Julia Extra Band 348
erste Mal ist, dass ich Pasta zum Frühstück esse.“
Damit wandte sie sich wieder der köchelnden Soße zu. Draco runzelte kurz die Stirn, dann holte er den großen Nudeltopf aus dem Schrank und füllte ihn mit Wasser.
War Pasta zum Frühstück wirklich das, woran sie gedacht hatte? Auch er hatte noch nie morgens Pasta gegessen. Überhaupt gab es viele Dinge, die er mit Anna zum ersten Mal tat. Geplänkel und Gespräche am frühen Morgen mit einer Frau. Mit ihr frühstücken. Kein einziger Gedanke ans Geschäft. Das allein war unfassbar. Normalerweise wachte er auf und dachte sofort daran, wie die New Yorker Börse eröffnen würde. Heute hatte er nur an die Frau neben sich gedacht.
Und was genau bedeutete das nun?
Als das Wasser kochte, drehte Draco die Flamme herunter und wünschte, das, was in ihm passierte, ließe sich ebenso leicht regulieren. Anna rührte in dem Soßentopf, als hinge ihr Leben davon ab.
War sie ebenso verwirrt wie er? Gestern hatte er zu ihr gesagt, dass etwas zwischen ihnen passierte. Die Frage war, was? Er brauchte Zeit. Zeit und Abstand, um darüber nachzudenken, um seinen Kopf zu klären.
„Draco.“
Sie war plötzlich ganz bleich.
„Ich muss gehen.“
Er sagte kein Wort.
„Ich meine, zurück nach New York.“
Noch immer sagte er nichts. Anna stieß die Luft aus.
„Ich bin hergekommen, um einen Job zu erledigen. Ich habe ihn erledigt. Ich meine, ich habe herausgefunden, dass es nichts zu erledigen gibt. Es ist zweifelsfrei dein Land. Ich weiß nicht einmal, wie mein Vater auf diese abwegige Story gekommen ist, aber …“
„Ich verstehe“, sagte er höflich. Doch dann sah er sie an, wirklich an, und merkte, wie der Ärger in ihm zu brodeln begann. Ärger über sie und über sich selbst. Er fasste sie hart bei den Schultern. „Verdammt, Anna, du gehst nirgendwohin! Du bleibst hier, zusammen mit mir.“
„Nein, ich kann nicht.“ Ihre Stimme klang leicht panisch. „Meine Arbeit …“
„Ich muss auch arbeiten. Ruf in deiner Kanzlei an, sag Bescheid, dass du erst in einer Woche zurückkommst. Ich rufe mein Büro an.“
„Draco, ich kann nicht einfach …“
Er brachte sie mit einem Kuss zum Schweigen und küsste sie, bis ihre Knie nachgaben und sie sich an ihm festklammern musste.
„Hör auf damit“, wisperte sie. „Ich kann nicht klar denken, wenn du das tust.“
„Du sollst auch nicht denken.“
Oh, er war sich seiner so sicher! War so arrogant und überlegen. Überzeugt, dass sie seinem Willen nachgeben würde, nur weil er ein Mann war.
„Ich habe eine Arbeit. Verpflichtungen. Ein Leben.“
Seine Augen glühten. „Verpflichtungen gegenüber einem Mann?“
„Nein! Siehst du, genau das ist es. Du weißt nichts von mir, weißt nicht einmal …“
„Ich weiß, dass es noch lange nicht zu Ende ist.“
„Was?“ Anna nahm sich zusammen. „Hör zu, es war … es war …“
„ Sì “, sagte er rau, „das war es. Und es ist nicht vorbei.“ Er ließ sie los, griff nach dem Telefon. „Ruf an. Sag ihnen, dass du eine Woche Urlaub brauchst.“
„Arrogant“ reichte nicht annähernd, um Draco zu beschreiben. Seit ihrem achtzehnten Lebensjahr sagte ihr niemand mehr, was sie zu tun hatte. Und vorher hatte sie nicht zugehört, wenn es jemand versucht hatte. Und jetzt bildete dieser Mann, dieser unmögliche Mann sich ein, er könnte ihr den nächsten Schritt vorschreiben?
„Anna.“ Draco küsste sie voller Zärtlichkeit. „ Per favore, mi amor “, sagte er leise. „Ich bitte dich. Bleib diese eine Woche bei mir.“
Und Anna starrte ihm in die Augen, holte tief Luft … nahm das Telefon und machte ihren Anruf.
Sie aßen Pasta, duschten, und dann schlug Draco vor, Anna seine Stadt zu zeigen.
„So ungern ich es auch sage, aber dazu sollten wir uns anziehen.“ Er stieg bereits in eine lässige Hose, als er ihr Stöhnen hörte. „Was ist?“
„Wenn es etwas Schlimmeres gibt, als zwei Tage dieselben Sachen zu tragen, dann ist es …“
„Ah, das.“
„Genau, ah. Ich habe nicht einmal frische Unterwäsche.“
„Natürlich hast du die.“
„Habe ich?“
Er lachte selbstzufrieden. „Aber ja doch. Deine Tasche, dein Make-up – obwohl ich wirklich nicht verstehe, warum du dein schönes Gesicht mit dieser Paste verunstaltest –, alles ist hier.“
„Hier?“ Sie starrte ihn an.
„Selbstverständlich. Ich habe mich darum gekümmert.“
„Du hast dich darum gekümmert …“
„Anna“, sagte er milde, „du musst nicht alles
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