Julia Extra Band 159
sich. Sie müssen nur auf den Ansager hören und meiner Führung folgen. Niemand ist Ihnen böse, wenn Sie einen falschen Schritt machen."
Das war auch nicht ihre Hauptsorge. Viel mehr machte ihr zu schaffen, ob sie ihre Gefühle unter Kontrolle würde halten können.
Aber dann war alles ganz leicht. Es war genauso, wie sie sich solche Tanzabende immer vorgestellt hatte: wirbelnde bunte Röcke, lächelnde Gesichter, Ausgelassenheit. Natürlich wußten auch die Menschen hier alle modernen Errungenschaften der Zivilisation zu schätzen, aber darüber vergaßen sie die einfachen Freuden des Lebens nicht.
In der mitreißenden Fröhlichkeit des Augenblicks vergaß sie alles andere. Als sie schließlich stehenblieben, sah sie mit strahlenden Augen zu Cal auf. Das Licht fing sich in ihrem Haar und schien es in pures Gold zu verwandeln. „Das hat Spaß gemacht!"
Die Kapelle stimmte ein langsameres Stück an, und Cal zog sie ohne Umstände in die Arme. Seine Nähe drohte sie zu überwältigen: sein Atem in ihrem Haar, seine breite Brust, die harten Beinmuskeln. Unter seinen Händen schien ihre Haut unter der dünnen Bluse zu brennen.
„Diane wird nicht sehr begeistert sein." Etwas anderes fiel ihr nicht ein. .
„Ich bin Diane keine Rechenschaft schuldig", antwortete er ohne erkennbare Gefühlsregung. „Genauso wenig wie sie mir." Er sah auf Alex hinunter. Ein kleines ironisches Lächeln spielte um seine Mundwinkel. „Ich war noch nie einer Frau Rechenschaft schuldig."
„Und ich nehme an, das wird auch so bleiben", gab sie zurück.
„Das kommt darauf an, ob ich eine Frau finde, der ich vertrauen kann. Ich habe eine ganz altmodische Auffassung von Treue. "
Möglicherweise hat Diane da irgendwo einen Fehler gemacht, vermutete Alex. „Ich vermute, das gilt für beide Teile", sagte sie mit leisem Spott.
„Ja."
„Für einen Mann ist das ja angeblich viel schwieriger."
„Nicht, wenn er die richtige Frau hat."
„Sie meinen eine Frau, die ihn in jeder Hinsicht zufrieden stellt?"
„Ja. Nicht nur im Bett. Das ist nicht einfach, da gebe ich Ihnen recht, aber noch habe ich Hoffnung."
„Und in der Zwischenzeit nehmen Sie, was Sie kriegen können. "
„Wenn es mir nicht vorher weggenommen wird." Sein Lächeln war eindeutig spöttisch. „Vielleicht hätte ich es nicht einfach hinnehmen sollen. Manche Frauen mögen es, wenn man sie etwas härter anfaßt."
Alex biß sich auf die Lippen. „Sie sind ja so überzeugt von sich, nicht wahr?" warf sie ihm dann bitter vor. „Sind Sie noch nie auf die Idee gekommen, daß auch Sie sich einmal täuschen könnten?"
„Sie meinen über Sie, zum Beispiel?" Er machte eine kleine Pause. „Vielleicht wäre ich eher geneigt, meine Meinung zu ändern, wenn Sie sich heute abend von Royd ferngehalten hätten. Ich habe Sie mit ihm tanzen gesehen."
„Dann haben Sie sicher auch gesehen, daß das ein sehr kurzes Vergnügen war."
„Sie hätten überhaupt nicht mit ihm zu tanzen brauchen."
„Ich konnte ihn nicht sehr gut vor den anderen blamieren. Nicht, daß ich mir hätte großartige Gedanken machen müssen", fügte sie dann hinzu. „Ihre Leute haben längst entschieden, wo meine Interessen wirklich liegen. Sie beobachten uns jetzt bestimmt und spekulieren, welche Fortschritte ich mache."
„Dann wollen wir ihnen auch ein bißchen Grund zum Spekulieren geben", sagte er kühl und senkte ohne Vorwarnung den Kopf, um sie zu küssen. Dabei legte er die Hand um ihren Nacken und hielt sie fest, damit sie sich ihm nicht entziehen konnte.
Der Kuß war alles andere als zärtlich, aber dabei passierte etwas mit ihr. Und auch mit seinem Körper, das war unverkennbar. Alex lächelte etwas spitzbübisch, als er den Kopf wieder hob. „Hoffentlich hört die Musik nicht zu bald auf."
Ein Anflug von Humor zeigte sich in seinen grauen Augen. „Dann müssen Sie mich eben decken." Er betrachtete sie eine Weile, und dabei veränderte sich sein Gesichtsausdruck. „Vielleicht sollten wir noch einmal von vorn anfangen."
Alex spürte, daß ihr Herz einen Sprung machte. Es kostete sie große Anstrengung, ruhig zu bleiben. „Können Sie das denn noch?"
„Ich habe Ihnen ja schon einmal gesagt, daß ich mich gern überzeugen lasse. Allerdings müßten Sie das schon sehr viel besser anstellen als Ihr Bruder. "
„Sie können nicht behaupten, daß er Margot heute vernachlässigt", protestierte Alex.
„Der Abend ist noch jung."
„Ich könnte mit ihm reden", schlug sie vor und wußte
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