Julia Extra Band 348
wiederholen, was ich sage. Ich habe deine Sachen aus dem Hotel herbringen lassen, und meine Haushälterin hat alles ins Ankleidezimmer geräumt. Hast du die Sachen nicht gesehen?“
„Nein. Aber da ich nicht damit gerechnet hatte, habe ich auch nicht darauf geachtet. Du hast das alles arrangiert, ohne mich vorher zu fragen?“
„Ich wusste doch, dass du deine Sachen brauchen würdest.“
„Du wusstest also auch, dass ich meine Einwilligung geben würde, hier zu bleiben?“
„Einwilligung geben, da spricht wieder die Anwältin aus dir.“ Lächelnd griff er nach ihr.
Sie wich ihm aus. „Tu das nicht.“
„Was?“
„Mach dich nicht lustig über mich.“
„Hoppla.“ Er hob abwehrend beide Hände. „Ich habe doch nur …“
„Es mag dich überraschen, aber ich kann für mich selbst denken.“
Sein Lächeln erstarb. „Es war offensichtlich ein Fehler. Da will ein Mann etwas Gutes für seine Frau tun, und dann …“
„Ich bin nicht deine Frau. Ich bin niemandes Frau. Ich bin mein eigener Mensch!“ Sie biss sich auf die Unterlippe. Seine Frau. Sie musste zugeben, das besaß einen ganz besonderen Klang. „Ich benehme mich wie eine Närrin“, murmelte sie.
Draco seufzte, dann zog er sie an sich. „Ja, tust du.“
Sie lachte leise. „Endlich sind wir einer Meinung.“
Mit einer Fingerspitze hob er ihr Kinn an. „Erlaube mir, dich ein wenig zu verwöhnen, ja, bellissima ?“
„Ich bin nicht daran gewöhnt, dass …“ Seufzend gab sie nach. „Es war sehr nett von dir, dich darum zu kümmern.“
„So sehe ich das auch.“
Anna lachte noch an seinen Lippen. Es würde eine Herausforderung werden, sich von einem Mann, vor allem von einem Mann wie Draco Valenti, verwöhnen lassen.
Fünf Plätze nannte Draco, die man gesehen haben musste, um sagen zu können, man sei in Rom gewesen: das Kolosseum, das Forum Romanum, die Piazza Navona, die Fontana di Trevi und die Spanische Treppe. Und er fand, sie fingen am besten mit der Spanischen Treppe an.
Noch so eine selbstsichere Ankündigung. Diesmal jedoch verkniff Anna sich den Kommentar. Sie waren schließlich in Rom, er war Römer, sie nicht. Ende der Diskussion.
Außerdem hörte der Vorschlag sich perfekt an.
Über die Jahrhunderte waren die Steinstufen, die von der Piazza di Spagna zur Piazza Trinità dei Monti führten, von Tausenden von Füßen glatt geschliffen worden. Touristen und Römer trafen sich hier, saßen in der Sonne und genossen das Panorama mit einem Eis in der Hand.
Draco zeigte Anna seine Lieblingseisdiele.
„So viele verschiedene Sorten.“ Sie überflog die schier endlose Liste. Letztlich jedoch blieb ihr die Qual der Wahl erspart, denn Draco bestellte für sie beide – ohne sie vorher zu fragen. Schokolade und Kastanie, erklärte er überzeugt, seien nun mal die besten Sorten.
Und Zitrone? wollte sie fragen, tat es dann aber doch nicht. Der Tag war perfekt, genau wie der Mann. Und wenn sie ehrlich war, fand sie dieses „Ich Tarzan, du Jane“-Gehabe, das sie bisher stets verhöhnt hatte, bei ihm irgendwie sexy.
Sie probierte zuerst Schokolade, dann Kastanie und leckte sich genüsslich einen Tropfen Eiscreme aus dem Mundwinkel. Draco verfolgte die Bewegung gebannt mit.
„Du bettelst geradezu um Schwierigkeiten“, bemerkte er leise, und sie sah ihn an.
„Welche Schwierigkeiten genau meinst du?“, neckte sie ihn, und er drückte ihr lachend einen schnellen Kuss auf die Lippen.
Sie saßen Rücken an Rücken auf den Stufen und ließen sich die Sonne ins Gesicht scheinen. Anna seufzte still. Es war wunderbar, alles – die Stadt, die Piazza, das Eis, der Mann.
Vor allem der Mann.
Er war so ganz anders, als sie erwartet hatte, anders als alle Männer, mit denen sie bisher ausgegangen war. Er sah fantastisch aus, sicher, aber was ihn wirklich außergewöhnlich machte, war diese reizvolle Kombination aus Stärke und Zärtlichkeit, diese altmodische Auffassung von Ehre, diese männliche Selbstsicherheit und Arroganz.
Sie war also wieder da angekommen. Weil sie es schon immer gehasst hatte.
So stimmte das nicht unbedingt. Sie hasste es an ihrem Vater und an den Männern, mit denen er sich umgab. Sie hasste es bei einigen ihrer Kollegen, die sie behandelten, als wäre sie ein naives Mädchen. Aber ihre Brüder waren auch arrogant, und an ihnen liebte sie es – die Selbstsicherheit und der Beschützerinstinkt. Ihre Schwägerinnen liebten diese Eigenschaften ebenso. Es kam wohl darauf an, was man für den Mann
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