Julia Extra Band 159
sofort, daß er dagegen sein würde.
„Wenn man ihm erst sagen muß, daß er netter zu seiner Frau sein soll, hat es nicht viel Sinn."
Dagegen war schlecht zu argumentieren. Nach allem, was sie von Greg erfahren hatte, fühlte sie sich kaum in der Lage, ihn guten Gewissens zu verteidigen.
„Ich glaube, Margot hofft, daß Greg sie noch lieben lernt, wenn er erst länger hier ist."
„Wenigstens wollen Sie mir nicht mehr einreden, daß er sie liebt."
Sie sah ihn ruhig an. „Ich versuche nicht mehr, es mir einzureden. Das ist der entscheidende Punkt. Es ist ja nicht so, daß er gar nichts für sie empfinden würde, sondern er ..."
,,... er liebt sie nicht so, wie sie es verdient." Seine Züge verhärteten sich. „Und Sie meinen allen Ernstes, da sollte ich ein fach seelenruhig zuschauen?"
„Ja. Es sei denn, Sie wollten Ihrer Schwester sehr weh tun. Ich weiß, es ist ein Klischee, aber manchmal ist der Spatz in der Hand besser als die Taube auf dem Dach."
Cal betrachtete sie ohne erkennbare Gefühlsregung. „Ist das Ihre Philosophie?"
„Nein", gab sie zu. „Aber wir reden ja auch nicht über mich." Sie zögerte einen Moment, aus Angst, etwas Falsches zu sagen. Aber dann überwand sie sich doch. „Die beiden haben nur die Abende und die wenigen freien Tage zusammen. Wenn Sie Greg mehr Aufgaben bei der Gästebetreuung übertragen würden, könnten sie viel mehr Zeit miteinander verbringen. Ich glaube, das würde ihrer Beziehung guttun."
„Das haben Sie sich ja fein zurechtgelegt." Er schüttelte den Kopf, als sie etwas einwenden wollte, aber seine Miene blieb ausdruckslos. „Ich werde darüber nachdenken."
Der Tanz war zu Ende, und Cal ließ Alex los. Seine Mundwinkel zuckten leicht, als sie unwillkürlich an ihm hinunter schaute. „Alles unter Kontrolle", berichtete er trocken.
„Daran hatte ich nie wirklich gezweifelt." Sie wurde rot, und das ärgerte sie.
Er lachte sie an. „Das freut mich."
Überrascht und zugleich erleichtert stellte Alex fest, daß Diane nicht mehr da war, als sie zu ihrem Tisch zurückkamen. Sie hätte sie sicher nicht sehr freundlich empfangen.
„Sie hat die Flucht ergriffen, als ihr zu knutschen angefangen habt", teilte Margot Alex mit deutlicher Befriedigung mit. „Stocksauer war sie." Sie lachte. „Und Stella Quincy wäre fast geplatzt vor Neid."
Cal unterhielt sich mit jemandem vom Nebentisch, und Alex konnte den Blick nur mit Mühe von ihm lösen. Greg beobachtete sie mit einem kleinen Lächeln. „Na, bist du froh, daß du hergekommen bist?"
„Ja, natürlich", erwiderte sie. „Es tut gut, dich nach all der Zeit wiederzusehen,"
„Wir werden alles tun, um dir deinen Aufenthalt hier unvergeßlich zu machen, nicht wahr, mein Schatz?" Greg legte seiner Frau den Arm um die Schulter.
„Unbedingt! Du wirst nie wieder nach Hause fahren wollen."
Das ging ihr ja jetzt schon so. Und heute abend mehr denn je. Sie könnten noch einmal von vorn anfangen, hatte Cal vorgeschlagen. Vielleicht konnte er sie ja endlich so sehen, wie sie es sich wünschte und wie sie wirklich war. So wie Greg alles getan hatte, um Margot für sich zu gewinnen, würde auch sie alle Register ziehen - alle!
Cal tanzte nur noch zweimal an diesem Abend: einmal mit Stella Quincy und einmal mit einem anderen der weiblichen Gäste.
Alex mangelte es nicht an Tanzpartnern. Das machte es ihr leichter, so zu tun, als bliebe es ohne Wirkung auf sie, daß Cal sie nicht noch einmal aufforderte. Ein- oder zweimal ertappte sie ihn dabei, wie er her übersah - nachdenklich, sogar wohlwollend, redete sie sich ein. Aber meistens gab er sich so, als hätte sich nichts zwischen ihnen geändert. Vermutlich stimmte das ja auch. Bevor sich etwas ändern konnte, mußten sie Vertrauen zueinander fassen.
Der Tanz endete um Mitternacht, aber es dauerte noch einmal zwanzig Minuten, bevor sie aufbrachen. Der Himmel war klar, und die Sterne leuchteten so hell, wie Alex sie noch nie gesehen hatte. Das lag wohl an der reinen Luft hier draußen.
Cal kam zu Alex. „Wollen Sie mir nicht Gesellschaft leisten auf der Heimfahrt?"
„Warum?" fragte sie, obwohl sie sich nichts mehr wünschte. „Wir müssen miteinander reden."
Worüber? Die Frage lag ihr schon auf der Zunge. Aber dann beschuldigte er sie doch wieder nur, sie triebe ihre Spielchen mit ihm. „Ich sage nur den anderen Bescheid, damit sie sich nicht wundern, wo ich bleibe."
„Das ist nicht nötig. Sie haben uns bereits gesehen."
Er half Alex beim
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