Julia Extra Band 358
Persönlichkeit eine natürliche Wärme mit einer fast perfektionistischen Professionalität vereinte. Laura freute sich auf die Zusammenarbeit mit ihr.
Inzwischen hatten sie einen cremefarbenen Flur erreicht, dessen Wände mit schwarzen Malereien verziert waren. Auch hier waren westliches und östliches Dekor gelungen miteinander kombiniert worden.
„Die Doppeltür vor uns führt in die Empire Suite“, erklärte Katinka. „Und die Tür zu unserer Rechten in einen kleinen Korridor, der die beiden Suiten miteinander verbindet. Man kann ihn auch verschlossen lassen. Es ist so eingerichtet worden, dass der Privatfahrstuhl Ihrer Gäste auch in der Etage unter uns hält.“
„Wäre es möglich, dieses Privileg auch für die Royal Suite einzurichten?“, erkundigte sich Laura. Sie würde mit Vasilii darüber sprechen. Auf diesem Wege wären informelle Gespräche mit dem chinesischen Clan möglich.
„Selbstverständlich.“
Eine halbe Stunde lang ließ Laura sich von Katinka in die Lagepläne des Hotels einweisen, in die geplante Dekoration und vor allem in die Ausstattung der Suiten.
„Ich lasse Sie jetzt allein, damit Sie sich einrichten können“, sagte Katinka zum Abschied.
Es gab in den Suiten jeweils drei große Schlafräume mit dazugehörigen Ankleide- und Badezimmern, ein technisch mit allem Komfort ausgestattetes Arbeitszimmer und zwei kleinere Gästezimmer für zusätzliches Privatpersonal.
Lauras eigener Raum war in hellem Taubenblau und Beige gehalten, was ausgesprochen frisch und beruhigend wirkte. Durch die großen Fenster hatte sie einen unverstellten Blick aufs Meer und in den wolkenlosen Himmel.
Es tat gut, allein zu sein und tief durchatmen zu können, bevor sie sich Vasilii wieder stellen musste. Mit gemischten Gefühlen inspizierte sie ihre neue Arbeitsgarderobe und kam zu dem Schluss, dass Vasilii sie sicherlich nicht selbst ausgewählt hatte.
Irgendwie wäre es ihr aber lieber, es wäre so gewesen. Warum eigentlich? Weil sie einfach nicht vergessen konnte, dass sie für einen schwachen Augenblick am liebsten mit ihm im Bett gelandet wäre? Weil sie sich unbewusst mehr emotionale Nähe zu ihm wünschte?
Ihr Verstand schlug eine gefährliche Denkrichtung ein, fand sie. Und auch ihr Körper zeigte erneut Anzeichen von Schwäche – einer Schwäche für Vasilii!
Es waren überraschend viele Accessoires vorhanden: Taschen, Schuhe, Sonnenbrillen. Und die Kleidungstücke waren extrem geschmackvoll und hatten alle die richtige Größe. Weniger hatte Laura auch nicht erwartet.
Zum Dinner an diesem Abend entschied sie sich für ein jadegrünes Jerseykleid, das sie mit ihrem eigenen Schmuck etwas aufwerten wollte.
Eine halbe Stunde später war sie mit Vasilii am Lift verabredet. Er wollte die Blumenarrangements in der Empire Suite überprüfen, die inzwischen aufgestellt worden waren.
Als Laura mit klopfendem Herzen darauf wartete, dass sich die Fahrstuhltüren öffneten, wunderte sie sich darüber, wie sehr sie sich auf das Wiedersehen mit Vasilii freute. Dabei sollte ihr seine Anwesenheit doch unangenehm sein, weil er sie durcheinanderbrachte, weil er sie ständig anstarrte und mit seiner Erwartungshaltung unter Druck setzte … oder nicht?
Endlich glitten die Türen auf, und Laura richtete ihren Blick unwillkürlich an Vasilii vorbei auf die verspiegelte Wand hinter ihm. Sie erstarrte, als sie bemerkte, dass sie nur noch einen der goldenen Ohrstecker ihrer Mutter trug.
Nicht einmal Vasiliis finsterer Gesichtsausdruck und sein scharfer Tonfall konnten zu ihr durchdringen. „Was ist denn los?“, fragte er ungeduldig.
Die Antwort blieb ihr zuerst im Hals stecken, und sie tastete mit zitternden Fingern nach ihrem nackten Ohrläppchen. „Ich habe einen von meinen Ohrringen verloren.“
Verwirrt zog er die Augenbrauen hoch.
„Sie gehörten meiner Mutter“, fuhr Laura leise fort. „Wenn ich sie trage …“ Kopfschüttelnd brach sie ab und schluckte. Der Gedanke, etwas so Kostbares zu verlieren, war unerträglich. Dieser Schmuck bedeutete ihr alles!
Vasilii bemerkte, wie aufgelöst Laura war. Und er konnte den ideellen Wert, den die Ohrringe für sie hatten, gut nachvollziehen. Aber ihre Aufgewühltheit berührte einen Teil in ihm, den er lieber verdrängt hätte. Einen verborgenen Winkel, in den er seinen eigenen Verlustschmerz verbannt hatte. „Erinnern Sie sich, wann Sie ihn zuletzt hatten?“
Angestrengt dachte sie nach. Sie hatte sich im Bad des Privatjets noch die Lippen
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