Julia Extra Band 159
Mond geschossen."
„Ja", stimmte sie zu. „Er hat die Tatsache nicht verkraftet, daß du Dexter's aufgekauft hast. Und er neidet dir deinen Erfolg. "
„Außerdem machte es ihm sicher zu schaffen, daß wir – du und ich - so gut miteinander klarkamen. Er meint wohl, er habe bei dir ältere Rechte, und betrachtete mich als Eindringling. Damals, als wir telefonierten, erzählte er mir gleich brühwarm, daß du bei ihm eingezogen wärst."
„Du hast dich nach mir erkundigt?"
Gifford nickte und reichte ihr einen Becher. „Ich hatte ein schlechtes Gewissen wegen unserer ... Affäre, wollte aber nicht, daß du gemeinsame Zukunftspläne schmiedest ..."
„Das habe ich auch nicht", warf Cass ein.
„Egal, auf jeden Fall konnte ich nicht mit dir sprechen, weil du nicht im Büro warst. Die Telefonistin stellte mich also zu Stephen durch. Er erzählte noch, daß ihr beide eine Familie gründen wollt. Nun, du hattest mir gegenüber zwar gesagt, Stephen sei wie ein kleiner Bruder für dich, aber es ist schließlich das Vorrecht der Frauen, ihre Meinung zu ändern, nicht wahr? Also dachte ich natürlich, Jack sei Stephens Sohn."
Gifford betrachtete das Baby, daß verzweifelt versuchte, einen der Tennisbälle, der aus seiner Reichweite gerollt war, wieder aufzunehmen. Vor Wut darüber, daß es ihm nicht gelang, schrie Jack laut auf.
Cass ging zu ihm hin und gab ihm den Ball. „Das ist wieder typisch! Er möchte gern krabbeln, schafft es nicht und ist dann immer so frustriert darüber."
„Das Gefühl kenne ich", meinte Gifford knapp und setzte sich mit seinem Kaffee an den geschwungenen Küchentresen. „Wann hast du den zweiten Brief geschrieben?"
„Im März, als Jack einen Monat alt war. Weil ich deine Privatadresse nicht kannte, habe ich dir den Brief in dein Büro geschickt."
„Im März hatte ich den Unfall, wahrscheinlich ist er bei all dem Trubel irgendwie untergegangen", erwiderte er nachdenklich. „Warum hast du mich nicht angerufen, nachdem ich auf die Briefe nicht reagierte?"
Sie hob das Kinn. „Ich wollte dir nicht hinterherrennen und das arme, verlassene Opfer spielen", meinte sie trotzig.
Gifford fand ihr Verhalten logisch, nachdem er ja ihre Beziehung so abrupt abgebrochen hatte. Aber als er damals bemerkt hatte, daß er sich verliebt hatte und sogar ans Heiraten dachte, hatte er Panik bekommen und die Flucht ergriffen. Die kaputten Ehen seines Vaters hatten ihn abgestumpft und ihm alle Illusionen geraubt.
Er betrachtete das spielende Kind. „Jack sieht aus wie ich", stellte er fest. „Weißt du noch, wann ... es passiert ist?"
Sie sah ihm fest in die Augen. „Am Morgen, bevor du abgeflogen bist."
„Als du zu mir unter die Dusche kamst und ich so wild nach dir wurde, daß ich vergessen hatte ..."
Cass hatte im Augenblick kein Bedürfnis, diese erotischen Geschichten von damals wieder aufgewärmt zu bekommen. „Wir haben einen Fehler gemacht", unterbrach sie ihn rasch.
„Hast du nie an eine Abtreibung gedacht?" wollte er wissen.
„Nein. Wenngleich ich mich gefragt habe, ob du vielleicht meine Briefe deshalb nicht beantwortet hast, weil du hofftest, mich damit in diese Richtung zu drängen."
„Das stimmt nicht", protestierte er vehement. „Schließlich hast du nicht vorgehabt, dich zu binden - nicht in naher Zukunft!" Gifford schien ihre eigenen Worte von damals noch sehr gut in Erinnerung zu haben.
„Es ist das Vorrecht der Frauen, ihre Meinung zu ändern", sagte sie leichthin. Zwar hatte Cass ihren Job geliebt, doch niemals bedauert, Jack bekommen zu haben., auch wenn er ihr gesamtes Leben auf den Kopf gestellt hatte.
„Ich möchte dir finanziell unter die Arme greifen", meinte Gifford.
„Danke. Eine Unterhaltszahlung für Jack werde ich gern annehmen, aber ich will kein Geld für mich."
„Du hast deinen Arbeitsplatz aufgegeben, um ihn zu versorgen", erwiderte er etwas ungeduldig. „Und diese Frühstückspension wird auch nicht allzu viel abwerfen."
„Wir werden es schon irgendwie schaffen."
„Ach, komm schon, ich kann das Geld doch leicht entbehren und ..."
„Nein!"
Er funkelte sie ärgerlich an. „Warum mußt du immer so verdammt stur sein?"
„Ich möchte so unabhängig wie möglich bleiben", gestand sie. „Es ist wichtig für mich."
„Du magst die Vorstellung nicht, ausgehalten zu werden?"
„Stimmt genau."
Gifford hob hilflos die Hände. „Ich gebe es auf. Weil ich keine Ahnung habe, was es kostet, ein Kind zu beköstigen und einzukleiden, werde ich
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