Julia Extra Band 159
von den Drogen und der Prostitution absah, blieb immer noch die Tatsache, daß sie mit einem Mann zusammengewesen war, den keine Frau von Verstand auch nur zweimal angeschaut hätte. Sie war ja schließlich kein leicht zu beeindruckender Teenager mehr. Cal mußte irgendwann mißtrauisch werden.
„Ich glaube, du hast ein Recht darauf alles zu wissen", sagte sie schließlich ruhig und schöpfte Atem. „Ich lernte Morgan bei einem Werbeauftrag für eine seiner Firmen kennen. Er war sehr aufmerksam zu mir, und das schmeichelte mir wohl - genug jedenfalls, um etwaige Zweifel sofort zu unterdrücken. Allerdings wäre ich nie auf die Idee gekommen, daß er sein Geld mit Rauschgift und Prostitution verdient."
„Aber daß er zweifelhafte Geschäfte macht, hast du schon für möglich gehalten?"
„Ja. Ich weiß, dafür gibt es keine Entschuldigung. Aber er war nicht schlimmer als viele andere auch."
„Du warst viel zu lange mit den falschen Leuten zusammen", stellte Cal fest. „Wie lange kanntest du ihn, bevor das passiert ist?"
„Zwei Wochen ungefähr. Ich habe nicht mit ihm geschlafen", fügte sie schnell hinzu, bevor er noch auf falsche Gedanken kam. „Es war sicher dumm von mir, mich überhaupt mit ihm abzugeben. Aber so weit ist es nicht gegangen." Sie zwang sich, Cal anzuschauen, und erwartete zumindest Skepsis in seinem Blick. „Er hat auch nicht versucht, Druck auszuüben. Offenbar hat er die Frauen, die er weitervermieten wollte, selbst nicht angerührt."
„Er hat also Geschäft und Vergnügen streng getrennt."
„Ja, es sieht so aus. Es war von meiner Seite auch gar nicht unbedingt körperliche Anziehung. Mehr - ja, man könnte es eine Art Hypnose nennen." Sie lachte kurz auf. „Ich weiß, das klingt jetzt lächerlich, aber ich ahnte ja nicht einmal, was für ein Club das war, bis er mich überreden wollte, für ihn zu arbeiten." Ihre Stimme schwankte, aber sie sprach weiter. „Er hätte der Polizei gleich die Wahrheit über mich erzählen können, aber er wollte mir vermutlich heimzahlen, daß ich nicht in seine Truppe eintreten wollte. Man ließ mich nur gehen, weil die anderen Mädchen seine Aussage nicht bestätigten. Aber da war es schon zu spät. Die Presse hatte schon alles mitbekommen." Ihr Lächeln war brüchig. „So kann man über Nacht zu Ruhm kommen."
„Hättest du Greg hier auch besucht, wenn das alles nicht gewesen wäre?" wollte Cal wissen.
„Ich weiß es nicht", sagte sie. „Vielleicht nicht."
„Dann muß ich diesem Morgan ja direkt dankbar sein."
Alex sah ihn durch einen Tränenschleier an. „Wenn wir uns nicht kennengelernt hätten, wüßten wir auch nicht, was wir versäumt hätten."
„Ich hätte es gewußt", behauptete er. „Ich habe so lange darauf gewartet. Und ich wußte von Anfang an, daß wir ein Liebespaar würden, genau wie du."
Sie lächelte ein wenig. „Das ist nicht wahr."
„Lügnerin", schalt er. „Ich habe doch deine Reaktion gespürt, wenn ich dich berührt habe."
Er hatte natürlich recht. Allein sein Anblick erregte sie. Das war von Anfang an so gewesen. Und die Feindseligkeit, die sie ihm gegenüber an den Tag gelegt hatte, war Selbstverteidigung gewesen, nichts sonst.
„Macht es denn keinen Unterschied, daß du jetzt alles weißt?" fragte sie ein wenig schüchtern.
Er streichelte ihre Wange, und das war ihr Versicherung genug. „Sei nicht so streng mit dir. Du hast einen Fehler gemacht und dafür bezahlt. Verbuch es einfach als Erfahrung und vergiß es."
„Kannst du es denn vergessen?" wollte sie wissen, und Lachfältchen bildeten sich um seine Augen.
„Daß ich eine Knastschwester heirate? Nicht so leicht!" Er lachte und packte die Hand, die sie scherzhaft gegen ihn erhoben hatte, und drückte sie in die Kissen zurück. „Streng dich nicht an. Ich bin ja doch stärker als du."
Alex küßte seine Hand. „Ich verdiene dich gar nicht."
„Tja, dann mußt du dich eben besonders anstrengen, um mich wohl zustimmen." Sein Blick war ganz weich geworden. „Eine Frau wie dich habe ich mir immer gewünscht, Alex."
„Mehr als Diane Lattimer?" Sie bereute die Frage im selben Augenblick, in dem sie sie ausgesprochen hatte. „Entschuldige. Das war dumm."
Cal schüttelte den Kopf. „Nein. Wenn es dir wichtig ist ..." Er machte eine kleine Pause und sah ihr in die Augen. „Ich habe nie auch nur mit dem Gedanken gespielt, Diane zu heiraten", sagte er. „Du bist die erste Frau, bei der ich mir vorstellen kann, daß ich den Rest meines Lebens
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