seiner Königin zu machen, sich stolz und verliebt mit ihr zu präsentieren. Nun hatte die Realität ihn eingeholt, doch sie war ganz anders als sein Traum.
Wütend auf sich selbst, weil heftige Erregung ihn schmerzte, warf er die Serviette auf den Tisch und erhob sich. Die Toasts auf das glückliche Brautpaar waren ausgebracht, blumige Reden gehalten worden, nun durfte der Emir sich wohl mit seiner Frau in die Privatgemächer zurückziehen. Entschlossen eilte er Julia nach. Sein Verlangen wuchs mit jedem Schritt.
Den Tränen nahe verließ Julia den Saal. Wie aus dem Nichts tauchte Jasmine auf und führte sie zurück zu ihrer Suite. Julia ärgerte sich, weil sie sich im Palast noch immer nicht allein zurechtfand, und stutzte, als sie eine Suite betraten, die ihr völlig unbekannt war. Verwirrt wandte sie sich zu Jasmine um. „Das ist nicht meine Suite.“
„Scheich Kaden hat mich instruiert, Ihre Sachen hierher zu bringen. Sie werden von jetzt an seine Gemächer teilen, Hoheit.“
Da sie vor dem jungen Mädchen Haltung bewahren wollte, schickte sie Jasmine fort. Sowie sie jedoch allein war, ließ sie den Tränen freien Lauf und ging hinaus auf die Terrasse, um frische Luft zu schöpfen. Der Abend dämmerte bereits herauf, und Julia fragte sich, wie weit Kaden gehen würde, um allen weiszumachen, dass er seine Frau begehrte. Die meisten Gäste hatten sie misstrauisch beäugt. Nur einige wenige hatten ihr zugelächelt. Instinktiv strich Julia sich über den Bauch. Die Zwillinge sollten sich niemals so einsam fühlen wie ihre Mutter in diesem Augenblick!
Leise betrat Kaden das Zimmer und entdeckte Julia auf der Terrasse. Ein Gefühl tiefen Friedens, aber auch heißes Verlangen durchfluteten ihn. Als er näher kam, musste er irritiert feststellen, dass Julia sich abweisend versteifte.
„Julia?“
Verzweifelt versuchte sie, die Tränen zurückzudrängen. Kaden sollte nicht sehen, wie aufgewühlt und verstört sie war. Doch er war bereits bei ihr und drehte sie zu sich herum.
„Du weinst ja!“, stellte er besorgt fest. Ihm war, als hätte ihm jemand einen Schlag in die Magengrube versetzt.
„Das sind nur die Hormone“, behauptete sie brüsk und wollte sich die Wangen trocknen.
Kaden kam ihr zuvor. Zärtlich umfasste er ihr Gesicht und
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