Julia Extra Band 159
Wissenswerte über Dexter's sowie die Zukunftspläne der Firma zu unterbreiten.
„Warum ich?" fragte sie und dachte an Stephen, der gelangweilt in seinem Büro saß.
„Weil Sie die Klügste hier sind." Gifford grinste sie an. „Außerdem mag ich Sie."
Sie lachte. Von Beginn an hatten sie nicht nur prima zusammengearbeitet, sondern auch entdeckt, daß sie sich gegenseitig sehr sympathisch waren. Darüber hinaus besaßen sie den gleichen Sinn für Humor. „Ich", gestand Cass, „mag Sie auch - ein bißchen."
„Nur ein bißchen?" protestierte er. „Dann muß mein Charme wohl einen Zahn zulegen!"
„Welcher Charme?"
„Sie haben ihn nie bemerkt?"
„Nun ja, ab und zu blitzte mal etwas auf, aber ..."
Er seufzte theatralisch. „Das bedeutet, ich muß ganz von vorn anfangen."
In den nächsten Tagen, die sie gemeinsam verbrachten, begann Cass, Gifford immer mehr zu mögen. Er wußte, was er wollte. Zwar war er etwas selbstherrlich, doch auch witzig und anspruchslos. Ihr Zusammensein war völlig unkompliziert. Und er war unverschämt sexy.
Eines Tages sagte er zu ihr: „Ich denke, es wird noch einen Monat dauern, bis wir mit Dexter's handelseinig werden. Haben Sie Lust, mir an den Wochenenden London zu zeigen?"
„Mit Vergnügen!"
Sie besuchten Museen, Kunstgalerien und Theater, sahen bei den Straßenkünstlern im Covent Garden zu. Einmal segelten sie die Themse hinunter bis Greenwich und aßen dort bei Kerzenlicht zu Abend.
Ihre Beziehung vertiefte sich. Bei den gemeinsamen Spaziergängen nahm Gifford ihre Hand, und wenn er Cass abends vor ihrem Apartment absetzte, küßte er sie. Es waren leidenschaftliche Küsse, die Cass atemlos und mit weichen Knien zurückließen. Sie wollte mehr - viel mehr!
Die Zeit verging wie im Fluge. Plötzlich war die letzte Woche angebrochen.
„Erzähl mir, wie deine Karriere begann", bat Cass. Sie saßen nach einem arbeitsreichen Tag bei einer Flasche Wein in Giffords Hotelzimmersuite.
„Mit purem Glück", antwortete er. „Mein Freund Bruce Hill und ich platzten geradezu vor Einfällen. Doch wir hatten keine Ahnung, wie wir die verwirklichen sollten und vor allem kein Geld. Eines Tages sah mich ein Hersteller von Skianzügen im Fernsehen."
„Als du ein Rennen fuhrst?"
„Nein, meine Skiläuferkarriere hatte ich damals bereits an den Nagel gehängt. Ich habe eine Weile als TV-Kommentator gearbeitet, aber bald damit aufgehört. Die Leute auf der Straße fingen nämlich an, mich wiederzuerkennen, und wollten dann mit mir reden und Autogramme haben. Ich hatte aber keine Lust darauf, prominent zu werden." Er strich sich eine Strähne seines dunklen Haares aus der Stirn zurück. „Auf jeden Fall rief mich der Fabrikant an und bat mich, für seine Produkte zu werben. Bruce und ich haben ihm dann ein paar Konzepte vorgestellt. Daraufhin bekamen wir ein Darlehen, eine Fabriketage, und ...", er schnippte mit den Fingern, „Abrakadabra!"
„So einfach kann es nicht gewesen sein", protestierte Cass.
Er lachte spitzbübisch. „Du hast recht. Als blutige Anfänger mußten wir natürlich manche Rückschläge verkraften, aber nun ..."
„Ist das Leben schön?"
Er streckte die Hand aus und strich über ihr seidenweiches Haar. „Ja, sehr schön!"
Ihr Herz begann laut zu klopfen. Das unpersönliche Hotelzimmer, der Aprilregen, der gegen die Fenster trommelte - all das wurde unwichtig. Es gab nur noch Gifford, seine Berührungen, den heiseren Klang seiner Stimme, den Hunger, den sie in seinen Augen sah und der ihrem um nichts nachstand.
Er lehnte sich auf dem Sofa zurück. „Dein Boss, Stephen, ist nicht gerade mit Leib und Seele bei der Sache, nicht wahr?"
Cass antwortete vorsichtig: „Nun, seit seiner Geburt ist Stephen dazu bestimmt, die Firma zu übernehmen. Leider hat er nicht sehr viel Interesse daran."
„Dafür du um so mehr." Gifford grinste. „Du hast deinen Boss und den Laden voll im Griff." Auf einmal wurde er ernst. ,,Ist zwischen euch etwas? Stephen deutete an, daß ihr eine ... persönliche Beziehung habt."
Sie lachte. „Nein, das mußt du missverstanden haben. Obwohl er älter ist als ich, kommt es mir immer so vor, als sei er mein kleiner Bruder."
„Gut. Dann gibt es also keinen Grund, warum wir nicht miteinander schlafen sollten."
Plötzlich war die Atmosphäre spannungsgeladen.
Cass schluckte. „Miteinander schlafen?"
„Das ist unvermeidbar."
„So?"
„Ja.." Er rutschte näher zu ihr heran, nahm ihr behutsam das Weinglas aus der Hand
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