Julia Extra Band 358
zur Seite, sodass sie gegen eine Hauswand stieß.
Nachdem er seine Dienstmarke, die er an einer Kette um den Hals trug, unter dem Pullover hervorgezogen hatte, blickte er nach links und rechts und rannte dann über die Straße. Sobald er vor den beiden stand, legte er dem Mann die Hand auf die Schulter und schob ihn ein Stück zurück. „NYPD … stellen Sie sich dahin.“ Mit dem Zeigefinger deutet er auf Jo. „Und du rührst dich nicht von der Stelle.“
Fassungslos blickte sie ihn an. „Verfolgst du mich jetzt?“
„Ich bin ein Cop, falls du es vergessen hast. Und du kannst von Glück reden, dass du in den letzten Stunden einen Bodyguard hattest. Hast du eine Ahnung, wie viele Schießereien es in dieser Gegend gibt?“ Als ihr Begleiter nach vorn taumelte, funkelte Daniel ihn an. „Das würde ich an deiner Stelle nicht tun, Kumpel.“
„Sie … dürfen nicht mit meiner …“, lallte der Mann.
„Halt die Klappe, Jack.“ Mit finsterer Miene wandte Jo sich an Daniel. „Wie kannst du es wagen …?“
„Du erzählst mir jetzt, was los ist, und zwar entweder hier oder auf der nächsten Wache.“
„Du kannst mich nicht festnehmen. Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen.“
Er nickte. „Na gut, dann verhafte ich ihn. Er kann die Nacht in der Ausnüchterungszelle verbringen.“
Als er sich abwandte, umfasste sie seinen Arm.
„Nicht.“ Sie riss sich zusammen, bevor sie leise hinzufügte: „Ich muss ihn nur nach Hause bringen.“
Er hätte sie lieber mit auf die nächste Wache genommen, aber irgendetwas hielt ihn davon ab. Jo war immer noch wütend, doch er spürte, dass sich mehr dahinter verbarg. Nachdem er einmal tief durchgeatmet hatte, musterte er Jack von Kopf bis Fuß und traf dabei eine Entscheidung. „Wie weit ist es?“
„Vier Straßen.“
„Du gehst vor. Ich helfe ihm, und wenn wir da sind, werden wir uns unterhalten.“
„So, glaubst du?“
Während er ihr nachblickte, umfasste er den Arm ihres Begleiters, bevor dieser das Gleichgewicht verlor. „Wenn du mich vollkotzt, verhafte ich dich trotzdem.“
Er brauchte ungefähr doppelt so lange wie unter normalen Umständen. Zunehmend ungeduldiger erstickte er dabei alle Versuche des Mannes, ein Gespräch zu beginnen, im Keim. Sobald sie die spärlich möblierte Einzimmerwohnung erreicht hatten, schob Jo den Mann ins Bad. Daniel ging unterdessen in dem kleinen Wohnzimmer auf und ab. Dabei fiel ihm plötzlich etwas ins Auge.
Er blieb vor einem Bücherregal stehen und nahm einen Rahmen mit einem Dokument heraus – das Zeugnis aus der sechsten Klasse von Jorja Elizabeth Dawson. Als Nächstes entdeckte er ein Foto, das an einem Stapel Bücher lehnte. Es zeigte Jack in jüngeren Jahren vor einem Riesenrad, die Arme um ein dünnes Mädchen mit langen dunklen Zöpfen und einem strahlenden Lächeln gelegt.
Sofort erkannte Daniel seinen Irrtum und fühlte sich im nächsten Moment wie der größte Idiot auf Erden. Als er in Richtung Flur blickte, stellte er fest, dass Jo ihn schweigend betrachtete.
„Er ist dein Vater“, stellte er fest.
„Richtig.“
„Du hättest es mir sagen sollen.“
„Das hätte ich auch getan, wenn du mich gefragt hättest.“
Nachdem er das Zeugnis wieder ins Regal gestellt hatte, wandte er sich zu ihr um und schob die Hände in die Taschen seiner Jeans. „Wie lange trinkt er schon?“
„Es wäre einfacher, dir zu sagen, wann er nicht getrunken hat.“ Sie zuckte die Schultern und befeuchtete sich die Lippen, wobei sie seinen Blick mied. „Einen Monat im Jahr ist es immer besonders schlimm. Jetzt ist es gerade wieder so weit.“
Als sie ihn dann ansah, fühlte er sich so elend wie noch nie zuvor in seinem Leben.
Daniel atmete tief durch. „Jo …“
Im nächsten Moment wurde die Tür zum Bad geöffnet, und Jack erschien. Auf unsicheren Beinen ging er von Wand zu Wand, bis er schwankend stehen blieb. Daraufhin machte Daniel einen Schritt auf ihn zu.
„Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen.“ Er schüttelte ihm die Hand. „Daniel Brannigan. Ich bin ein Freund Ihrer Tochter.“
Jo, die rechts von ihm stand, schnaufte verächtlich. „Ein bisschen übertrieben, findest du nicht?“
„Ich habe mir Sorgen um sie gemacht.“
„Seit wann?“
Da er es vermutlich nicht anders verdient hatte, erwiderte er nichts und sah ihr in die Augen, als er hinzufügte: „Ich dachte, sie wäre in Schwierigkeiten.“
„Meine Jo … bestimmt nicht“, erklärte Jack mit schwerer Zunge. „Sie ist ein
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