Julia Extra Band 358
sie die Tür und kehrte in die Küche zurück. Falls er glaubte, er könne sie von nun an regelmäßig besuchen, konnte er es vergessen.
Nun musterte er sie von oben bis unten, wobei sein Blick länger als nötig auf ihren Füßen ruhte.
Jo widerstand dem Drang, diesem zu folgen. An ihrem Outfit war nichts auszusetzen. Die enge schwarze Hose mit dem hohen Bund ließ ihre Beine noch länger wirken, ein Eindruck, der durch die dunkelvioletten Designerpumps mit den hohen Absätzen verstärkt wurde. Obwohl sie mit ihren eins achtundsiebzig nicht gerade klein war, bevorzugte sie solche Schuhe, weil sie bei der Arbeit oft von großen Models umgeben war. Aber warum sollte Daniels Meinung sie interessieren? Seine Jeans war der beste Beweis dafür, dass er keine Ahnung von Mode hatte.
Die Knie waren genauso fadenscheinig wie die Taschen auf seinem …
Schnell wandte sie den Blick ab. Auf keinen Fall durfte Daniel sie dabei ertappen, wie sie seinen Po betrachtete.
„Das ist mein Job“, sagte er mit einem ungeduldigen Unterton, während er durch die Küche ging. „Das Seil war zu kurz … Die Zeit lief mir davon. So, ich muss Schluss machen. Deine Freundin will bestimmt noch telefonieren …“
Jo nahm ihren Lieblingsbecher und stellte ihn auf den Tresen. Hoffentlich machte Liv ihm die Hölle heiß! Welcher Idiot turnte ungesichert in so einer Höhe herum?
Während der Kaffee durchlief, lehnte sie sich mit verschränkten Armen an den Tresen und betrachtete Daniel. Sein T-Shirt war genauso fadenscheinig wie seine Jeans. Er wirkte … erschöpft? Nein, eher müde, als hätte er in letzter Zeit wenig geschlafen. Zwar interessierte es sie auch nicht, aber da Liv gefragt hatte, wie er aussah, betrachtete sie ihn nun eingehender.
Hätte man ihr ein Wahrheitsserum injiziert, hätte sie zugegeben, dass sie nachvollziehen konnte, warum die Frauen bei ihm schwach wurden. Seine lebhaft funkelnden blauen Augen, dass kurze dunkelblonde Haar, der Dreitagebart …
„Ihr braucht euch jedenfalls keine Sorgen um mich zu machen. Müsst ihr nicht die Hochzeit planen?“ Er ließ den Blick zu Jo schweifen. „Sie ruft dich zurück.“
Bevor er das Gespräch beendete, war sie zur Wohnungstür geeilt und hatte diese lächelnd geöffnet. Er schloss sie jedoch wieder.
„Offenbar müssen wir miteinander reden“, meinte er ausdruckslos.
Während sie entnervt erwog, ihm mit ihren Stilettos auf den Fuß zu treten, fügte er hinzu: „Ich habe es nicht gern, wenn andere ihre Nase in meine Angelegenheiten stecken.“
„Das hätte ich auch nicht getan, wenn du ans Telefon gegangen wärst. Ist es so schwer zu begreifen, dass deine Familie glauben könnte, du seist lebensmüde?“
„Ich bin nicht lebensmüde. Los, stell dich auf den Stuhl.“
„Was?“
„Du hast ganz richtig gehört.“
Da sie nicht reagierte, umfasste Daniel ihr Handgelenk und führte sie ins Wohnzimmer. Bisher hatte er sie noch nie berührt.
„Was soll das?“, fragte Jo.
„Ich möchte dir etwas zeigen.“
Dann ließ er ihren Arm los, umfasste ihre Taille und hob sie auf einen Stuhl. „Was fällt dir ein? Komm sofort von meinem Sofa runter!“
Die Beine leicht gespreizt, stand er auf ihrem Sofa und testete die Federung. „Los, spring.“
„Was?“
„Spring!“
Jetzt reichte es ihr. Wie alt war er eigentlich? Fünf?
Als sie jedoch vom Stuhl klettern wollte, legte er ihr unvermittelt den Arm um die Taille und hob sie hoch. Ehe sie sich’s versah, prallte sie gegen ihn und stieß einen erschrockenen Laut aus. Benommen hob sie das Kinn und blickte ihm in die Augen.
„Siehst du?“, meinte er verführerisch sanft. „Es ist eine Frage der Balance.“
Noch beunruhigender als der Ausdruck in seinen Augen war die intime Nähe. Wie konnte sie sich so stark zu ihm hingezogen fühlen, wenn sie Daniel so verabscheute?
Als er sie dann langsam hinunterließ, blieb Jo nichts anderes übrig, als seine Schultern zu umfassen. Einen Moment lang fühlte sie sich wie in Trance.
„Ich wusste, was ich tue.“ Nachdem er vom Sofa gestiegen war, hob er sie hinunter.
Sofort wich sie einen Schritt zurück und senkte den Blick. Eigentlich hätte sie außer sich sein müssen, weil er sie angefasst hatte und, was noch schlimmer war, ihr Körper darauf reagiert hatte. Energisch verschränkte sie die Arme vor der Brust und hob das Kinn. „Wegen der Gläser sind wir jetzt quitt. Du hast riesige Fußabdrücke auf meinem Sofa hinterlassen.“
„Wenn du nichts Besseres mit
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