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Julia Extra Band 358

Julia Extra Band 358

Titel: Julia Extra Band 358 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Holis Lucy Monroe Trish Wylie Penny Jordan
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Märchenprinz. Es würde nie dazu kommen, aber davon zu träumen, das konnte ihr niemand verbieten.
    Beim Aufwachen fühlte sich Alyssa wie gerädert. Sollte Lysander erraten, welche Sehnsucht die Umarmung am vergangenen Abend in ihr geweckt hatte, würde er es ausnutzen und sie verführen. Sollte er die Begegnung auf der Treppe aber nur als amüsanten kleinen Zeitvertreib abtun, wäre sie am Boden zerstört.
    Eins wäre so fatal wie das andere.
    Lysander würde nach dem Bankett bestimmt lange schlafen – dieser Gedanke gab ihr die nötige Sicherheit, um ihre neue Umgebung genauer zu erkunden. Da es draußen selbst zu dieser frühen Stunde schon unerträglich heiß war, bat sie Ra’id, ihr das Innere des Palasts zu zeigen.
    Alyssa war überwältigt. Filmkulissen hätten nicht prachtvoller sein können: Lange schattige Wandelgänge, Marmor, kunstvoll bemalte Fliesen, Seidenteppiche, mit Pailletten bestickte Sitzkissen, vergoldete Ornamente – es war einfach traumhaft.
    So beeindruckend die Atmosphäre aber auch war, Alyssa fand ihre Umgebung seltsam steril. Architektur und Einrichtung waren von erlesenem Geschmack, doch es fehlte Leben, der Palast wirkte nicht wie das Heim einer Familie. Auch Ra’id schien das zu spüren, er wirkte bedrückt und lachte kaum.
    „Das ist das Regierungsgebäude“, meinte er, als sie ihre Tour durch das Erdgeschoss beendet hatten. Er deutete auf den langen Flügel mit einem vorgebauten Säulengang auf der anderen Seite des großen Innenhofs.
    Ob Lysander dort auch ein Arbeitszimmer besaß? Alyssa erinnerte sich, wie er sich als einen in den Käfig gesperrten Tiger bezeichnet hatte. Einem Mann wie ihm musste dieser pompöse Palast in der Tat als Gefängnis erscheinen.
    Sosehr sie ihre Augen auch anstrengte, der Wandelgang schien verlassen.
    „Gehst du mit mir jetzt dorthin?“, fragte sie.
    „ Ich? Nein, das ist mir strengstens verboten.“ Entsetzt sah Ra’id sie an. „Aber ich kann dir zeigen, wie ich die Leute rauslocke, um mit mir zu spielen“, redete er mit kindlichem Stolz weiter. Er zog sie an der Hand über den Innenhof.
    Die Hitze traf Alyssa wie ein Schlag. Aber nicht nur die Temperaturen machten ihr zu schaffen, auch ihr Verhalten ärgerte sie. Wenn Lysander sie hier entdeckte, musste er sie für aufdringlich halten oder sogar vermuten, dass sie ihm nachspionierte.
    Alyssa hatte diesen Gedanken noch nicht zu Ende gebracht, als sie auch schon Lysanders Stimme hörte. So überdeutlich und betont hatte sie ihn noch nie sprechen hören. Überrascht blieb sie stehen, doch Ra’id zupfte ungeduldig an ihrem Rock. Er wollte unbedingt zum nächsten Feigenbaum, um dort nach reifen Früchten zu suchen.
    Alyssa folgte Ra’id und schließlich hörte sie Lysander nicht nur, sondern sah ihn auch durch eine offene Tür. Jetzt wusste sie, weshalb er so eigenartig gesprochen hatte. Die Füße auf den Schreibtisch gelegt, hielt er ein Diktiergerät in der Hand. Sobald er sie erblickte, legte er es auf den Tisch und winkte.
    Alyssa war die Situation peinlich, und sie zog sich hinter den Baum zurück. Ra’id waren ihre Skrupel fremd, lebhaft winkte er seinem Onkel zu, ließ sich aber ansonsten bei seiner Jagd auf frische Feigen nicht stören.
    „Alyssa, versteckst du dich etwa vor mir?“
    Lysander hatte sein Arbeitszimmer verlassen und stützte sich auf die Balustrade des Wandelgangs. In der hellen Leinenhose und dem weißen Hemd mit den aufgekrempelten Ärmeln sah er ebenso umwerfend aus wie im Abendanzug. Sein gewinnendes Lächeln ließ sie ihren festen Vorsatz vergessen, mit ihm nicht mehr über persönliche Dinge zu reden.
    „Ehrlich gesagt, ich schäme mich vor dir. Diese dunkelblaue Uniform, die man mir gegeben hat, ist einfach schrecklich.“ Sie strich über den bockigen Stoff des unförmigen Rocks. „Ich habe noch nie eine Uniform getragen und komme mir vor wie ein Überbleibsel aus den Fünfzigern. Das mit gestern Nacht tut mir leid“, schloss sie unvermittelt.
    „Mir nicht.“ Er zwinkerte ihr zu. „Wenn dir deine Dienstkleidung nicht gefällt, brauchst du mir das nur zu sagen, ich werde sofort etwas dagegen unternehmen.“ Sein anzügliches Lächeln zeigte deutlich, wie er das meinte.
    Alyssa errötete.
    „Und sonst? Hast du dich schon einigermaßen an das Klima gewöhnt?“, wollte er wissen. „Ich möchte dir nämlich einen Vorschlag machen. Statt unseres gewohnten Nachmittagstees sollten wir hier in Rosara lieber ein Picknick machen.“
    Alyssa biss sich auf

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