Julia Extra Band 359
ein Rendezvous mit dem Kosaken!
Clementine fand das schwer zu glauben. Vielleicht sollte ich erst einmal ein paar Dinge klären, rief sie sich zur Ordnung, aber wie? Sie konnte ja schlecht sagen: Normalerweise mache ich keinen Striptease in einer Boutique. Ich bin ein anständiges Mädchen. Ich werde mit Ihnen essen gehen, mehr nicht.
Letztendlich ging es ja auch um nichts anderes. Und er hat mich gerettet!
Das war schlicht nicht zu toppen. Sie konnte es immer noch nicht fassen. Er hatte wahrhaftig eine Belohnung verdient. Ein leises Lächeln stahl sich um ihre Mundwinkel. Ich muss in Ruhe darüber nachdenken, sagte sie sich. Sein begehrlicher Blick war ihr nicht entgangen. Dieser Mann hatte eindeutige Absichten, aber sie nicht. Nicht einmal bei einem Champion mit den grünsten Augen, die sie jemals gesehen hatte.
Sein Arm ruhte auf der Rückenlehne, lediglich Zentimeter von ihren Schultern entfernt. Sie spürte die Wärme seiner Hand, die Hitze seines Körpers. Sein Oberkörper war ihr zugewandt, seine Beine lässig ausgestreckt. Unter dem feinen, dünnen Stoff des Hemdes erahnte sie die durchtrainierten Bauchmuskeln. Er war schlicht Versuchung pur.
Ich muss sofort aufhören zu fantasieren, sagte sie sich. Ich kenne ja nicht einmal seinen Namen.
„Übrigens, ich heiße Clementine Chevalier.“ Sie streckte ihm die Hand hin.
„Clementine“, wiederholte er.
Bei seinem Akzent klang ihr Name wie eine Verheißung. Er nahm ihre Hand und führte sie an seine Lippen. Die Berührung durchfuhr sie wie ein Blitz, gleichzeitig fühlte sie sich wie eine Prinzessin in einem Märchen.
„Sergej – Sergej Marinov.“
In Gedanken ließ sie seinen Namen auf der Zunge zergehen. Wie unglaublich erotisch.
Der Wagen hielt abrupt an, und Clementine versuchte, in die Realität zurückzukehren und bückte sich nach ihren Stiefeln.
„Vielen Dank“, sagte sie atemlos. „Soll ich Ihnen meine Adresse geben oder treffen wir uns in der Stadt?“
„Ich hole Sie ab“, verkündete er, als sei es das Selbstverständlichste der Welt. „Außerdem halte ich es für ratsam, wenn ich mitkomme und die Sache für Sie regele.“
Warum nicht, dachte sie und zuckte die Achseln. „Sie sind offensichtlich wild entschlossen, mich nicht mehr aus den Augen zu lassen.“
„Und? Wie stehen meine Chancen?“
„Was schätzen Sie denn?“ Clementine ging hüftschwenkend voraus und betrat das Botschaftsgebäude. Ihre Ankunft blieb nicht unbemerkt. Man starrte sie unverhohlen an.
Sie hatte lange Schlangen befürchtet, einen Stapel Formulare, aber offensichtlich gab es all das in Sergej Marinovs Welt nicht. Er lebte anscheinend in einem Paralleluniversum, wo man höflich in ein Büro gebeten wurde und wo einem Kaffee oder Tee – oder auch etwas Stärkeres – kredenzt wurde. Außerdem empfing und behandelte man sie, als wären sie alte Freunde. In diesem Fall handelte es sich um eine elegante, diskret gekleidete Dame, die Sergej mit offensichtlicher Vertrautheit begrüßte. Clementine spürte, wie sich ihr Magen verkrampfte. Dieser Mann ist einfach unglaublich, dachte sie.
Er hatte sie gerettet, sie zum Essen eingeladen, und nun half er ihr aus einer schwierigen Situation heraus. Charmant lächelnd regelte er die ganze Angelegenheit. Sie erhielt einen neuen Pass, eine neue Kreditkarte und ein Visum.
„Wer sind Sie eigentlich?“, entfuhr es ihr, als sie die Botschaft wieder verließen.
„Ich habe so meine Kontakte“, antwortete er ausweichend. „Wo soll ich Sie denn jetzt hinbringen?“
Beinahe hätte sie gesagt: Wohin Sie wollen. Stattdessen gab sie ihm pflichtschuldigst ihre Adresse und registrierte sein missbilligendes Stirnrunzeln.
„Ist Ihnen das zu weit?“
„Die Gegend ist nicht gerade … sicher.“
„Man wird ihren Wagen schon nicht zerkratzen, setzen Sie mich einfach irgendwo ab.“
Konsterniert sah er sie an. „Ich mache mir Sorgen um Sie ! Wie konnte man Sie denn dort unterbringen?“
„Es ist okay. Wirklich. Ich bin ein großes Mädchen, Sergej.“
Zum ersten Mal hatte sie seinen Namen ausgesprochen. Sie lauschte dem Klang des Wortes nach. Außerdem gefiel es ihr, endlich einmal einen Mann vor sich zu haben, der sie um Haupteslänge überragte – trotz der hochhackigen Stiefel.
„Schon, aber sollte eine Frau wie Sie allein sein?“
Clementine wurde schwach. Wie hypnotisiert starrte sie auf Sergejs Lippen. Am liebsten hätte sie mit den Fingerspitzen darübergestrichen.
„Sie wissen, wie man eine Frau
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