Julia Extra Band 359
Aber wie steht es mit dir?“
„Ich kratze dir den Rücken und du kratzt meinen?“, erwiderte sie so leichthin wie möglich, um sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr seine Nähe sie erregte. Und die Aussicht, gleich von ihm berührt zu werden …
„Klingt gut.“ Jetzt war er es, der heiser klang. „Ich beseitige jedes Jucken, das dich quält. Du brauchst es bloß zu sagen, Amber.“
Die Zweideutigkeit seiner Worte ließ sie heiß erschauern. Als er sich jetzt zu ihr herumdrehte, berührten seine Schenkel ihre und sein Blick hielt ihren fest, brennend vor Verlangen. Sie drängte sich ihm entgegen, hob verlangend das Gesicht, brachte ihre Lippen dicht an seine …
Abrupt wandte Harun sich ab und rollte sich rasch auf die andere Seite. Vor Wut und Enttäuschung hätte Amber schreien mögen.
4. KAPITEL
„Wer ist da? Ich habe gehört, dass die Tür geöffnet wurde, zeig dich!“, bellte Harun barsch in Richtung Tür, während er sich so drehte, dass er Amber mit seinem Körper gegen neugierige Blicke abschirmte.
Amber begriff, und die Erleichterung überwog ihre Angst. Hektisch zupfte sie an ihrem Negligé herum. Vergeblich. Dieses hauchdünne Nichts taugte nicht dazu, sich zu bedecken.
Ein Mann kam herein, seine nackten Füße schlurften über die rauen Holzdielen. Er trug traditionelle Kleidung, das Gesicht war halb hinter einem Tuch verborgen, das er sich um den Kopf gewickelt hatte. Wortlos verbeugte er sich vor ihnen, eine lächerliche Geste in dieser Situation. Als Nächstes breitete er ein Laken über Ambers fast nacktem Körper aus, dann durchtrennte er erst ihre, anschließend Haruns Fesseln mit einem scharfen Dolch.
Es folgte eine einladende Geste in Richtung Tisch, den inzwischen jemand unbemerkt gedeckt haben musste. Zwei Tabletts mit Essen und Getränken standen darauf.
Sobald Harun auf den Beinen war, wollte er auf den Mann losgehen, doch der stoppte ihn mit einer warnenden Geste. Ein kurzes Händeklatschen, und zwei mit Maschinengewehren bewaffnete Wachen stürmten herein. Sie richteten die Waffen direkt auf Harun.
Amber ballte die Fäuste, um einen Schreckensschrei zu unterdrücken. Die Männer brauchten nicht zu wissen, wie viel Angst sie um Harun ausstand. Das verlieh ihnen nur unnötig viel Macht über sie.
Auch Harun zeigte keine Furcht. „Was soll das?“ Seine Stimme klang scharf und befehlsgewohnt. „Wo sind wir, und was habt ihr mit uns vor?“
Der Mann hüllte sich weiter in Schweigen, sein Blick war leer.
„Ah, du fürchtest wohl, dein Dialekt könnte deine Identität verraten?“, höhnte Harun. „Sei gewiss, viel Freude werdet ihr an dem Lösegeld für uns nicht haben.“
Statt einer Antwort schritt der Mann gelassen durch den Raum, deutete auf die Fenster – und die bewaffneten Männer, die diesen Fluchtweg sicherten. Die Männer, die Harun schon zuvor auf den Dächern der umliegenden Häuser gesehen hatte.
Erschrocken sprang Amber auf, raffte das Laken um sich und drängte sich an Haruns Rücken. „Oh, Scharfschützen!“
„Lass dich davon nicht beeindrucken. Die Waffen sind wahrscheinlich nicht mal geladen“, raunte Harun ihr beschwichtigend zu. Den Blick fest und unnachgiebig auf ihre Bewacher gerichtet, sagte er: „Ich verspreche dir, Amber, wir kommen hier heil wieder raus. Wir bedeuten eine Menge Geld, das wissen diese Männer, also werden sie uns kein Härchen krümmen. Die eigentlichen Entführer, die sich hinter diesen Männern verstecken, sind wohl zu feige, sich uns zu zeigen.“
In den Augen der Wache blitzte Belustigung auf, gepaart mit Respekt. Eine letzte Verbeugung, dann verließ der Mann hinter den zwei Bewaffneten den Raum. Ein dumpfer Knall signalisierte, dass die Tür nicht nur abgeschlossen, sondern zusätzlich mit einem Balken gesichert worden war.
Amber schauderte. „Das war ziemlich nervenaufreibend.“ Trost suchend griff sie nach Haruns Hand, der ihre aufmunternd drückte.
„Sie wollten uns nur Angst einjagen, damit wir nicht auf dumme Gedanken kommen, mehr nicht.“ Seine Stimme bebte vor unterdrückter Wut. „Vergiss nicht, wir sind für die so gut wie Bargeld. Sie werden uns nichts tun, Amber. Lebend sind wir viel mehr wert.“
„Aber warum dann all die Scharfschützen?“ Zitternd drückte sie sich an ihn. „Wir stellen doch keine wirkliche Bedrohung für sie dar.“
Nach kurzem Zögern legte er den Arm um sie. „Die alte Shabbat-Fehde“, sagte er leise.
„Du meinst, sie haben Angst, dass du etwas gegen sie
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