Julia Extra Band 159
und her. „Natürlich hatte er andere Frauen. All die gebrochenen Herzen, die er hinter sich gelassen hat ..."
„Woher weißt du denn das alles?" brach Beth heraus. Es war nicht so sehr, was sie hörte, sondern von wem sie es hörte, was sie durcheinanderbrachte.
„Du weißt genau, was ich von Gerede halte", erklärte die spanische Frau. „Aber eine Zeitlang hat jeder hier auf der Insel darüber gesprochen, und ich war froh, daß du so viele Aufträge im Ausland hattest und nicht alles mit anhören mußtest. Sogar in der Zeitung haben Sie darüber geschrieben." Rosita brach ab und schüttelte den Kopf. „Ich kenne nicht die Einzelheiten, wie seine. Verlobte gestorben ist, aber für Jaime war es sicherlich ein fürchterlicher Schlag ... Und seitdem benimmt er sich Frauen gegenüber sehr hart."
„Möglicherweise braucht er einfach nur eine Frau, die ihren Platz einnehmen kann", sagte Beth verstört.
Rosita zögerte. War es wirklich der richtige Zeitpunkt, über diese Fragen zu diskutieren?
„Vielleicht", erklärte sie schließlich. „Aber Tatsache ist, daß Jaime nicht geheiratet hat."
„Ach Rosita, so oft habe ich mich gefragt, ob Jacey wohl Halbschwestern oder -brüder habe. Allein die Idee war mir schon zuwider."
„Liebes", beschwichtigte Rosita. „Wichtig ist jetzt nur, daß Jaime einen Sohn hat, und du kannst ihm die Wahrheit nicht vorenthalten."
„Er hat kein Recht darauf, es zu wissen", explodierte Beth bitter. „Das hat er schon klargemacht, bevor Jacey geboren wurde."
„Nein, Beth, er hatte niemals eine Wahl, wenn es um seinen Sohn ging. Und Jacey ist schließlich von ihm", beharrte Rosita auf ihrem Standpunkt. „Er hat ein Recht darauf, das zu wissen."
Beth schüttelte entschieden den Kopf.
„Das werde ich niemals zulassen, Rosita."
„Schon gut", besänftigte die Spanierin. „Aber ..." Sie brach ab und runzelte die Stirn. „Bilde ich es mir nur ein, oder hast du gesagt, daß er Jaceys Alter kenne?"
Beth nickte mit dem Kopf. Niemals hätte sie es übers Herz gebracht, mit jemandem über den letzten Abend, den sie mit Jaime verbracht hatte, zu sprechen. Zu tief steckte der Schmerz. Der einzige Mensch, der wußte, was wirklich passiert war, war Cisco Suarez, ein junger Student, der als Barmann arbeitete und der Beth einige Stunden lang in der höchsten Not zugehört hatte. Jaime war natürlich davon ausgegangen, daß die sogenannte Großmutter Ciscos Mutter war. Deshalb war er auch so überrascht gewesen, als Rosita das Büro betreten hatte.
„Aber er wird doch nicht glauben, daß ..."
„Doch, Rosita, genau das", gab Beth schwach zurück. „Aber um fair zu sein, muß ich zugeben, daß ich ihn auch auf eine falsche Spur gelockt habe. Es macht mich ganz krank, wenn ich jetzt daran zurückdenke, aber damals ging es mir so schlecht ... Ich wollte ihm vorspielen, daß es einen anderen Mann in meinem Leben gab, um ihn zu verletzen. Das hat ihn zwar in seinem Stolz getroffen, aber gleichzeitig war er sehr zufrieden, diese Lügen zu hören."
„Du warst jung und verletzlich"; flüsterte Rosita traurig, und Tränen stiegen ihr in die Augen.
„Aber schau mich doch heute an!" Beth konnte es einfach nicht ertragen, die Spanierin so aufgebracht zu sehen.
„Das tue ich ja", antwortete Rosita. „Ich habe den Eindruck, daß du manchmal selbst nicht weißt, was du eigentlich geschafft hast. Du bist doch nur durch Zufall in die Modewelt geraten, und dafür hast du es wirklich nicht schlecht gemacht. Heute bist du ein internationaler Star, du ... Du brauchst gar nicht die Augen zu verdrehen wie ein kleines Mädchen", machte Rosita sich über Beth lustig. „Was glaubst du, wie viele fünfundzwanzigjährige Frauen es gibt, die es durch eigene Arbeit zu einem gewissen Lebensstandard gebracht haben?"
„Ich bin einfach gut bezahlt worden", lachte Beth. „Und ich habe mein Geld geschickt angelegt. Das war einfach Glück!"
„ Nein, du hast es dir wirklich verdient”, gab Rosita zurück. „Darling, es tut mir schrecklich leid, aber ich muß noch heute abend nach Pollensa zurück. Morgen versuche ich, eine Vertretung für die Galerie zu finden, und dann ..."
„ Juanita ist doch in Ferien, da mußt du selbst morgens in der Galerie arbeiten", schnitt Beth ihr das Wort ab. „Es bleibt dabei, was wir entschieden haben. Wenn es geht, kommst du nachmittags hierher."
„ Aber ..."
„ Kein Aber", erklärte Beth lächelnd. „Es wäre natürlich etwas anderes, wenn Jacey ernsthaft krank
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