Julia Extra Band 159
dir monatlich fünftausend Dollar überweisen, rückwirkend von Jacks Geburt an."
„Das ist viel zuviel", protestierte Cass.
„Ich kann es mir leisten, und es ist wichtig für mich", entgegnete er mit eiserner Entschlossenheit.
Cass seufzte. „Ich werde eine Liste über die monatlichen Kosten erstellen, und dann reden wir noch einmal darüber."
„Okay." Er trank seinen Kaffee aus. „Wenn du sagst, du hattest nie eine Affäre mit Stephen - bedeutet das, daß ihr nie miteinander geschlafen habt?"
„Ja.."
„Hat er es einmal bei dir versucht?"
Sie schüttelte den Kopf. „Er ist nicht mein Typ, und ich bin nicht seiner."
„Trotzdem schlug er dir vor, bei ihm einzuziehen?"
„Ja, er wollte mir zwar helfen, schlug aber damit gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Weißt du, sein Vater drängt ihn schon seit Jahren zu der Hochzeit mit einer Nachbarstochter, deren Vater ein bekannter Richter ist", erklärte sie. „Henry Dexter ist ein richtiger Snob. Er lud den Richter und. dessen Tochter oft zu Abendgesellschaften ein und tat sein Bestes, sie mit seinem Sohn zu verkuppeln. Doch Stephen war nicht an ihr interessiert."
„Hast du sie kennengelernt?"
„Ja. Einmal holte sie Stephen vom Büro ab, um mit ihm eine Party zu besuchen. Sie schien nett zu sein, wenn auch ein bißchen farblos. Daß ich dann bei ihm einzog, gab ihm die perfekte Ausrede, sie nicht mehr sehen zu müssen. Und als er andeutete, daß ich sein Baby erwartete, hatte er es endlich geschafft, sich seinen Vater und diese Richtertochter vom Leib zu halten."
„Also hat er nicht nur mir gegenüber diese Bemerkung gemacht, sondern auch anderen gegenüber?"
Cass nickte. „Männer und Frauen leben ja häufig in Wohngemeinschaften zusammen. So hatte ich es mir jedenfalls gedacht, als ich bei Stephen einzog. Ich hatte schließlich mein eigenes Zimmer, zahlte Miete und lebte mein eigenes Leben. Aber dann kamen mir Gerüchte zu Ohren. Offensichtlich hatte er auch Mitarbeitern im Büro gegenüber Andeutungen gemacht."
„Hatte er denn eine feste Freundin?"
„Nein", antwortete sie, „nicht eine in der ganzen Zeit, seitdem ich für Dexter's arbeitete."
Gifford sah sie an. „Was meinst du, ist Stephen vielleicht schwul?"
„Könnte gut sein", stimmte sie zu. „Auf jeden Fall hält er damit hinter dem Berg."
„Weil er Angst vor der Reaktion seines Vaters hat?"
,,Ja. Und um. seine Homosexualität zu vertuschen, bat er mich, bei ihm zu wohnen. Er ..."
Cass unterbrach sich, denn sie hatte bemerkt, daß Jack merkwürdig hustete. Als sie sich zu dein Baby hinunterbeugte, sah sie, daß sein kleines Gesicht ganz rot angelaufen war. „O Gott, er muß etwas verschluckt haben!"
Sie steckte ihm den Zeigefinger in den Mund, um das, was immer es auch war, herauszufischen, aber das Baby wendete den Kopf, röchelte und preßte die Lippen fest zusammen.
„Bitte, Jack, bitte!" rief Cass verzweifelt und versuchte noch einmal erfolglos, ihm den Mund zu öffnen.
Mit zwei Schritten war Gifford bei ihnen und schlug dem Kind einmal kräftig auf den Rücken. Jack hustete und spuckte dann ein kleines, weißes Papieretikett aus, das auf dem Körbchen geklebt hatte.
„Ist alles gut, Popcorn", murmelte Cass und nahm Jack, dessen Gesicht mittlerweile wieder eine normale Farbe angenommen hatte, auf den Arm. „Tut mir leid, aber ich habe Panik bekommen ...", entschuldigte sie sich bei Gifford. „Danke für deine Hilfe."
„Das war selbstverständlich." Er nahm ihre Hand und küßte ihre Fingerspitzen.
Als sie die Wärme seines Mundes spürte, lief Cass ein Schauer den Rücken hinunter. Rasch zog sie ihre Hand zurück. „Ich mache mich jetzt auf den Weg, denn ich muß heute mittag servieren. "
„Hast du die Telefonnummer einer Taxivermittlung?" fragte Gifford. „Eigentlich hatte ich vor, mir einen Mietwagen zu besorgen, aber die Agentur hat keine Automatikautos, und mit meinem Fuß kann ich keine Kupplung bedienen. Ich möchte nämlich einige Lebensmittel einkaufen."
„Warum fährst du nicht mit mir? Ich muß selbst in Grand Anse Besorgungen machen und wollte um vierzehn Uhr losfahren, um um siebzehn Uhr wieder zu Hause zu sein, wenn Kirk Weber kommt."
Bevor sie sich zum Gehen wandte, meinte Cass plötzlich:„Willst du Jack aufwachsen sehen? Willst du ihn besuchen und eine Rolle in seinem Leben spielen?"
Auf einmal wirkte sein Gesicht verschlossen. „Ich glaube nicht, daß das so eine gute Idee ist."
Verwirrt runzelte sie die Stirn. „Aber du magst
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