Julia Extra Band 159
schläft?" wunderte sich Beth.
„Ja, Jacey hatte heute morgen leichte Bauchschmerzen, was ja zu erwarten war. Deshalb haben wir ihm ein Schmerzmittel gegeben.” Schwester Catalina lächelte leicht. „Ich mußte ihm versprechen, Ihnen zu sagen, wie tapfer er die Spritze ertragen hat."
„Eine Spritze! " rief Beth aus, doch Catalinas sichere Art beruhigte sie. „Ich nehme an, daß ihm das gar nicht gefallen hat."
„Ich mußte ihm auch schwören, nicht zu verraten, wie er reagiert hat", lächelte die Schwester. „Wie wäre es mit einem Kaffee?"
„Das ist sehr nett von Ihnen", gab Beth zurück. „Aber ich habe gerade gefrühstückt."
„Dann vielleicht später. Ich komme regelmäßig hier vorbei, um nach Ihrem Sohn zu schauen." Beth lächelte dankbar und betrat das Zimmer, in dem ihr Sohn lag.
„Hallo, Liebling", flüsterte sie gefühlvoll und war mehr als überrascht, als er die Augen öffnete. „Die Krankenschwester hat mir gesagt, daß du schlafen würdest!" flüsterte sie und beugte sich über den Jungen, um ihn zu küssen.
„Catalina?" fragte er und streckte eine pummelige Hand aus, um seiner Mutter übers Gesicht zu streicheln.
„Ja, Catalina. Sie hat mir auch verraten, daß du ganz tapfer gewesen bist, als sie dir eine Spritze gegeben hat."
„Das war schrecklich", jammerte der Junge verschlafen. „Aber mein Bauch tut jetzt viel weniger weh ... Wo ist Yaya?"
„Sie kommt später", gab Beth sanft zurück. „Gestern war sie hier, aber ...
„Warum bist du nicht mit ihr nach Hause gefahren?" unterbrach Jacey sie.
Beth schüttelte den Kopf. „Yaya denkt bestimmt, daß ich ein Dummerchen bin, das sich viel zu viele Sorgen macht, aber ich wollte hier in Palma in deiner Nähe bleiben."
„Du bist kein Dummerchen", protestierte Jacey leise, da ihm die Augen schon zufielen. „Und Yaya konnte nicht bleiben, da sie sich um die Galerie kümmern muß. Wenn ich groß bin, male ich wundervolle Bilder, und Yaya wird sie in der Galerie ausstellen. Das ist doch toll, oder?"
„Ja, das wird sehr schön sein", flüsterte Beth liebevoll. Es war nur zu deutlich, wie der Junge gegen den Schlaf kämpfte. Deshalb setzte sie sich auf die Bettkante. „lch fürchte, ich bin ein wenig müde. Hast du etwas dagegen, wenn ich meinen Kopf auf das Kissen lege?"
Jacey machte eine zustimmende Geste, und sie streckte sich neben ihm aus. Kaum hatte er ihr den Kopf an die Schulter gelegt, war er schon eingeschlafen. Beth wartete eine Weile, zog sich dann vorsichtig zurück und stand auf. Sie hatte keine genaue Vorstellung davon, wie sie es sagen würde, doch der Zeitpunkt war gekommen, endlich die Wahrheit auszusprechen.
Sie ging in die Eingangshalle und wandte sich an die Schwester, die am Empfang Dienst tat.
„Ich möchte gern Dr. Caballeros sprechen."
„Da haben Sie Glück", entgegnete die Schwester freundlich. „Dort kommt er gerade."
Beth drehte sich hastig um und sah ihn durch eine Flügeltür kommen. Ihr Herz begann zu rasen.
„Jaime, ich muß dich unbedingt sprechen!"
„Kein Problem", sagte er. „Ich habe die Unterlagen über deinen Sohn dabei", fügte er hinzu und öffnete die Akte, die er bei sich trug. „Aber ich hatte noch keine Zeit, sie durchzuschauen". Er warf einen Blick auf das Deckblatt und zog die Augenbrauen erstaunt zusammen.
„Jaime Carlos?" fragte er belustigt. „Ich wußte gar nicht, daß dir mein Name so gut gefällt!"
„Jaime, hör auf damit!"
„Was hast du denn auf einmal?" Er musterte sie, während sich auf seinem Gesicht die verschiedensten Gefühle spiegelten.
„Es ist wirklich nicht einfach, das auszusprechen!" rief sie aus. „Ich habe diesen Namen gewählt, weil ... Jaime, er ist von dir ... Jacey ist dein Sohn!"
„Jaime Carlos", murmelte er ungläubig und machte einen Schritt zurück, bis er an die Tür stieß. „Mein Sohn?"
„Jaime, ich habe es ja versucht ..." Erschrocken brach sie ab, als er die Tür zu Jaceys Zimmer aufriß. Ihr Herz raste, als würde es gleich aus der Brust springen, doch Beth war entschieden, bis zum letzten Atemzug zu kämpfen, wenn er seine Wut an dem Jungen auslassen würde. Die Szene aber, die sie vor sich sah, ließ sie erstarren.
Jaime stand am Fußende des Bettes. Sein Gesicht war aschfahl, und die Fingerknöchel traten weiß hervor, so fest preßte er die Hände um die eisernen Stäbe.
In diesem Augenblick erkannte Beth ohne jeden Zweifel, daß Jaime seinen Sohn anerkannt hatte. Es brachte sie vollkommen durcheinander, wie
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