Julia Extra Band 159
unter Kontrolle zu halten, wollte es aber nicht zugeben. „Es läuft doch alles wunderbar."
„Ich würde tun, was er sagt, sonst kann er ziemlich ungemütlich werden!" warnte ihre Schwägerin.
Soll er doch! war ihr erster Gedanke. Dann gewann die Vernunft die Oberhand. Warum mußte sie eigentlich immer die Rolle der widerspenstigen Heldin spielen? Es hatte nicht viel gefehlt, und sie wäre vom Pferd gestürzt, und das war Cal mit Sicherheit nicht entgangen. Er würde nicht zulassen, daß das noch einmal passierte.
Jingo sah gar nicht ein, warum er ihren Befehlen gehorchen sollte. Er benahm sich wie ein Zirkuspferd, ging rückwärts, schüttelte protestierend den Kopf gegen den Druck der Trense und raste im nächsten Augenblick im Galopp von der Herde weg, ohne daß Alex irgend etwas gegen ihn ausrichten konnte.
Wie weit sie geritten war, bevor sie auf einmal Cals Pferd neben sich entdeckte, konnte sie nicht sagen. Es kam ihr endlos vor. Ihre Arme fühlten sich bleiern an vor Anstrengung, und ihre Muskeln schmerzten. Jingo ließ nicht die geringsten Ermüdungserscheinungen erkennen. Selbst die beträchtliche Steigung, die sie gerade hinter sich gebracht hatten, hatte ihn offen bar nicht im geringsten beeindruckt.
Cal lag fast auf dem Pferdehals. Immer weiter schob er sich vor, bis die beiden Pferde Kopf an Kopf dahin rasten. Er griff mit einer Hand nach Jingos Zügel und zügelte dann seinen Hengst.
Es kostete Mann und Pferd beträchtliche Kraft, Jingo so weit abzubremsen, daß Alex wieder die Kontrolle übernehmen konnte. Selbst dann dauerte es noch ein paar Minuten, bis er schließlich stand. Seine Flanken zitterten, und er war schweißbedeckt.
Alex ließ sich kraftlos auf die-Erde gleiten und wappnete sich für die Vorwürfe, die unweigerlich folgen mußten.
„Es war keine Absicht", begann sie unsicher, als Cal aus dem Sattel stieg. „Ich konnte ihn nicht halten, ehrlich."
„Das habe ich gesehen", gab er zurück. „Es war mein Fehler, daß ich Sie Jingo überhaupt habe reiten lassen. Wenn Sie bei dem Tempo gestürzt wären ..." Er schüttelte den Kopf. ,,Es reicht. Jetzt kommt er endgültig auf die Weide."
„Das können Sie nicht machen!" protestierte Alex. „Er ist ein fantastisches Arbeitspferd. Das haben Sie selbst gesagt. Ich verspreche daß ich ab jetzt die Finger von ihm lasse." Sie lachte ein wenig zittrig. „Ich fange an, meine Grenzen zu erkennen."
„Das ist doch schon etwas." Anerkennung stand in seinem Blick. „Alles in Ordnung?" fragte er dann.
Sie fühlte sich ein bißchen zittrig, aber das hatte nichts mit dem wilden Ritt zu tun. Cals Nähe allein war daran schuld - sein Mund, sein männlicher Duft, sein sehniger Körper. Niemals hatte sie einen Mann mit einer männlicheren Ausstrahlung kennengelernt. Und sie wollte ihn, mehr als sie je zuvor einen anderen Mann gewollt hatte. Ihr war am ganzen Körper heiß, als sie jetzt zu ihm aufschaute, und Gefühle durchströmten sie, gegen die sie genauso wenig ausrichten konnte wie zuvor gegen die wilde Kraft des Wallachs.
Und er wußte es. Dieser Funken in seinen grauen Augen sagte ihr, daß auch er ganz ähnlich auf sie reagierte. Aber jetzt fehlte die Herausforderung, die sie heute morgen noch in seinem Blick gelesen hatte. Er zog sie nur an sich und küßte sie, hart zuerst, ärgerlich fast, aber dann, als sie seinen Kuß erwiderte, wurde sein Mund weicher, und er begann, mit der Zunge ihren Mund zu erforschen. Dabei fuhr er mit den Händen über ihren Rücken und preßte sie an sich, so daß sie spüren mußte, wie erregt er war.
Das Blut hämmerte in ihren Schläfen, und Alex konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Als er sie dann plötzlich losließ, war ihr, als hätte er sie in kaltes Wasser gestoßen.
„Wir sollten zurückreiten, bevor sich noch jemand auf die Suche nach uns macht", sagte er knapp. „Ich reite Jingo."
Alex war unfähig, sich zu wehren, als er sie kurzerhand in den Sattel seines Pferdes hob. Er mochte zwar ihre Lust erwidern, hatte aber offenbar nicht das Verlangen, sie zu stillen. Vermutlich glaubte er jetzt, sie gäbe sich jedem Mann, der ihr über den Weg lief, genauso willig hin wie ihm, und hielt sie für eine billige Beute.
Sein Hengst war am Anfang wenig davon angetan, daß er eine fremde Reiterin auf dem Rücken hatte, aber ein Wort von Cal genügte, um ihn zu beruhigen. Jingo machte überhaupt keine Schwierigkeiten. Sie ritten langsamer als zuvor und hatten nach einer Viertelstunde die Herde
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