Julia Extra Band 356 - Ebook
sie zu begrüßen. Alena erkannte sofort, mit welchem Respekt er Vasilii und Kiryl gegenübertrat. Neben ihm stand seine wesentlich jüngere Frau, die einen gelangweilten Eindruck machte. Doch als sie Kiryl und Vasilii erblickte, leuchteten ihre Augen auf. Sie lächelte die beiden Männer gewinnend an.
Es versetzte Alena einen kleinen Stich. Doch dann musste sie innerlich den Kopf über sich schütteln. Es war lächerlich – sie hatte Kiryl längst freigegeben, und jetzt ärgerte sie sich darüber, dass eine andere Frau ihm ein Lächeln schenkte.
Kiryl blieb ihre Reaktion nicht verborgen. Er hatte sie die ganze Zeit über beobachtet, und ihre Entschlossenheit, Haltung zu bewahren, imponierte ihm sehr. Unwillkürlich streckte er die Hand nach ihr aus, aber in diesem Moment sprach Vasilii sie an, und sie wandte sich ihrem Bruder zu. Nun, was wunderte es ihn – sie hatte Kiryl ja inzwischen oft genug zu verstehen gegeben, was sie von ihm hielt. Aber er war fest entschlossen, sein Unrecht an ihr wiedergutzumachen. Soweit das überhaupt möglich war.
12. KAPITEL
Sie waren jetzt schon seit über drei Stunden auf der Party, und Alena hatte bereits Kopfschmerzen von den Stimmen der vielen Gäste, die sich angeregt miteinander unterhielten. Die Marmorböden erhöhten den Lautstärkepegel noch mehr, sodass die Musik des weltberühmten Streichquartetts, das für musikalische Untermalung sorgte, schon fast in den Hintergrund trat.
Alena wollte Kiryl gerade fragen, wann endlich die berühmte Popsängerin mit ihrer Band auftreten würde, auf die sie sich schon die ganze Zeit gefreut hatte. Doch er unterhielt sich gerade lebhaft mit einem Geschäftsmann, der ihn kurz zuvor angesprochen hatte. Obwohl er die Rolle des aufmerksamen Verlobten den ganzen Abend nahezu perfekt gespielt hatte und nicht von Alenas Seite gewichen war, hatten sie bisher kein einziges Wort gewechselt. Die emotionale Kluft zwischen ihnen war so groß, dass Alena all ihre Kraft aufbringen musste, um den Abend überhaupt zu überstehen.
Eine große Anzahl Kellner und Kellnerinnen ging durch die Menge und bot auf silbernen Tabletts kleine Blinis mit Räucherlachs und Kaviar an. Von der Decke hingen große Kristallleuchter, die das Haus in hellem Glanz erstrahlen ließen.
Kiryls Gesprächspartner hatte sich inzwischen verabschiedet.
„Bitte entschuldige mich. Ich gehe mich nur ein bisschen frisch machen“, erklärte Alena und reichte Kiryl ihr halb volles Champagnerglas.
Er verfolgte sie mit seinem Blick. Sie sieht wie eine zarte Elfe aus, dachte er und verglich sie im Stillen mit den vielen anderen Frauen im Raum, die sich alle mehr oder weniger stilvoll herausgeputzt hatten. Nachdem Vasilii ihm voller Bedauern erzählt hatte, dass er den Schmuck seiner Mutter in London vergessen hatte, war Kiryl sofort klar gewesen, was zu tun war. Er hatte sich große Mühe gegeben, passende Stücke für Alena zu finden und wurde für seine Mühe reich belohnt. Sie sah einfach umwerfend aus. Das Collier war schlicht und elegant – genau wie seine Trägerin. Er hatte beobachtet, wie sie es im Verlauf des Abends manchmal berührt hatte. Ihr Gesichtsausdruck dabei hatte jedoch nicht verraten, ob ihr sein Geschenk gefiel.
Als sie wenig später den Waschraum verließ, sah sie überrascht, dass Kiryl auf sie gewartet hatte.
„Ich habe gerade Vasilii getroffen“, erklärte er. „Er muss noch ein paar wichtige Gespräche führen und wird deshalb nicht mit uns zurückfahren.“
„Verstehe.“ Mehr konnte Alena nicht sagen. Die Aussicht, allein mit Kiryl in der Limousine zu sitzen, schnürte ihr die Kehle zu.
„Alena …“
„Ich habe mich bei dir noch gar nicht hierfür bedankt“, sagte sie und legte die Hand auf ihren neuen Halsschmuck. „Vasilii meinte, dass du ihn bestimmt gekauft hast, um deinen geschäftlichen Erfolg mit mir zu feiern. Dazu habe ich dir noch gar nicht gratuliert. Ich wollte es vorhin tun, aber …“
Jetzt war er es, der ihr ins Wort fiel. „Ich habe den Auftrag nicht angenommen“, sagte er kurz. „Und die Juwelen haben nichts damit zu tun.“
Sie hatte seine Worte deutlich verstanden, trotz des Lärms. Dennoch glaubte sie, sich verhört zu haben. Ihr Herz fing heftig zu pochen an. Verunsichert murmelte sie: „Das verstehe ich nicht. Du wolltest diesen Auftrag doch unbedingt haben. Mehr als alles andere.“
„Ja, das stimmt auch. Aber es war ein Fehler. Alena, ich … ich muss mit dir reden. Es gibt etwas, das ich dir sagen muss
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