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Julia Extra Band 348

Julia Extra Band 348

Titel: Julia Extra Band 348 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Kendrick , Lynn Raye Harris , Sandra Marton
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wie die Hexe bei Hänsel und Gretel, er hatte seine Entscheidung getroffen, weil er wusste, was richtig und was falsch war. Ein Mann, der nicht über sein Ego hinausschauen konnte, hatte die Vorzüge eines guten Lebens nicht verdient. Das war noch eine Lektion, die er als Kind gelernt hatte. Er hatte viele Männer beobachtet, die so überzeugt von ihrer enormen Bedeutung waren, dass sie sich nichts dabei dachten, andere niederzutrampeln.
    Nach der Durchsage, die das Benutzen elektronischer Geräte wieder erlaubte, hatte er seinen Laptop ausgepackt, dankend die Speisekarte von der Stewardess angenommen … und an die Frau denken müssen.
    Du wärst auch mit einem Sitz ausgekommen .
    Den zweiten Sitz hatte er schließlich nur gebucht, um niemanden als Sitznachbarn zu bekommen, der während des Flugs auf ihn einredete. Die Blondine aber hatte den Sitz gewollt, weil sie arbeiten musste. Sie hatte andere Sachen zu tun, als ihm ein Gespräch aufzuzwingen.
    Also kein Problem.
    Nachdem er das erkannt hatte, war Draco aufgestanden, hatte den Luxus der Ersten Klasse hinter sich gelassen, war durch die praktische Businessklasse gelaufen und immer weiter, bis er in der Sardinenbüchse ankam, die sich Zweite Klasse nannte.
    Als er sie ausfindig gemacht hatte und auf sie zusteuerte, stellte er sich vor, wie begeistert und dankbar sie auf seinen Vorschlag reagieren würde.
    Nun, vielleicht auch nicht.
    Sie starrte ihn an, als wäre er ein Geist. Natürlich hatte er sich denken können, dass sie verdutzt und überrumpelt sein würde. Aber der völlige Schock auf ihrem Gesicht verriet ihm, dass sie sich nur selten überraschen ließ. Das war ein angenehmer Bonus.
    Er sah zu, wie sie nach Worten suchte. Auch ein netter Anblick. Schließlich war sie bei ihrer ersten Begegnung nicht um Worte verlegen gewesen. Nur, als er sie geküsst hatte.
    Aber um den Kuss ging es hier nicht, sondern um Menschlichkeit und Anstand.
    „Tut mir leid, dass ich Sie geweckt habe“, entschuldigte er sich höflich.
    Sie setzte sich auf und zog an ihrem Rock, der an ihren Schenkeln hinaufgerutscht war. Nebenbei bemerkt waren es ganz großartige Schenkel: fest, wohlgeformt und leicht gebräunt. Ob ihre Haut überall so golden ist? überlegte Draco.
    „Ich habe nicht geschlafen. Was tun Sie hier?“
    Das lief nicht so, wie er sich vorgestellt hatte. Er räusperte sich. „Ich habe es mir überlegt.“
    „Was?“
    Dio, machte sie es absichtlich so kompliziert? „Das mit dem Sitz. Sie können ihn haben.“
    Sie kniff die Augen zusammen. „Warum?“, fragte sie misstrauisch.
    Ihre Sitznachbarn verfolgten die Szene inzwischen mit der Neugier, mit der Schaulustige einen Autounfall begafften. So viel also dazu, das Richtige zu tun!
    „Warum?“, knurrte er. „Weil ich Trottel annahm, Sie hätten noch immer lieber einen Sitz in der Ersten Klasse als … als das hier!“
    „Was ist verkehrt an dem hier?“, fragte die Sitznachbarin der Blondine lauernd.
    Da warf Draco entnervt die Hände in die Höhe und wandte sich zum Gehen.
    „Warten Sie!“
    Ein kluger Mann wäre einfach gegangen. Aber Draco hatte inzwischen mehrfach bewiesen, dass er sich heute nicht besonders klug verhielt. Er blieb stehen, drehte sich mit vor der Brust verschränkten Armen um und sah, wie sie auf ihn zueilte.
    Er konnte nicht anders, er musste lächeln. Wo war ihre amerikanische Perfektion geblieben? Giorgio Armani wäre entsetzt, wenn er gesehen hätte, wie die schwere Aktentasche auf ihrer Schulter die Kostümjacke verzog. Die blonden Strähnen hatten sich aus dem Clip gelöst, und beim Aufstehen hatte sie wohl einen Schuh verloren, der ihr jetzt von einem Finger baumelte.
    Einer von diesen enorm sexy Stilettos.
    „Ja? Was ist denn?“
    „Ich … ich …“
    Er taxierte sie mit einem Blick, der so eisig war wie ein kalter Januarmorgen, und wiederholte: „Ja?“
    Wie gab man zu, einen Fehler gemacht zu haben? Nicht beim Urteil über diesen Mann, das nicht. Er war aufgeblasen und unverschämt, aber das war kein Grund, sein Angebot auszuschlagen. Nur ein Idiot würde den Zugang zu einem Computeranschluss ablehnen – und gleichzeitig die Chance, von diesen beiden Neurotikern wegzukommen.
    „Ich warte.“
    Anna schluckte. Sie würde wohl oder übel in den sauren Apfel beißen müssen. „Ich … ich nehme Ihre Entschuldigung an.“
    Er lachte doch tatsächlich! Und nicht nur er. Anna sah sich um und lief rot an. Die kleine Szene hatte scheinbar mehr Unterhaltungswert als

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