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Julia Extra Band 359

Julia Extra Band 359

Titel: Julia Extra Band 359 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Ellis Maisey Yates Melissa James Jackie Braun
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die sich mit meiner Familie beschäftigen.“
    Jetzt war Amber an der Reihe, überrascht zu sein. „Du kannst alte Handschriften lesen? In welchen Sprachen? Du hast doch nicht etwa das Gilgamesch-Epos im Original gelesen oder die Geschichte des Trojanischen Kriegs?“
    „Doch, das habe ich.“ Er zog die Brauen hoch. „Was weißt du denn über das Gilgamesch-Epos?“
    „Ach, ein bisschen hab ich von meinen Tutoren in der Schulzeit aufgeschnappt“, erwiderte sie leichthin. „Und aus dem einen oder anderen Artikel in der Zeitschrift ‚Gods and Graves‘.“
    „Wo hast du denn die her? Warst du in meinem Zimmer?“
    Achselzuckend bekannte sie: „Aber nein, ich bin Abonnentin, schon seit Jahren.“ Zögernd fügte sie hinzu: „Ich kann es immer kaum erwarten, bis die neuste monatliche Ausgabe erscheint.“
    „Es gibt jetzt übrigens auch eine Online-Ausgabe, weißt du das?“ Seine Augen blitzten vor Eifer.
    „Oh, ja, aber ich halte lieber die Papierausgabe in Händen. Ich liebe es, die Zeitschriften immer wieder durchzublättern und mir die Bilder zu betrachten.“
    Sie tauschten ein einvernehmliches Lächeln. Wie zwei Menschen, die sich gerade erst kennengelernt hatten und aufgeregt feststellten, dass sie dieselben Interessen verbanden.
    „Wann findest du bei all deinen Verpflichtungen denn noch die Zeit zum Lesen?“, wollte Amber wissen.
    „Spätabends im Bett, vor dem Schlafen.“
    „Das ist auch meine liebste Lesezeit, ungestört von der Dienerschaft, die einen umschwirrt wie die Fliegen“, meinte sie lächelnd.
    „Ganz genau.“ Plötzlich wirkte er um Jahre jünger. Die Begeisterung, die seine Augen leuchten ließ, brachte ihr Herz dazu, schneller zu schlagen. „Da kann ich endlich ganz für mich sein. Ich liebe das.“
    „Ich auch“, bestätigte sie, glücklich, eine weitere Gemeinsamkeit entdeckt zu haben. „Und welche Epoche interessiert dich am meisten?“
    „Ich würde zu gerne mehr über die Amalekiter, ein altes Nomadenvolk aus dem Süden Palästinas, erfahren. Irgendwann verliert sich ihre Spur in der Geschichte. Während meiner Studienzeit habe ich viel über diesen Stamm geforscht. Wenn du willst, zeige ich dir meine Ergebnisse.“
    „Wirklich? Ich kann es kaum erwarten“, meinte sie begeistert, damit er es sich nur nicht anders überlegte. „Wolltest du schon immer Archäologe werden?“
    Er nickte. „Alte Kulturen faszinieren mich. Fadi hatte die Idee, meine Kenntnisse zum Wohl unseres Volkes zu nutzen. Viel wurde in Abbas al-Din noch nicht ausgegraben, da unser Großvater die Forschung blockierte. Wahrscheinlich hatte er Angst, dass man etwas findet, was ein schlechtes Licht auf unsere Vorfahren werfen könnte.“
    Ein amüsiertes Grinsen legte sich um seine Lippen. „Tja, Fadi hat mir dann freie Hand bei meinen Forschungsarbeiten gelassen … Bis er mich an den Hof zurückbeorderte, weil er meine Unterstützung brauchte.“ Er neigte rasch den Kopf in einem stummen Dankgebet für das Essen, dann probierte er den Salat.
    Amber beobachtete ihn fasziniert. Sie wollte nicht die entspannte Stimmung stören, indem sie weiter nachbohrte, warum er seine Karriere als Archäologe aufgegeben hatte. Die Antwort kannte sie sowieso: Alims egoistisches Streben nach Selbstverwirklichung hatte den jüngsten Bruder die Verwirklichung seiner Träume gekostet.
    Harun häufte ihr eine kleine Portion Salat auf den Teller. „Scheint ebenfalls in Ordnung zu sein. Am häufigsten werden Betäubungsmittel in Getränke gemixt.“
    „Du hältst dich also weiter auf dem Laufenden, was die archäologische Forschung betrifft?“, fragte sie. Geistesabwesend stocherte sie mit der Gabel in ihrem Salat herum.
    „Ja, ich habe eine richtige kleine Bibliothek dazu angelegt und informiere mich auch übers Internet. Außerdem finanziere ich vielversprechende Ausgrabungen aus meiner Privatschatulle.“
    „Ist es nicht deprimierend, nicht selbst daran teilnehmen zu können?“, meinte sie sanft.
    Er schloss kurz die Augen und zuckte dann die Achseln in seiner wohlbekannten, gleichgültigen Art. „Es ist reine Zeit- und Energieverschwendung, Dingen nachzutrauern, die man nun einmal nicht haben kann.“
    Das klang abgeklärt, aber sein Blick verriet ihn. Die Sehnsucht nach Selbstverwirklichung hatte dieser Mann, der schon so viele Jahre nur für andere lebte, noch nicht völlig aufgegeben.
    Als hätte er ihre Gedanken gelesen und ihr Mitgefühl gespürt, wechselte er abrupt das Thema. „Also, hast du auch eine

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