Julia Extra Band 159
Zeit, daß deine Mama und ich dich allein lassen, damit du ein bißchen schläfst."
„Werden du und Mama hier sein, wenn ich aufwache?" fragte er, und schon fielen ihm die Augen zu.
„Ja", flüsterte Jaime zärtlich. „Wir werden hier sein, kleiner Junge. "
Er zog sich leicht zurück und strich die Handschuhe ab, die er angezogen hatte, um seinem Sohn das Zäpfchen zu geben. Seine Hände zitterten leicht, als er der Krankenschwester die Handschuhe reichte. Dann nahm er den Krankenbericht, der auf dem Bett lag und warf einen schnellen Blick hinein. „Ich lese ihn später durch", sagte er zu Catalina. „Bringen Sie ihn bitte in mein Büro." Einen Augenblick noch saß er gedankenverloren auf dem Bett und schaute seinen Sohn an, bis er sicher war, daß dieser tief und fest schlief. Dann stand er auf und schaute Beth entschieden an:
„Ich denke, wir sollten miteinander reden. Aber nicht hier."
Ohne ein weiteres Wort packte er sie beim Arm und führte sie aus dem Krankenhaus. Dann lenkte er die Schritte über die Straße, bis sie zu einer kleinen Bar kamen. Noch immer herrschte eisiges Schweigen zwischen ihnen. Jaime bestellte Kaffee und schob Beth zu einem Tisch in einer kleinen Nische. Er musterte sie lange, während in seinem Blick die unterschiedlichsten Gefühle lagen.
„Wie konntest du mir das nur antun?" fragte er mit heiserer Stimme. „All die Jahre über hatte ich nicht die geringste Ahnung, daß ich einen Sohn habe."
Meint er es wirklich ernst? überlegte Beth ungläubig.
„Aber wie hätte ich dir die Wahrheit sagen sollen?" bemerkte sie kühl. „Als du erfahren hast, daß ich einen fünf Jahre alten Sohn habe, warst du doch nur zu froh, davon auszugehen, daß Cisco der Vater sei. Du hast nicht einmal ..."
„Froh?" unterbrach er sie ärgerlich. „Verdammt, Beth, du hast mir gesagt, daß seine Großmutter bei ihm war. Dazu das Alter des Jungen. Welche Schlußfolgerung hätte ich denn sonst ziehen können? Ich wußte doch, daß du deine Eltern verloren hast, also ..."
„Aber du hast Rosita erkannt, als du sie getroffen hast", schnitt sie ihm das Wort ab. „Es mußte dir klar sein, daß es keine familiären Bindungen mit ihr gibt."
„Ich bitte dich, Beth, du hattest so viele Gelegenheiten, mir die Wahrheit zu sagen, da ist es mir nicht einmal in den Sinn gekommen, daß Jacey mein Sohn sein könnte." Er warf ihr einen bösen Blick zu. „Wer weiß? Wenn ich nur sein Alter erfahren hätte, aber nichts von einer angeblichen Großmutter, hätte ich vielleicht Verdacht geschöpft ... Wir sind niemals ein Risiko eingegangen." Der Ärger machte einem nachdenklichen Gesichtsausdruck Platz. „Warum hast du deine Meinung geändert? Vielleicht, weil ich es sowieso herausgefunden hätte?"
„Ich wollte es dir von Anfang an erzählen!" rief sie aus. Sie verstand nicht recht, warum sie so unruhig war, da sie über seine positive Reaktion doch eigentlich erleichtert sein sollte. „Ich wollte es dir gestern abend sagen, aber du bist in die Klinik gerufen worden." Beth rutschte auf dem Stuhl hin und her. „Du mußt wissen", stieß sie hervor, „daß es mir nicht leichtfällt, mit dir darüber zu sprechen, da ich ja nicht ahnen konnte, wie du reagieren würdest."
„Hattest du Angst, daß ich meinen Sohn zurückweisen könnte?"
„ ,Zurückweisen` ist eine sehr milde Beschreibung für das, was du mir angetan hast", gab sie zornig zurück. „Wie sollte ich da sicher sein., daß du dich meinem Sohn gegenüber nicht genauso verhalten würdest?"
„Weil es auch mein Sohn ist, verdammt noch mal! " rief Jaime aus und machte nicht einmal den Versuch, seine Gefühle ihr gegenüber zu verstecken.
„Ich bin wirklich erstaunt, daß du mir glaubst", stieß Beth aus. „Willst du gar nicht einen Bluttest verlangen?"
„Was würdest du gewinnen, wenn du gelogen hättest?" fragte er mit rauher Stimme, bevor er eine wegwerfende Handbewegung machte. „Beth, kannst du dir denn gar nicht vorstellen, wie es in mir aussieht? Ich entdecke erst jetzt, daß ich einen Sohn habe! Aber das ist doch auch ein Teil von mir. Und ich habe gar nicht gewußt, daß es ihn gibt! "
Beth fühlte Bitterkeit in sich aufsteigen. „Jaime, sag mir, was fühlst du wirklich?" fragte sie gnadenlos. „Liebe? Du kennst meinen Sohn doch gar nicht. Bedauern? Doch warum solltest du Bedauern empfinden? Die Natur hat einfach ihr Recht eingefordert. Der Mann hat sich amüsiert, und die Frau kann hinterher sehen, wie sie klarkommt." Sie schaute
Weitere Kostenlose Bücher