Julia Extra Band 159
Einsteigen in seinen Geländewagen und setzte sich dann hinters Lenkrad. Margot winkte ihnen fröhlich nach, als sie an ihrem Minibus vorbeifuhren.
Cal machte keine Anstalten, eine Unterhaltung anzufangen. Als Alex ihn von der Seite ansah, fragte sie sich, was wohl in ihm vorgehen mochte. Vor nicht einmal vierundzwanzig Stunden hatte sie in seinen Armen gelegen. Wenn sie nicht die Notbremse gezogen hätte ...
„Ich vermute, Sie sind nicht mehr Mrs. Quincys strahlender Held?" begann sie, um irgend etwas zu sagen.
„Stumpf und glanzlos geworden", stimmte er ihr zu.
Sie hätte gern gewußt, was er zu Mrs. Quincy gesagt hatte, aber er würde es ihr doch nicht verraten. „Mir tut ihr Mann leid", sagte sie. „Er hat natürlich gemerkt, was mit seiner Frau los war."
„Dann hätte er einschreiten sollen", erwiderte Cal ungerührt. „Aber was interessieren uns die Quincys? Sie fahren morgen früh wieder ab, und wir werden sie nie wiedersehen."
„Finden Sie es nicht lästig, ständig fremde Leute um sich zu haben?" fragte Alex nach, einer Weile.
Er hob kurz die Schultern. „Manchmal. Aber andererseits haben sie die Ranch überleben lassen. Und Margot hat dadurch Abwechslung und lernt andere Leute kennen. In dieser Woche hatten wir zwar lauter Amerikaner hier, aber gelegentlich haben wir auch Gäste aus dem Ausland. Nächste Woche kommt zum Beispiel ein Engländer."
Alex war entschlossen, nicht unnötig in Panik zu verfallen. Es war sehr unwahrscheinlich, daß sie erkannt wurde. Außer dem hatte sie im Augenblick andere Sorgen.
Sie beschloß, den Stier bei den Hörnern zu fassen. „Wegen letzter Nacht", begann sie tapfer. „Ich kann mir vorstellen, wie es ausgesehen haben muß …"
Cals Gesichtsausdruck blieb unverändert. „Und zwar wie?"
„Sie glauben offenbar, daß ich ... Ich ziehe nicht durch die Betten, wenn Sie das meinen, Cal. Das habe ich noch nie getan."
Er antwortete nicht sofort, und als er es tat, klang seine Stimme ruhig. „Und das davor? Was war das?"
„Sie meinen, daß ich mich an dem Abend mit Royd abgegeben habe?" Sie lächelte verlegen. „Das war so eine Art Trotzreaktion, fürchte ich. Ich lasse mir nicht gern etwas verbieten."
Humor blitzte in seinen Augen auf, und er lachte. „Sie haben es herausgefordert!" Sein Ton veränderte sich. „Ich hatte Sie wohl schon in eine bestimmte Schublade gesteckt, bevor Sie überhaupt hier waren. Vielleicht lag das genauso an Ihrem Bruder wie an Ihrem Beruf."
„Ich habe mich entschieden, mir etwas Neues zu suchen."
„Beim Essen klang das noch anders."
„Ich weiß. Greg hat mich überrumpelt."
„Und was haben Sie jetzt vor?"
„Noch nichts Konkretes. Ich habe genug gespart, um ein paar Monate zu überleben, während ich mich umschaue."
„Und woher kommt der Entschluß, so plötzlich aufzuhören?" erkundigte er sich.
Einen winzigen Augenblick war Alex versucht, ihm die Wahrheit zu gestehen, aber dieser Augenblick ging schnell wieder vorbei. Er würde ihr ja doch nicht glauben. „Ich habe einfach genug", sagte sie statt dessen. „Ich will endlich ein normales Leben führen mit einer regelmäßigen Arbeit und Freunden, auf die ich mich verlassen kann."
„Ehe und Kinder eingeschlossen?"
Ihr Herz machte einen kleinen Sprung. „Wenn es so kommt, ja. Ich bin auch nicht anders als andere Frauen."
„Sie sind völlig anders als alle Frauen, die ich kenne", widersprach er trocken. „Ich habe das Gefühl, als bestünden Sie aus vielen ganz verschiedenen Personen."
„Simsalabim! Hier sehen Sie die echte Alex Sherwood!" lachte Alex fröhlich. Aber sie war sich nicht ganz sicher, ob sie sich eigentlich selbst richtig kannte.
Cal antwortete nicht gleich. Sie kamen an eine kleinere Kreuzung, und anstatt auf der Hauptstraße zu bleiben, bog er nach rechts in eine schmale Straße ab. „Das ist eine Abkürzung", erklärte er ihr. „Völlig ungeeignet für die Busse."
Völlig ungeeignet für alle Autos ohne Vierradantrieb, dachte Alex, als der Weg immer schlechter und holpriger wurde. Der Mond schien hell auf die weite Landschaft. Vor ihnen türmten sich schwarz die Berge auf. Abgesehen von einem schwachen Schimmer am Himmel, dort, wo Prescott lag, gab es kein Zeichen menschlicher Zivilisation.
„Hier ist alles so weiträumig! Auch in England gibt es weites, offenes Land: Aber nicht so wie hier."
„Fehlt Ihnen das Stadtleben?" Es war eine sanfte, freundliche Frage.
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, ich vermisse es überhaupt
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