Julia Extra Band 159
ausgiebigen bewundernden Blick. „Sie sehen wirklich klasse aus."
Ihre Figur war das letzte, woran sie gedacht hatte, aber sie beließ es dabei. In einer Entfernung brannte ein Lagerfeuer, das von einem Kreis dicker Holzklötze umrahmt war, auf denen es sich bereits einige Leute mit ihren Tellern bequem gemacht hatten.
Das Stimmengewirr nahm zu, immer wieder von Lachen durchmischt. Kinder tobten ausgelassen herum, lächelnd beobachtet von den Erwachsenen. Alle wirkten so glücklich und zufrieden. Alex hätte viel darum gegeben, wenn sie zu dieser kleinen Gemeinschaft gehört hätte.
Cals Stimme riß sie aus ihren Betrachtungen. „Wollen Sie sich nichts zu essen holen?"
„Ich suche gerade einen Platz. J-jemand bringt mir etwas mit." Hoffentlich merkte er nicht, wie heiß ihr geworden war.
Seine Augen wurden schmal. „Dieser Jemand heißt nicht zufällig Royd?"
„Ja, doch. Er hat es mir angeboten. Ich meine, ich ..."
„Sie konnten nicht nein sagen!" sagte er mit deutlichem Sarkasmus in der Stimme.
Alex spürte, wie sich ihr ganzer Körper anspannte. „Nicht, wenn ich nicht den Eindruck erwecken wollte, daß mir ein ein facher Rancharbeiter als Gesellschaft nicht gut genug ist", gab sie mit Schärfe zurück.. „Ich habe gelernt, daß alle Menschen gleich sind."
„Und alle Männer eine leichte Beute?"
Sie zog scharf den Atem ein. „Ich esse lediglich mit ihm! „Er wird sich mehr erwarten."
Alex gab sich wirklich Mühe, die Beherrschung nicht zu verlieren. „Das ist sein Problem. Sie scheinen zwar nicht besonders viel von mir zu halten, aber ich hüpfe nicht gleich mit dem erstbesten Mann ins Bett, der mir über den Weg läuft."
Seine Lippen verzogen sich. „Wollen Sie damit sagen, daß ich Ihr Angebot heute nachmittag falsch verstanden habe?" Das war grausam.
Die Farbe wich aus ihrem Gesicht, und ihr war, als hätte er ihr einen Schlag versetzt. „Es sieht ganz so aus", gab sie gepreßt zurück. „Vielleicht sollten Sie sich einmal überlegen, ob das nicht etwas mit Ihnen zu tun hat."
„Wie hätte ich Ihr Verhalten denn sonst verstehen sollen?" wollte er wissen. „Ich mag ja vom Land kommen, aber die Sprache schien mir doch ziemlich eindeutig zu sein."
„In diesem Fall wundert es mich nur, daß Sie die Situation nicht ausgenützt haben!"
„Es war weder der richtige Zeitpunkt noch der richtige Ort. Typisch Frau, dieser Einwand."
Maßloser Ärger hatte sie erfaßt. „Ich bin davon überzeugt, daß gerade Sie das beurteilen können."
Ihre lauten Stimmen erregten bereits Neugier in ihrer näheren Umgebung. Alex biß sich auf die Lippen. Es war ihr ganz und gar unverständlich, wie sie sich auch nur eine Sekunde lang hatte einbilden können, daß sie in diesen Mann verliebt sein könnte. Da war sie offenbar nicht ganz bei sich gewesen. Was für eine unerträgliche Arroganz! Im Augenblick waren ihre Gefühle eher mit tiefer Abneigung als mit Liebe verwandt.
„Immer schön ruhig bleiben", empfahl er jetzt, als sie etwas sagen wollte. „Die Leute denken sonst noch, wir trügen irgendwelche Liebeshändel aus."
Ihre Augen blitzten, und sie hatte nur noch das Verlangen zurückzuschlagen. Sie lachte auf, schlang ihm die Arme um den Hals und zog seinen Kopf zu sich herunter, um ihn aufreizend zu küssen. „Entschuldige, Liebling", flötete sie laut genug, daß die Umstehenden es verstehen konnten. „Ich weiß nicht, wie ich darauf kommen konnte."
Sein Blick signalisierte Gefahr, und sein Lächeln hatte etwas Drohendes. „Ist schon gut, mein Herz. Jeder kann sich einmal irren - einmal." Dann legte er ihr unter dem Lachen der Umstehenden den Arm um die Schultern. „Komm, holen wir uns etwas zu essen."
Damit schob er sie auf das Haus zu, an den Grills vorbei, und hielt sie so fest, daß sie sich seinem Griff nicht unauffällig entwinden konnte. Seinem Gesichtsausdruck nach zu schließen, hatte er vor, sie für diese kleine Szene bezahlen zu lassen. Nicht, daß sie die Absicht dazu hatte!
„Es reicht", zischte sie. „Hände weg!"
„Das entscheide ich", gab er zurück und warf einem Paar, das an ihnen vorbeiging, ein Lächeln zu. „Die Leute sollen doch denken, daß wir uns wieder versöhnt haben! "
„Und das ganze Theater nur, weil einer Ihrer Männer in Ihrem Revier gewildert hat?" fragte sie verächtlich, ohne Rücksicht auf die Folgen. „Oder was Sie für Ihr Revier halten! Wer hätte gedacht, daß es heutzutage auch noch Feudalherren gibt, die sich solche Rechte
Weitere Kostenlose Bücher