Julia Extra Band 358
kühler Blick, seine angespannte Haltung oder der warnende Unterton. Aber was war es?
Nun runzelte Daniel die Stirn und wandte sich ab. Aber selbst wenn sie das Recht gehabt hätte, ihn zu fragen, was los sei, verließ er ihre Wohnung, bevor sie reagieren konnte.
Tag eins war wirklich großartig gewesen.
Sie konnte Tag zwei gar nicht erwarten.
2. KAPITEL
Liegt es nur an mir, oder schmeckt der Cappuccino besser, wenn sie diese kleinen Herzen in den Milchschaum machen? Komisch, dass solche Kleinigkeiten manchmal so viel bewirken.
Jorja Dawson hatte Brüste. Das konnte ihm damals nicht entgangen sein. Zum Glück hatte sie sie noch nie an ihn gepresst.
Und offenbar beruhte das erotische Knistern zwischen ihnen auf Gegenseitigkeit, denn ihre Brustwarzen hatten sich unter dem engen Top abgezeichnet, bevor sie die Arme verschränkt hatte. Wenn sie seine Gefühle je erriet, hätte sie eine neue Waffe, die sie gegen ihn einsetzen konnte. Und falls sie es tat, würde er schwere Geschütze auffahren müssen, bis sie bedingungslos kapitulierte.
Nummer zwei auf seiner Liste: beste Freundin seiner Schwester.
Daniel, der inzwischen fast fünf Meilen gejoggt war, beschleunigte das Tempo. Jo hatte einen wunden Punkt bei ihm getroffen, aber sie konnte auf keinen Fall wissen, dass er schlecht schlief. Oder dass er es satthatte, nachts schweißgebadet und heiser vom Schreien aufzuwachen. Es musste aufhören, bevor ihm bei der Arbeit wieder ein Fehler unterlief oder er gezwungen war, sich nach einer anderen Wohnung umzusehen.
Nachdem er ein Stück gegangen war, betrat er einen belebten Coffeeshop und nahm dabei die Kapuze seines Sweatshirts ab. Nachdem er bestellt hatte, schaute er sich um und entdeckte dabei eine Frau, die allein am Fenster saß. Es war genau das, was er brauchte: eine andere Frau.
Er fing mit ihren Schuhen an. Sie trug hochhackige schwarze Pumps und hatte die Beine übereinandergeschlagen. Ihr enger Rock betonte ihre Kurven. Nicht schlecht. Auch die weiße Bluse regte seine Fantasie an. Er ließ den Blick zu ihrem dunklen Haar schweifen, das sie im Nacken zu einem eleganten Knoten hochgesteckt hatte. Sie trug sogar eine strenge Lesebrille, was seine Fantasie noch mehr beflügelte.
Als sie sich zu ihm umwandte, schüttelte Daniel den Kopf. Früher hatte er ein besseres Gespür dafür gehabt, wenn der Feind in der Nähe war.
Sie blickte zu ihm auf, als er sich eine Papierserviette von dem Tresen neben ihr nahm. „Soll das ein Witz sein?“
„Darf ich mir jetzt nicht mal mehr einen Kaffee kaufen?“
„Das kannst du auch woanders.“
„Das hier ist der nächste Coffeeshop.“
„Du kannst den zwei Straßen weiter nehmen. Das hier ist meiner.“ Jo blickte wieder auf ihren Laptop. „Montags, mittwochs und freitags vormittags ist das hier mein Arbeitsplatz.“
Er setzte sich auf den Stuhl ihr gegenüber und quittierte ihre finstere Miene mit einem freundlichen „Guten Morgen.“
Nachdem sie vergeblich versucht hatte, wieder zu arbeiten, während er aus dem Fenster sah, seufzte sie. „Du wirst also an den Tagen hier sein und mich mürbemachen, bis ich ausziehe? Das ist wirklich …“
„Wirkungsvoll?“
„Kindisch, wollte ich sagen. Es ist beruhigend, zu wissen, dass das Wohl der Bürger in den Händen eines so reifen Vertreters des New York Police Department liegt.“
Als sie wieder zu tippen begann, wurde Daniel bewusst, dass er keine Ahnung hatte, womit Jo ihr Geld verdiente.
„Was machst du eigentlich beruflich?“, erkundigte er sich deshalb.
„Es ist das erste Mal, dass du dich zu der Frage genötigt fühlst“, meinte sie, ohne aufzusehen.
„Es hat irgendetwas mit dem Internet zu tun, oder? Du gehörst zu den Leuten, die alle fünf Minuten berichten, was sie gemacht haben.“
„Genau, das ist das Einzige, wozu die Leute das Internet benutzen.“ Sie trank einen Schluck Kaffee. „Auf deiner Neandertalerskala, wo nur der Stärkere überlebt, rangieren alle, die nicht körperlich arbeiten, ganz unten.“
„Vielleicht solltest du nicht so viel Koffein zu dir nehmen.“
Nachdem sie einmal tief durchgeatmet hatte, machte sie weiter. „Ich schreibe einen Blog.“
„Und damit kann man seinen Lebensunterhalt verdienen?“
„Unter anderem“, erwiderte sie. „Musst du nicht zum Dienst?“
„Nein.“
„Na gut. Ich kann das Kennenlernspiel weiterspielen, bist du genug hast. Das kann ja nicht lange dauern.“ Jo nahm ihren Becher wieder in die Hand, lehnte sich zurück und sah
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