Julia Extra Band 358
den Arm genommen. Wie sehr sie sich nach seiner Berührung sehnte! Unfähig, ein Wort über die Lippen zu bringen, schüttelte sie nur stumm den Kopf.
Lysander gab nicht nach. „Raus mit der Sprache, wo liegt dein Problem?“
„Ich habe keins“, beharrte sie.
„Wir werden im Flugzeug darüber reden“, kündigte er an, was in Alyssas Ohren wie eine Drohung klang. „Wir müssen jetzt los, ich fahre im ersten Auto mit, du und Ra’id folgen im zweiten.“
Ra’id stampfte trotzig mit dem Fuß auf. „Ich will aber mit Onkel Lysander fahren!“
Alyssa runzelte die Stirn. „Bittet man so um einen Gefallen, Ra’id? Dieses Thema hatten wir doch gerade gestern.“
Ra’id schluckte. „Onkel Lysander, dürfte ich vielleicht mit dir fahren?“
Alyssa klopfte ihm auf die Schulter. „Gut gemacht, Ra’id. Jetzt sind wir beide auf die Antwort gespannt.“
„Ich habe eine bessere Idee, Ra’id“, antwortete Lysander, ohne Alyssa dabei aus den Augen zu lassen. „Ich fahre bei euch mit, damit deine Spielsachen nicht umgeräumt werden müssen.“
Alyssa lächelte erleichtert. Lysanders Nähe würde ihren Gedanken eine andere Richtung geben und helfen, die Flugangst zu verdrängen.
Ra’id stürmte jubelnd die Stufen zur Auffahrt von Combe House hinunter. Unten angekommen, drehte er sich zu seinem Onkel um. „Darf ich neben dem Fahrer sitzen?“
„Genau auf diese Frage habe ich gewartet.“ Lysander zwinkerte Alyssa bedeutungsvoll zu. „Natürlich darfst du das, Ra’id.“
Es war ein herrlicher Tag, die Sonne strahlte vom Himmel und spiegelte sich im glänzenden Lack der drei schwarzen Limousinen, die am Fuße der Treppe warteten. Nachdem der Chauffeur Ra’id auf dem Beifahrersitz angeschnallt hatte, öffnete Lysander die Rücktür. „Nach dir, Alyssa. Ich will dir bei Ra’ids Erziehung zum wohlerzogenen Gentleman helfen und ihm ein perfektes Vorbild sein.“
Das amüsierte Funkeln in den Augen machte Lysander einfach unwiderstehlich, Alyssa lächelte unwillkürlich zurück und stieg mit übertriebener Grandezza ein.
„So gefällst du mir schon besser.“ Lysander setzte sich neben sie und zog die Trennwand aus schalldichtem Glas zu. Plötzlich war alles Lachen aus seinem Gesicht verschwunden.
„Spaß beiseite, Alyssa, bist du krank? Du bist erschreckend blass und siehst überhaupt nicht gut aus.“
Sie versuchte, seine Besorgnis mit einem Scherz abzutun. „Vielen Dank für das überaus nette Kompliment, du bist wirklich der perfekte Gentleman.“
„Das bin ich auch, denn ich mache mir Sorgen um dich. Was ist los? Wird dir Ra’id zu viel?“
„Ganz im Gegenteil.“ Sie schüttelte heftig den Kopf. „Seine Nanny zu sein, empfinde ich überhaupt nicht als Arbeit. Es macht einfach Spaß, und alle bei Hof sind so freundlich zu mir. Ich darf gar nicht daran denken, dass ich diesen Traumjob beinahe abgelehnt hätte!“
„Dann hat also etwas anderes deinen rosigen Teint welken lassen.“ Zärtlich ließ er einen Finger über ihre Wange gleiten. Alyssa schauderte und blickte erschrocken nach vorn, doch der Fahrer und Ra’id schienen sich angeregte zu unterhalten und die verräterische Geste nicht bemerkt zu haben. Sie schluckte.
„Ich kann mich nur wiederholen, mir geht es ausgezeichnet, und deine Besorgnis entbehrt jeder Grundlage.“
„Wie du möchtest.“ Er zuckte die Schultern. „Doch mein Angebot gilt, wenn du meine Hilfe benötigst, brauchst du es nur zu sagen.“ Er öffnete den Kühlschrank und reichte ihr ein Glas frisch gepressten geeisten Orangensaft. „Hier bitte – eine der kleinen Vergünstigungen, wenn man für einen reichen Prinzen arbeitet.“
Das Lächeln, das seine Worte begleitete, hatte eine verheerende Wirkung auf Alyssa. Es ließ sie dahinschmelzen, obwohl sie genau wusste, dass es genau diese Masche war, die Prinz Lysander den Ruhm eingebracht hatte, ein unwiderstehlicher Frauenheld zu sein.
„Als Ra’ids Nanny“, erklärte er ihr dann, „wirst du mit Ra’id zusammen mit mir in dem mir vorbehaltenen Bereich fliegen und nicht mit den Hofbeamten in der Kabine. Du wirst die Lounge für Ra’id und dich allein haben, da ich im Büro zu tun habe. Solltet ihr mich benötigen, bin ich natürlich jederzeit erreichbar – schließlich bin ich fest entschlossen, mich zu einem Bilderbuchonkel zu entwickeln.“
Alles lief nach Plan. Das Gepäck wurde verladen und gleich würden alle an Bord gehen können. Lysander freute sich auf einige ungestörte Stunden an seinem
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