Julia Extra Band 159
großer Gott!"
Ein gewaltiger Windstoß hatte den Jeep ins Schleudern gebracht. Verzweifelt drehte Cass am Lenkrad, um die Oberhand zu gewinnen, doch der Wagen geriet immer mehr ins Schlingern, raste an den Rand eines riesigen Schlaglochs und setzte auf. Der Motor begann zu stottern und setzte schließlich ganz aus.
Schweigen. Dann zog Gifford anzüglich eine Braue hoch. „Du hast also alles unter Kontrolle, was?"
Sie ignorierte seine Bemerkung, drehte den Zündschlüssel und trat, als der Motor ansprang, kräftig auf das Gaspedal. Die Maschine heulte auf, doch der Jeep bewegte sich nicht. Cass gab noch einmal Gas, aber ihre Bemühungen führten nur dazu, daß der Motor noch einmal absoff.
„Warum fährst du nicht einfach aus dieser Pfütze raus", meldete sich Gifford zu Wort.
Sie starrte ihn an. Auch wenn sie immer gedacht hatte, sie könne ihn nicht hassen, in diesem Moment tat sie es. Sie haßte ihn, weil er immer alles besser wußte - und weil er sich nicht um Jack kümmern wollte!
„Was würdest du vorschlagen?" fragte sie spitz.
„Wir schieben den Jeep aus der Pfütze heraus."
„Schieben? Es regnet in Strömen!"
„Richtig. Und je länger es regnet, desto tiefer wird das Wasser in der Pfütze und desto schwieriger wird es, das Auto wieder herauszubekommen", sagte er, die Seele der Vernunft. „Doch vielleicht weißt du eine bessere Lösung?"
Sie biß sich auf die Lippe. „Nein."
„Also, du bleibst auf deiner Seite und betätigst das Lenkrad, Während ich von hinten anschiebe." Er reichte ihr einen Regenschirm, den er vom Rücksitz genommen hatte. „So wirst du nicht allzu naß werden. Nimm jetzt den Gang raus, und löse die Handbremse."'
„Das habe ich schon", entgegnete Cass. „Ich bin ja nicht ganz doof! "
„Hast du ein Zeugnis für diese Behauptung?" fragte er und stieg aus.
Wegen des starken Windes konnte Cass die Beifahrertür nur unter Schwierigkeiten aufmachen. Noch komplizierter allerdings war es, den Schirm zu öffnen. Nachdem Cass beides bewerkstelligt hatte, klemmte sie sich den Schirmstock unter den linken Arm, drückte die linke Hand gegen die A-Säule und packte mit der rechten das Lenkrad. Dann sah sie, daß Gifford bereits hinter dem Jeep Position bezogen hatte.
„Sollte eigentlich problemlos verlaufen", meinte er und schob. ließ das Auto ein wenig zurückrollen und schob erneut. ,,Achtung, ich zähle, und bei drei schiebst du los. Eins, zwei, drei!" rief er und drückte kräftig gegen das Auto.
Die Vorderräder fraßen sich in die aufgeweichte Erde, während der Jeep ins Rollen kam. Cass wollte schon erleichtert aufatmen. Doch kurz bevor sie den Wagen aus dem Schlammloch herausgeschoben hatten, gerieten die Hinterräder in die knöcheltiefe Pfütze, und das Wasser spritzte in hohem Bogen - genau auf Cass.
„Puh!"
Das Wasser war schlammig und überraschend kalt. Es durchnäßte ihre Haare, ihr weißes Sommerkleid hing an ihr herunter wie ein schmutziger Wischlappen. Obwohl sie unter dem Regenschirm gestanden hatte, war sie von Kopf bis Fuß naß. Es war ungerecht!
„Liebe Güte", sagte Gifford.
Als sie ihn durch ihre wirren, feuchten Ponyfransen hindurch ansah, entdeckte Cass, daß er von dem Wasserschwall nicht einen Tropfen abbekommen hatte, da Gifford rechtzeitig zur Seite gesprungen war. Und sie bemerkte, daß er grinste.
„Das ist überhaupt nicht komisch!" protestierte sie.
„Nein, gewiß nicht", entgegnete er, hatte aber große Schwierigkeiten damit, ein ernstes Gesicht zu machen.
Hellbraune Schmutzbahnen zogen sich über ihr Gesicht, den Hals hinunter bis in den Ausschnitt ihres Kleides, dessen dünner Stoff an ihren Beinen klebte.
„Schon mal daran gedacht, Schlamm-Catchen als Beruf zu betreiben?" fragte Gifford. „Das bringt bestimmt mehr ein als diese Frühstückspension."
Sie strich sich das nasse Haar aus der Stirn und bedachte ihn mit einem wütenden Blick. „Haha! Wie witzig!"
Er lächelte nicht mehr. „Übrigens solltest du dir lieber nächstes Mal, wenn du dieses Kleid trägst, einen BH anziehen!"
Cass sah an sich herunter. Er hatte recht. In nassem Zustand wirkte der sonst blickdichte Stoff beinahe durchsichtig. Deutlich waren ihre dunklen, durch das kalte Wasser steil aufgerichteten Brustspitzen zu erkennen.
Errötend schaute sie zu Gifford, bei dem der Regen ähnliches angerichtet hatte: Das feuchte Haar war zerzaust, das Hemd klebte ihm förmlich am muskulösen Oberkörper, und die enge Jeans betonte seine schmalen
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