Julia Extra Band 359
käuflich, dessen war er sich sicher. Gut, dass ich Alex nichts von ihr erzählt habe, dachte er.
„Wir sehen uns gleich“, versprach er und legte auf. Ihre Stimme klang definitiv sehnsüchtig, darüber fühlte er tiefe Befriedigung.
In der hell erleuchteten Suite herrschte Stille, als Clementine sie betrat. Ihr war heiß vom Sightseeing, mit dem sie den Tag verbracht hatte. Eigentlich hätte sie gern sofort geduscht, aber sie konnte es nicht abwarten, Sergej wiederzusehen. Sie entdeckte ihn auf dem Balkon. „Hi!“, sagte sie leise.
Sergej drehte sich langsam um. „Hallo.“
„Anstrengender Tag?“, erkundigte sie sich und hätte sich wegen der banalen Bemerkung ohrfeigen können.
„Das sind sie alle, kisa .“ Ein Lächeln umspielte seine Lippen. „Du kommst spät.“
Es lag kein Vorwurf in seiner Stimme. „Tatsächlich?“ Sie wusste genau, dass es stimmte, aber am Morgen, als sie aufwachte, war er nicht da gewesen, das machte sie trotzig.
Er kam auf sie zu und schloss die Glastür zur Terrasse hinter sich. Wie selbstverständlich nahm er sie in die Arme. Clementine hatte das Gefühl dahinzuschmelzen. Sie erwartete, dass er etwas sagen würde, stattdessen küsste er sie.
Nach einer Weile löste sie sich von ihm und stemmte die Hände gegen seine Brust. „Nicht so stürmisch.“ Augenblicklich ließ er sie los und verpasste ihr einen leichten Klaps auf den Po.
„Verstehe. Dann mach dich erst mal frisch.“
Unsicher blickte sie ihn an. „Ich ziehe mich nur schnell um. Dauert höchstens eine Viertelstunde.“ Sie zögerte. „Muss ich mich sehr schick machen?“
„Leider musste ich umdisponieren, was den heutigen Abend betrifft. Ich habe einen Termin.“
„Du gehst weg?“
„Ein Geschäftstermin, Clementine. Das kommt ständig vor.“
Seine Miene verriet entschieden Ungeduld.
„Ach, das macht nichts“, antwortete sie mit gekünstelter Fröhlichkeit. „Ich komme einfach mit.“
„Du kommst … was?“ Stirnrunzelnd sah er sie an. „Das ist kein Ort für eine Frau.“
„Wieso? Gehst du in eine Moschee?“
„In ein Boxstudio. Zu viel Männerschweiß und Testosteron.“
„Du meinst, wie gestern Nacht?“
„Vielleicht. Aber ohne die Garantie, auf einer weichen Matratze zu landen.“ Er lächelte anzüglich.
Dieses Lächeln brachte das Fass zum Überlaufen. „Du bezeichnest mich als Matratze?“
„Nein. Ich würde dich als Wunderwerk der Natur bezeichnen.“
Irgendwie klang das in ihren Ohren nicht nach einem Kompliment. Außerdem schätzte sie es nicht, auf ihren Körper reduziert zu werden. „Übertreibe es nur nicht mit den Schmeicheleien“, sagte sie. „Sonst kann ich für nichts garantieren, Champ.“
„So gefällst du mir schon besser. Schlagfertig und provokativ, so ist es richtig.“
„Dann verschwinde ich mal im Bad“, verkündete sie gestelzt.
Sie ging davon aus, dass Sergej weg sein würde, wenn sie geduscht hatte. Unter dem Strahl der Brause ließ sie Dampf ab und belegte ihn mit jedem Schimpfwort, das ihr einfallen wollte. Typisch Mann, dachte sie. Sobald sie einen erst mal im Bett haben, ist es mit der Romantik schlagartig vorbei. Sie schnaubte unwillig und fragte sich, wie dumm man eigentlich sein musste, um ständig auf das gleiche durchsichtige Getue und Gerede hereinzufallen. Wieder einmal hatte sie sich etwas vorgemacht.
Sergej klopfte der Form halber kurz an und betrat das Bad. Diesen prachtvollen Körper in seinen Armen zu halten, das war es, wonach er sich den ganzen Tag gesehnt hatte. Er starrte Clementine an und beobachtete, wie das Wasser über ihre honiggoldene Haut strömte, über ihre festen Brüste, die schmale Taille und diese schier nicht enden wollenden Beine. Nach einer Weile drehte sie sich erschreckt um. Ihr Blick wurde hart.
„Wage es ja nicht, Marinov.“
Sergej wusste, wie man eine Schlacht gewann – und diese würde er nicht verlieren. Völlig bekleidet trat er unter die Dusche zu ihr, und als sie den Mund öffnete, wahrscheinlich, um ihn zu beschimpfen, küsste er sie.
Clementine kämpfte ernsthaft gegen die Versuchung an – ganze fünf Sekunden lang. Dann sank sie in Sergejs Arme. Alle warnenden Stimmen verstummten. Sie fühlte sich bei ihm beschützt und geborgen.
Als wäre es das erste Mal, dachte sie erstaunt, als sie später in ein Handtuch gewickelt auf der Bettkante saß. Sie beschwor die Situation vor ihrem geistigen Auge erneut herauf. Sergej hatte sich nicht einmal ausgezogen, sondern einfach nur den
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